UEFA-Cup

Bayern nach 3:3-Krimi bei Getafe im Halbfinale

Fußball
11.04.2008 16:18
Der Topfavorit auf den Gewinn des UEFA-Cups hat den Kopf in letzter Sekunde aus der Schlinge gezogen: Der FC Bayern München zitterte sich am Donnerstag ins Halbfinale des Fußball-UEFA-Cups. Die Münchner erreichten in Getafe ein hochdramatisches 3:3 nach Verlängerung. Dabei war der deutsche Tabellenführer, der 115 Minuten in nummerischer Überlegenheit gespielt hatte, nach einem 1:3-Rückstand bereits vor dem sicheren Aus gestanden. Neben den Bayern zogen Zenit St. Petersburg, die Glasgow Rangers und der AC Fiorentina ins Halbfinale ein.

Superstar Franck Ribery hatte die Bayern erst in der 89. Minute mit einem Volleyschuss nach einem Abpraller in die Verlängerung gerettet. Dort folgte aber vorerst das böse Erwachen. In der ersten Minute der Verlängerung traf erst Casquero, zwei Minuten später auch der eingewechselte Braulio für Getafe. Bayern benötigte zwei Tore - und bekam sie durch seinen Stürmerstar Luca Toni. Erst traf der Italiener, der im Halbfinale gegen Zenit wegen einer Gelben Karte gesperrt ist, nach Fehler von Getafe-Keeper Roberto Abbondanzieri (115.), im Finish per Kopf (120.).

Furioser Start der Bayern
Die Bayern waren bereits furios in die Partie gestartet. Nach 36 Sekunden brachte Toni einen Schuss von Ribery nicht im Tor unter. Danach die vermeintliche Vorentscheidung: Nach einem Laufduell mit DFB-Teamstürmer Miroslav Klose wurde Getafes Schlüsselspieler Ruben de la Red zum Ärger der 16.000 Zuschauer nach nur fünf Minuten ausgeschlossen. Die Bayern vermochten es aber lange Zeit nicht, ihre numerische Überlegenheit und die mehr als 60 Prozent Ballbesitz in Zählbares umzumünzen. Ribery traf per Freistoß die Stange. Beim Rebound sprang Toni der Ball an den Oberarm, sein Treffer zählte nicht (8.). Danach taten sich die favorisierten Münchner gegen die massiv verteidigenden Spanier schwer. Ein weiterer Toni-Treffer wurde nach der Pause aberkannt, weil sich der Italiener zuvor zu energisch durchgesetzt hatte. Stattdessen wurde Getafe für seinen aufopfernden Kampf belohnt.

Getafe im Konter gefährlich
Der Rumäne Cosmin Contra, der schon in München getroffen hatte, ließ auf der rechten Seite die indisponierten Bayern-Stars Van Bommel und Demichelis stehen und traf vor 16.000 begeisterten Zuschauern nicht unhaltbar für Bayern-Goalie Oliver Kahn unter die Latte. Auch nach Seitenwechsel blieb Getafe im Konter gefährlich. Schon in der regulären Spielzeit hätte Braulio, der völlig alleine vor Kahn aufgetaucht war, auf 2:0 stellen müssen, rutschte aber vor dem Bayern-Kapitän aus.

Kahns Traum, sich mit drei Titeln aus dem Fußball-Geschäft zu verabschieden, lebt damit weiter. Der 38-jährige Torhüter war beim entscheidenden Treffer von Toni nach Flanke von Sosa sogar selbst im gegnerischen Strafraum - und der erste Gratulant. "Es war ein unglaubliches Spiel. So etwas habe ich in meiner gesamten Karriere noch nie erlebt", versicherte Bayern-Manager Uli Hoeneß nach dem denkwürdigen Spiel. 

Kahn dankte nach 3:3 höheren Mächten
Selbst Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nahm nach dem 3:3 nach Verlängerung gegen Getafe am Donnerstagabend höchstpersönlich das von ihm sonst verschmähte Wort von den "Dusel-Bayern" in den Mund, Torhüter Oliver Kahn dankte nach dem verrücktesten Spiel seines Lebens höheren Mächten.

"Der Liebe Gott wollte es letztlich nicht, dass wir hier ausscheiden. Mehr kann man dazu nicht sagen", erklärte der Kapitän des deutschen Rekordmeisters nach dem Remis gegen den Madrider Vorortclub, das nach dem 1:1 im Hinspiel zum Aufstieg reichte. Im Glücksrausch stellte Kahn die Partie über alle davor, selbst über das legendäre 1:2 im Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United: "Wir werden uns in zehn Jahren nicht über Barcelona unterhalten, sondern über Getafe".

Im Lager von Getafe war der Katzenjammer nach einer "unendlichen Grausamkeit" ("As") groß. "Es ist schwer, uns jetzt aufzurichten. Aber das Leben geht weiter und in ein paar Tagen wird die Mannschaft realisieren, dass sie etwas Großes vollbracht hat", meinte der dänische Trainer Michael Laudrup.

Bayern trifft im Halbfinale auf Zenit St. Petersburg
Im Halbfinale treffen die Bayern nun auf St. Petersburg. Die Russen stiegen trotz einer 0:1-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen erstmals in die Vorschlussrunde auf. Die 1:4-Pleite im Heimspiel vergangene Woche war eine zu große Hypothek für die Deutschen gewesen. Leverkusen-Trainer Michael Skibbe hatte im Rückspiel eine verstärkte B-Elf aufgeboten, die sich nach ansprechender Leistung dank eines Tores des Russin Dmitri Bulykin (18.) durchsetzte. Anatolij Timoschtschuk vergab nach 84 Minuten per Elfmeter die Chance auf den Ausgleich.

Glasgow Rangers – Fiorentina als zweites Halbfinale
Das zweite Halbfinale bestreiten am 24. April und 1. Mai die Glasgow Rangers und Fiorentina. Beide Teams setzten sich nach Remis im Hinspiel auswärts jeweils 2:0 durch. Während die Florentiner dank zweier Tore des Rumänen Adrian Mutu (38., 53.) beim PSV Eindhoven triumphierten, machten für die Rangers der französische Stürmer Jean-Claude Darcheville (60.) sowie der Schotte Steven Whittaker (92.) den Sieg bei Sporting Lissabon perfekt. Als Spielleiter hatte in Portugal der Österreicher Konrad Plautz fungiert.

Die gesammelten Ergebnisse:

Zenit St. Petersburg - Bayer 04 Leverkusen 0:1 (0:1)
Tor: Bulykin (18.)
Hinspiel: 4:1 - St. Petersburg mit Gesamtscore 4:2 im Halbfinale

Sporting Lissabon - Glasgow Rangers 0:2 (0:0)
Tore: Darcheville (60.), Whittaker (92.)
Hinspiel: 0:0 - Rangers mit Gesamtscore 2:0 im Halbfinale

PSV Eindhoven - AC Fiorentina 0:2 (0:1)
Tore: Mutu (38., 53.)
Hinspiel: 1:1 - Fiorentina mit Gesamtscore 3:1 im Halbfinale

Getafe - Bayern München 3:3 n.V. (1:1, 1:0)
Tore: Contra (44.), Casquero (91.), Braulio (93.) bzw. Ribery (89.), Toni (115., 120.)
Hinspiel: 1:1 - Bayern bei Gesamtscore 4:4 nach Verlängerung dank Auswärtstorregel im Halbfinale

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