"Ich kenn’ meinen Versicherungsvertreter seit dreißig Jahren - es war fast eine Freundschaft, er hat mir damals sogar beim Hausbau geholfen. Deshalb habe ich ihm blind vertraut", erzählt Karl Sch. (65) aus Laakirchen. Er ist eines der bisher elf bekannten Opfer eines mutmaßlichen Anlagebetrugs im Salzkammergut.
"Es war 2014. Ich habe 15.000 Euro von einer Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Mein Versicherungsberater hat gesagt: ,Ich hab was für dich.‘ Dann hat er mir einen Zettel gezeigt, mir versprochen, dass ich im Vierteljahr 4,5 Prozent Zinsen bekomme, also 18 Prozent im Jahr. Fürs Vermitteln hätten er und sein Geschäftspartner eine Provision kassiert", berichtet Karl Sch. aus Laakirchen, wie er sich in der Betrugsmasche verfing: "Ich war eh skeptisch, aber mein Berater hat gesagt, es ist hundertprozentig sicher, er habe selbst investiert. Und es sei ein Zwei-Millionen-Topf. Man müsse gleich mitmachen, sonst gibt es diese Zinsen nicht mehr. Dann hab’ ich die 15.000 Euro hergegeben, mit einem Darlehensvertrag."
Mutmaßlicher Haupttäter sitzt in U-Haft
Der Versicherungsberater steht, wie berichtet, unter Verdacht: Er soll einem Bauunternehmer, der wegen gewerbsmäßigen Betrugs in Salzburg in U-Haft sitzt, als Beitragstäter bei dem Anlagenbetrug geholfen haben.
Am Heiligen Abend sollte Geld kommen
Im Juni 2016 wollte Karl Sch. 5000 Euro aus seiner Investition zurück haben. Er wurde von seinem Versicherungsberater immer wieder vertröstet: "Er hat gesagt, kein Problem. Im Oktober hätte ich die fünf Tausender bekommen sollen. Aber dann war plötzlich der Treuhänder ständig krank. Er hat uns dann versprochen, dass wir am Heiligen Abend die 5000 zurückkriegen. Aber auch da hatte er nichts."
Anwalt kämpft um Geld
Karl Sch. wandte sich an den Altmünsterer Anwalt Manuel Traxler. Dieser meint: "Mein Mandant wird wahrscheinlich sein gesamtes Investment nicht mehr wieder sehen. Laut den Ermittlungen ist voraussichtlich von einem Anlagebetrug auszugehen. Wir werden trotzdem versuchen, von dem Verdächtigen im Sinne der Schadensbegrenzung einen Teil zurückzufordern."
Christoph Gantner, Kronen Zeitung
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