Deradikalisierung

Knast-Visite: Was wir von Marokko lernen können

Österreich
25.10.2017 16:30

64 islamistische Extremisten sitzen derzeit in Österreichs Gefängnissen ihre Strafen ab. Für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft gibt es eigentlich nur ein Rezept: Deradikalisierung! Hohe Erfahrungswerte kann dabei Marokko vorweisen - davon will jetzt auch die österreichische Justiz profitieren.

Die marokkanische Flagge weht hoch über den Gefängnismauern sanft im Wind. Die Haftanstalt Salé Al Arjat 1, etwas außerhalb der Hauptstadt Rabat, gilt als modernster Häfen des Landes. 1200 Häftlinge finden hier Platz, beim "Krone"-Lokalaugenschein betrug die Auslastung 50 Prozent.

Tatsächlich öffneten sich auch für eine Handvoll ausländischer Journalisten die Gefängnistüren, Marokko will sich als offenes und (presse-)freies Land präsentieren. Es ist ruhig in den Gängen, ein Häftling malt eine Landschaft auf eine weiße Wand. Beschäftigungstherapie. Ähnlich wie in Österreich haben die Sträflinge hier ein breites Betätigungsfeld - handwerkliche Ausbildung, Hilfsarbeiten, Studium: Salé Al Arjat 1, Marokkos Vorzeigehäfen.

"Marokko erfüllt notwendige Standards"
Wie berichtet, plant Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) ein bilaterales Abkommen zur Überstellung Strafgefangener in ihr Heimatland. 148 Marokkaner sitzen derzeit in den österreichischen Gefängnissen ein, sie rückzustellen würde die heimischen Justizanstalten entlasten und dem Steuerzahler Geld sparen. Nach dem Häfen-Besuch sagt Brandstetter: "Wir haben gesehen, dass Marokko die notwendigen Standards erfüllt und Gefangene ohne Bedenken in einen funktionierenden Rechtsstaat überstellt werden können."

Gespräch mit Austro-Häftling
Das gilt im umgekehrten Fall auch für den einzigen Österreicher, der aktuell in dem nordafrikanischen Land eine dreieinhalbjährige Haftstrafe absitzen muss - der Vizekanzler konnte mit ihm ein uneingeschränktes Gespräch führen. Von dem geplanten Abkommen - es könnte beim nächsten Ministerrat vorgelegt werden - würde der Austro-Häftling ebenfalls profitieren und den Rest seiner Strafe in der Heimat absitzen.

Die Delegation nahm aus Rabat zusätzlich viel Know-how in Bezug auf Extremismusprävention mit. Allein in Salé sitzen 200 islamistische Extremisten hinter Gittern, in ganz Österreich sind es derzeit 64.

Oliver Papacek, Kronen Zeitung

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