Kein Weidevieh, keine Almbewirtschaftung. Davon können die Eigentümer der Hermagorer Bodenalm ein Lied singen, denn jeder von ihnen löste seinen landwirtschaftlichen Betrieb auf. Wie sie es dennoch schaffen, die touristische Alm hervorragend zu bewirtschaften, zeigt ein „Krone“-Lokalaugenschein.
Immer mehr Leute zieht es in ihrer Freizeit auf die Alm. Der Tourismus in den Bergen boomt regelrecht. Doch damit dieser beliebte Besuch überhaupt möglich ist, braucht es eine Almbewirtschaftung, die Kühe, Schafe, Ziegen der heimischen Landwirte übernehmen. Doch fällt der Bauer weg, fallen auch die dafür zuständigen Tiere weg. Wie es auf der idyllischen Hermagorer Bodenalm nahe des Weißensees der traurige Fall ist.
„Wir haben 67 Anteilhaber auf einer Fläche von insgesamt 315 Hektar“, erzählt Johannes Leitner von der Agrargemeinschaft Nachbarschaft Hermagor. „Kein einziger der 67 Besitzer betreibt eine Landwirtschaft. Jeder hat sie aufgelassen.“
Der Grund: „Das ist in den vergangenen Jahrzehnten passiert. Die Eigentümer wohnen alle in der Stadt Hermagor, waren damals klein strukturiert, die Auflagen wurden immer schlimmer und mit der Zeit wurden immer mehr Flächen hergegeben“, erklärt er weiter und spricht das Bauernsterben an. „Doch ohne Landwirte und dem Vieh gehen die Almen verloren, durch ihre Bewegung und das Abgrasen bleiben die Almwiesen nämlich erhalten“, betont er.
So bleibt die beliebte Alm dennoch bestehen
Doch trotz dieser Problematik wird die Hermagorer Bodenalm mit Bravour bewirtschaftet. „Und zwar bitten wir andere Bauern, ihr Vieh zu uns auf die Alm zu bringen“, erklärt Walter Fercher. Gemeinsam mit seiner Frau Michaela bewirtschaftet er seit 13 Jahren die Hütte der Agrargemeinschaft und betreibt dort eine Käserei. „Gut 22 Milch- und elf trockengelegte Kühe haben wir für heuer bekommen – es ist nicht immer leicht, auf Landwirte zu stoßen, die ihre Kühe auftreiben wollen“, betont der leidenschaftliche Senner und ist immer wieder dankbar, wenn Bauern ihre Wiederkäuer zur Verfügung stellen. „Es ist ein Geben und Nehmen – denn ohne Kühe könnten wir hier keine Käserei betreiben.“
Und so werden die Tiere direkt vor Ort im Stall, der für 80 Stück Vieh ausgelegt ist, gemolken. Daraus werden prämierter Almkäse und andere Milchprodukte gewonnen. „Aus 500 Liter Milch produziere ich täglich drei Stück Käse, die jeweils zehn Kilo wiegen“, erzählt der 38-Jährige voller Freude und betont: „Guter Käse hängt von guter Milch, also auch den Kühen und der Pflege, ab.“
Für die Agrargemeinschaft ist die Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung. „Wir sind dankbar, dass die Bewirtschaftung funktioniert. Heutzutage sind echte Senner, die wissen, welche Arbeit auf sie zukommt, rar!“
Und damit weiter Käse produziert werden kann, der Tourismus davon profitiert und die Alm erhalten bleibt, werden auch fürs nächste Jahr wieder Kühe gesucht.
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