Wer der Fantasie Nahrung gibt, öffnet Fenster in eine andere Welt, wo manches wundersam erscheint. Was, wenn der Mensch statt eines Schutzengels eine Art guten Daemon zur Seite hätte, Teil seiner Seele, der in Tiergestalt außerhalb seines Körpers lebte? Eine Symbiose, gestärkt durch Telepathie - und animalischen Instinkt. Schon Sokrates glaubte eine göttliche Anwesenheit zu spüren, die er "Daimon" nannte und die ihn vor Fehlern bewahrte.
Ein Gedanke, den der britische Schriftsteller Philip Pullman in seiner Fantasy-Trilogie "His Dark Materials" aufgreifen sollte und dessen erster Band nun unter dem Titel "Der goldene Kompass" unter der Regie von Chris Weitz als episch-bombastisches Märchen in unsere Kinos kommt.
Rüstungen aus verglühten Sternschnuppen
Eine fantastische Reise, die uns an den Nordpol entführt, wo im arktischen Silberlicht verschneiter Weiten kämpferische Eisbären ihr Dasein fristen - so genannte Panserbjoerne (Panzerbären), die Rüstungen aus glänzendem Himmelseisen tragen, geschmiedet aus verglühten Sternschnuppen. Eine Odyssee aber auch eines kleinen Waisenmädchens, Lyra (sie wird von Dakota Blue Richards, einer bezaubernden 12-jährigen Newcomerin aus Brighton gespielt), das aus einem fiktiv-nostalgischen Brytannien aufbricht, um nach seinem Freund Roger zu suchen.
Denn der Bub ist verschwunden wie viele andere Kinder auch. Einer sinistren Organisation, den Gobblern, werden verwerfliche Experimente zugeschrieben. In grässlichen Apparaturen schneiden sie verängstigten Kindern ihre Daemonen ab, um sie schutzlos in eine kalte Erwachsenenwelt zu katapultieren. Und Lyra, die in Besitz eines wertvollen Alethiometers ist, das ihr Weg und Wahrheit weist, wird mit der ganzen Kraft ihrer Unschuld und behütet von einem mächtigen Eisbären lernen müssen, dass das Charisma faszinierender Erwachsener bisweilen trügerisch ist. Wer ist die glamouröse Mrs. Coulter (Nicole Kidman), die Lyra in einem zeppelinartigen Luftschiff nach London mitnimmt? Und welch absonderlichen Wissenschaften frönt Lord Asriel (Daniel Craig), Lyras adeliger Onkel?
Die „Eisheilige“ und der Polarforscher
Apropos Charisma. An Strahlkraft fehlt es diesen beiden Stars mit Sicherheit nicht: Oscar-Preisträgerin Nicole Kidman und Neo-"Bond" Daniel Craig. Nach "Invasion" stehen die beiden erneut gemeinsam vor der Kamera: Kidman brilliert als mysteriöse Mrs. Coulter und elegante "Eisheilige" im Format einer unterkühlten Hitchcock-Blondine, Craig überzeugt als Polarforscher - in elitären Tweed und robustes Öltuch gewandet.
Nicole Kidman: "Märchen haben immer eine dunkle, aber auch eine hoffnungsfrohe Seite. Deshalb sind sie so lehrreich für Kinder. Philip Pullmans Buch ‚Northern Lights’, das in den USA unter dem Titel "The Golden Compass" erschien, wurde immerhin mit der Carnegie Medal für Kinderliteratur ausgezeichnet. Gerade das Lesen fördert die kindliche Fantasie. Ich habe meine Kinder immer dazu angehalten. Andererseits wirken Filmbilder lange nach. Fantasie muss grenzenlos sein dürfen. Denn gezähmt wäre sie keine Fantasie..."
Eva Green als kesse Polar-Hexe
Im Film steht Nicole Kidman ein goldenes Äffchen als Daemon zur Seite, Daniel Craig darf seine Seele mit einem weißen Schneeleoparden teilen. Wie empfand die Aktrice diesen tierischen "Begleitschutz"? "Der Buddhismus verweist auf die Wiedergeburt in Tiergestalt. Der Gedanke, dass man schon zu Lebzeiten ein ,Schutztier’ zur Seite hat, gefällt mir." So richtig fiese Seiten sah man Nicole Kidman in der bitterbösen Komödie "To Die For" aufziehen. Ihr Part als Mrs. Coulter ist ebenfalls ambivalent. Kidman: "Abgründige Wesenszüge zu spielen ist eine Herausforderung für jeden Schauspieler. Ich habe es genossen!" Daniel Craig, Neo-007, hat in dieser Produktion seine "Bond"-Gespielin Eva Green als kesse Polar-Hexe im Schlepptau. Ließe sich auch Nicole Kidman zu einem "Bond"-Film hinreißen? Kidman: "Sag niemals nie!" Küsst Daniel Craig gut? Kidman: "Wir mussten die Szene nicht wiederholen." ("The Golden Compass - Der goldene Kompass", ab 6. Dezember im Kino)
Von Christina Krisch, Kronen Zeitung, und krone.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.