Abhörskandal in GB
Murdoch bläst Übernahme von BSkyB ab
Von der Übernahme des Senders BskyB durch Murdochs News Corp. hätten beide Unternehmen profitiert, jedoch sei offensichtlich geworden, dass der Deal im derzeitigen Klima kaum vorangekommen wäre, begründete das US-Unternehmen seinen Rückzug. News Corp werde aber Aktionär von BSkyB bleiben.
Zuvor war die Kritik wegen des Skandals bei der mittlerweile eingestellten Murdoch-Zeitung "News of the World" immer lauter geworden. In einer Parlamentsdebatte hatten Politiker der britischen Parteien Murdoch dazu aufgefordert, die Offerte für BSkyB nach den unappetitlichen Enthüllungen über die Abhörmethoden bei Murdoch-Blättern fallenzulassen. Die BSkyB-Aktien, die in den Tagen zuvor bereits stetig auf Talfahrt waren, verloren an der Londoner Börse noch einmal ein Prozent auf 686 Pence.
Mit Absage Lieblingsprojekt begraben
Mit dem überraschenden Schritt verabschiedet sich der 80-Jährige von seinem Lieblingsprojekt. Für 14 Milliarden Dollar wollte Murdoch den gewinnträchtigen Fernsehkonzern vollkommen unter seine Kontrolle bringen - derzeit besitzt er nur knapp 40 Prozent. Es wäre der größte Deal in der Geschichte seines Medienkonzerns News Corp, zu dem auch das "Wall Street Journal" und die Filmfirma "20th Century Fox" gehören, gewesen.
Premierminister David Cameron verlangte im Parlament juristische Konsequenzen für die Verantwortlichen im Abhörskandal. Diejenigen, die für die "schändlichen" Praktiken verantwortlich seien, sollten strafrechtlich verfolgt werden, sagte Cameron am Mittwoch. Der Premier rief den Verlag News International des Medienmoguls Murdoch zu einer vollständigen Aufarbeitung der Anschuldigungen auf und forderte eine Neuordnung des Unternehmens. Bisher sind acht Verdächtige bei "News of the World" festgenommen worden.
Einer von der oppositionellen Labour-Partei eingebrachten Abstimmung über die Übernahme kam Murdoch zuvor, nachdem sowohl Camerons Konservative als auch die Koalitionspartner von den Liberaldemokraten in Aussicht gestellt hatten, dem Antrag von Labour zu folgen.
Untersuchungsausschuss soll Licht ins Dunkel bringen
Cameron legte Details zu einem richterlichen Untersuchungsausschuss dar. Dieser soll sich parallel zu den Polizeiermittlungen mit der Affäre befassen. Er soll Journalisten, Politiker, Polizisten und andere Beteiligte vorladen können, um unter Eid auszusagen. Untersucht werden sollen auch die Bestechungszahlungen an die Polizei.
Reform der Presseregulierung steht an
Der Ausschuss soll Anstoß zu einer Reform der britischen Presseregulierung geben. Es müsse in Zukunft mehr Transparenz in den Beziehungen zwischen Regierung und Presse geben, sagte Cameron. "Einer der Gründe, warum wir in diese Situation gekommen sind, ist, dass Politiker und die Presse über Jahrzehnte Zeit damit verschwendet haben, um Unterstützung zu buhlen, statt die Probleme anzugehen." Er wolle unter anderem prüfen lassen, ob Politiker künftig Gespräche mit Journalisten aufzeichnen und veröffentlichten müssten. Der Polizei könnte ein Experte zum Umgang mit Medien an die Seite gestellt werden.
Vor den Untersuchungsausschuss könnten auch die früheren Labour-Premierminister Tony Blair und Gordon Brown zur Aussage geladen werden, hieß es. Brown hatte am Dienstag in einem BBC-Interview berichtet, auch er sei Opfer der fragwürdigen Praktiken von Murdochs Unternehmen geworden.
Weitere beschuldigte Blätter wehren sich gegen Vorwürfe
Die von ihm benannten Zeitungen "The Sun" und "Sunday Times" verteidigten sich am Mittwoch gegen die Vorwürfe, sie hätte sich mit unlauteren Methoden Informationen aus seinem Privatleben besorgt. Beide Zeitungen gehören ebenfalls zu Murdochs Zeitungsgruppe "News International". Die "Sunday Times", der Brown vorgeworfen hatte, unter anderem an Daten seiner Anwälte und Konten gekommen zu sein, erklärte, man habe weder Gesetze gebrochen noch die Hilfe von Kriminellen in Anspruch genommen.
Premier Cameron erklärte erneut, warum er den früheren Chefredakteur des News-International-Blattes "News of the World", Andy Coulson, zu seinem Berater gemacht hatte. Er habe dies nur getan, weil Coulson ihm versichert habe, in keinerlei kriminelle Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein. Wenn sich herausstelle, dass er gelogen habe, müsse er bestraft werden.
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