Das freie Wort

Fiaker – ja oder nein?

Die Sonntagsausgabe der „Krone“ vom 29. Mai hat die Debatte um die Fiaker aufgegriffen. Diese läuft auch in Salzburg ähnlich wie in Wien. Dabei steht für mich völlig außer Streit, dass die Pferde so pfleglich behandelt werden müssen wie möglich. Für nicht unwichtig, aber zweitrangig halte ich, dass es sich um eine Tradition und um eine Touristenattraktion handelt: Wenn die Tradition schädlich und tierverachtend wäre, müsste man darauf verzichten. Jedoch würde ich den Gründen zugunsten der Fiaker, die bereits zu lesen waren, den folgenden wesentlichen Grund hinzufügen: Jene, die um das Tierwohl so besorgt sind, dass sie ein Fiaker-Verbot verlangen, lassen etwas außer Acht, was gerade aus tierfreundlicher Sicht tiefgeht: Man braucht nur Kinder beobachtet zu haben, wie sie oft mit offenem Mund und unverwandtem Blick diesen Wesen folgen, wenn sie auf einem Platz oder in einer Allee daherkommen und wieder entschwinden. Ein unmittelbareres, intensiveres Interesse für Lebendiges, für nichtmenschliche Lebewesen kann man sich kaum vorstellen! Kinder in einer urbanisierten und immer mehr vom Scheinleben auf Bildschirmen angefüllten Welt können Tiere, und zumal solche größeren, nur selten wahrnehmen und erleben. Umso mehr kann die Begegnung mit ihnen in der Stadt Zuneigung und bleibendes Interesse für Tiere fördern, wenn nicht gar auslösen. Damit scheint mir für die Liebe zu den Pferden, ja für die Achtung vor dem Tier und dem Lebendigen überhaupt, mehr gewonnen als durch eine Abschaffung der Fiaker. Daher halte ich die Forderung nach einem Verbot auch aus tierfreundlicher Sicht für kurzsichtig.

Heinz Stockinger, Salzburg

Erschienen am So, 5.6.2022

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