Bisher mussten Ärzte zum Verschließen von großen oder chronischen Wunden Eigenhaut-Transplantate einsetzen. Diese werden meist am Oberschenkel entnommen, was einen zusätzlichen Eingriff am Patienten nötig macht und auch Narben verursacht. Für das neue Verfahren, das in Kooperation mit der Firma "euroderm GmbH" in Reinräumen durchgeführt wird, müssen die Experten dem Patienten lediglich ein paar Haare aus dem Hinterkopf zupfen. Aus den Haarwurzeln gewinnen die Forscher dann adulte Stammzellen.
Diese Stammzellen werden dann etwa zwei Wochen in einer Zellkultur vermehrt. Sind erst einmal genügend Zellen vorhanden, leiten die Wissenschafter die Umwandlung in Hautzellen ein. Diese sogenannte Differenzierung geschieht, wenn die Nährflüssigkeit in den Zuchtgefäßen reduziert wird und die Oberseiten der Zellen nicht mehr bedeckt sind. Es kommt zu Kontakt mit der Luft. "Durch den erhöhten Druck, den der Sauerstoff auf die Zelloberflächen ausübt, differenzieren sie sich zu Hautzellen", erklärte Andreas Emmendörffer von euroderm.
Medizinischer Einsatz schon heuer
Auf diese Weise züchten die Forscher viele kleine Hautstücke, die für jeden Patienten individuell hergestellt werden und aneinandergelegt eine Fläche von zehn bis 100 Quadratzentimetern ergeben. Ein großer Vorteil des Verfahrens ist der Umstand, dass das gezüchtete Hautgewebe narbenfrei anwächst. Nach Angaben der Wissenschafter ist dieses nach 72 Tagen nicht mehr von gesunder Haut zu unterscheiden. Durch die geringen Belastungen für den Patienten könne die Transplantation sogar ambulant erfolgen. Schon heuer wollen die Wissenschafter über ihr Verfahren "EpiDex" monatlich für etwa zehn bis 20 Patienten Haut-Transplantate züchten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.