Voilà, die Virtuellen!

Online-PCs – immer am richtigen Rechner sitzen

Web
14.09.2007 14:03
Software war bis vor kurzem noch etwas, das man gekauft, auf seinem PC installiert hat und dann damit arbeiten konnte - aber nur auf jenem Rechner, auf dessen Festplatte sich auch die Installationen befanden. Das „Web 2.0“ löst die Software vom PC und lagert sie dorthin aus, wo auch namhafte Hersteller wie Microsoft, Adobe oder Google ihre Produkte sehen: ins Internet. Aber noch bevor es die ersten Web-Versionen von MS Office oder Adobe Photoshop gibt, sind die kleinen Web-2.0-Startups wieder einmal schneller: Sie machen gleich Nägel mit Köpfen und stellen den kompletten Rechner als virtuelle Maschine ins Netz. Krone.at vergleicht vier Services.

Wer der Idee des virtuellen Rechners, der sich von jedem anderen PC aus bedienen lässt, entgegensetzen will, dass er „eh schon einen Computer“ hat und in diesem Moment vor einem sitzt, hat Recht. Wer nur an seinem eigenen PC arbeitet und selten reist, bzw. außerhalb der eigenen vier Wände nicht auf Dokumente, Kontakte oder die eigene MP3-Sammlung zurückgreifen muss, der wird an den Online-PCs nichts finden. Aber wer täglich auf mindestens zwei PCs (z.B. Arbeit und Zuhause) zu tun hat, könnte sich mit virtueller Software im Allgemeinen und den Online-PCs im Speziellen, den Alltag um ein Vielfaches erleichtern.

Die Vorteile von Online-Applikationen liegen auf der Hand:

  • Man muss über keine Administratorenrechte verfügen um Chat-, Multimedia- oder Office-Programme ausführen zu können oder E-Mails von einem privaten Account zu senden.
  • Die privaten Daten bleiben im Web gespeichert, man kann auf USB-Sticks oder externe Festplatten verzichten bzw. ist nicht auf diese angewiesen.
  • Virtuelle Software hinterlässt keine offensichtlichen Spuren am Rechner, von dem aus sie ausgeführt wird - keine temporären Dateien, keine Browser-History, etc.
  • Für neue Software sind weder ein langer Installationsprozess noch Neustarts oder sonstige zeitraubende Vorgängige nötig.
  • Virtuelle Software ist (zumindest derzeit) gratis.

Allerdings gibt es im derzeitigen (Kinder-)Stadium der großen „Software-Revolution“ auch ein paar Nachteile aufzuzählen:

  • Die Programme brauchen leistungsfähige Maschinen und schnelle Breitbandverbindungen, was dem Praxisnutzen („Zugriff von überall und von jedem Rechner aus“) nicht gerade gut.
  • Die meisten Applikationen befinden sich noch in einem Beta- oder gar Alpha-Zustand, d.h. sie laufen noch nicht 100% stabil.
  • Es braucht Vertrauen bzw. die notwendige Vorsicht gegenüber den Serviceanbietern, denen man mit der uneingeschränkten und unreflektierten Benutzung eines virtuellen Desktops viele private Daten quasi in die Hand drücken würde.
  • Derzeit gibt es sämtliche Angebote nur in englischer Sprache. Eine Registrierung ist natürlich bei allen Services erforderlich, wobei im Vorhinein Demos antestbar sind.

Die genannten Vor- und Nachteile beginnen jedoch allmählich, sich aufzuwiegen. Hier ein Überblick auf die vier neuesten Online-PCs, ihre Funktionen und wichtigsten Charakteristiken.

G.ho.st: Der Multimedia-„Klassiker“
„G.ho.st“ steht für Global Hosted Operating SysTem. Die englischsprachige Web-Applikation, bei der man sich kostenlos registrieren muss, befindet sich noch im Pre-Beta-Stadium. Die Benutzeroberfläche ist Windows Vista nachempfunden, es gibt Widgets wie beim Mac und die Ordnerstruktur ähnelt Ubuntu Linux. Als Speicherplatz stehen drei Gigabyte zur Verfügung.

G.ho.st ist darauf ausgelegt, als virtueller Desktop Zugriff auf die elementaren Dinge des Computerlebens zu geben: E-Mail, Dokumente, Bilder, MP3s (es gibt einen integrierten Player) und Telefon/Mailkontakte sowie Bookmarks. Neben YouTube-Direktzugriff, ein paar Games, Word- und Excel-Bearbeitung durch die integrierte Freeware Zoho und einem Widget für die Google-Suche unterstützt G.ho.st auch Googles Calendar und Docs & Spreadsheets. Natürlich funktionieren auch Web-Messenger von Yahoo und Google, sowie der Universal-Messenger Meebo, mit dem unter anderem Zugriff auf das ICQ-Netzwerk gegeben ist.

YouOS: Open-Source mit Linux-Charme
Grafisch etwas weniger aufwendig, dafür inhaltlich umso weiter vorn ist YouOS, ein virtueller Desktop von Open-Source-Programmierern. Die Benutzeroberfläche mutet zunächst sehr spartanisch an - bis man dahinter kommt, wie sich die Applikationen anderer User ins eigene System holen lassen. Dann gibt es YouPhotoshop; ein Programm, um Daten ins YouOS zu laden; ein Super-Mario-Game; Support für andere Web-Applikationen wie den WindowsMessenger, Google Docs und ein Chat-Programm mit Übersetzungstool, mit dem YouOS-Benutzer untereinander chatten können. Insgesamt bleibt aber sehr viel vom Do-it-yourself-Charme der Programmierer haften.

DesktopTwo: Seriöse Business-Variante
An den seriösen Business-Menschen mit Multimedia-Hobbys, der keinen Wert auf verspielte Logos und Comic-Figuren (wie etwa bei G.ho.st) legt, richtet sich DesktopTwo. Von den beiden bisher genannten Services verfügt der mit einem Gigabyte Speicherplatz ausgerüstete DesktopTwo über die reichhaltigste Auswahl an Programmen. Kalender, E-Mail, Browser, Textverarbeitung, Präsentation, Tabellenkalkulation, eigenes Programm für die Simulation einer Festplatte, RSS-Reader, etc.

Die hauseigenen Applikationen sind mit den wichtigsten Basis-Funktionen ausgerüstet, dazu kommt noch professionelle Unterstützung von OpenOffice, Google oder diversen Messengern. DesktopTwo läuft mit Abstand am flüssigsten und schnellsten von allen virtuellen Online-PCs. Noch dazu werden Programme für die Bearbeitung von Websites und Blogs geboten, was man bei den anderen vergeblich sucht. Auch die Integration von privaten E-Mail-Accounts per POP ist möglich.

Jooce: Vielversprechendes Killer-Startup
Von allen vier Kandidaten ist Jooce das jüngste Angebot und dabei noch nicht einmal online. Allerdings verheißt die Website Großes. Dem Apple-Betriebsystem OS X nachempfunden, verfügt die Benutzeroberfläche des Jooce-Online-PCs über beeindruckende Möglichkeiten: So soll es Drag-and-Drop-Funktion für den Import von Dateien ins virtuelle OS geben, Unterstützung für Video, Fotobearbeitung, Games (!) und natürlich eine MP3-Bibliothek, Unterstützung für sämtliche Messenger-Varianten und jede Menge kleiner Widgets. Grafisch sieht das bisher Vorgestellte (es gibt Screenshots auf der Website) top aus. Gegen Abgabe der E-Mail-Adresse kann man sich bei Jooce, das übrigens von Franzosen und Luxemburgern programmiert wurde, für einen Beta-Test registrieren.

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