Hormonbedingt

Warum Abnehmen so schwerfällt

Gesund
29.05.2017 06:00

Schlägt der Zeiger der Waage besorgniserregend aus, kann man weniger essen und sich mehr bewegen, um abzuspecken. So einfach ist es aber meist nicht. Das gewünschte Ziel erreichen nur wenige Menschen dauerhaft. Was steckt dahinter, wenn manche schlemmen können, was sie wollen, und nicht zunehmen, während andere leicht Fett ansetzen.

Eine Rolle spielt dabei das sogenannte HIT(hibernation trigger)-Hormon. Es regt z. B. bei Murmeltieren und Bären den Winterschlaf an und hält ihn aufrecht, ohne dass dabei wesentlich Muskelmasse verloren geht. Der Organismus greift auf Fettreserven zurück.

Dabei stellt sich folgende Frage:

Sind Sie ein Äquator- oder ein nordischer Typ? Davon hängt es nämlich ab, ob Sie leicht zunehmen oder schlank bleiben. "Die Menschheit stammt ursprünglich aus der Äquatorgegend: Es herrschte ein gleichmäßiges Klima, reichlich Nahrung war jederzeit vorhanden, der Organismus musste nichts speichern. Bei den dauerhaft Schlanken wirkt noch immer das Äquator-Gen", berichtete Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Feil, Leiter der Chirurgischen Abteilungen am Evangelischen Krankenhaus in Wien auf dem Symposium "Übergewicht" in Wien.

Der Körper von Menschen, die in nördliche Gegenden auswanderten, passte sich genetisch an die Umstände an ("Winterschlaf-Mutanten", ähnlich wie beim Murmeltier), um kalte, nahrungsarme Winter überstehen zu können. In der warmen Jahreszeit aßen sie sich satt, um für die unwirtliche Zeit gerüstet zu sein.

"Bei den zu Übergewicht neigenden Menschen kommt weiterhin dieses veränderte Gen zum Tragen. Ihr Körper schaltet beim Fasten auf Winter und nützt jede Kalorie aus. Nach Beendigung der Hungerkur ist für den Organismus endlich Frühling, der Hunger nimmt zu, es wird ausgiebig gefuttert. Deshalb sind Diäten sinnlos", erklärt Prof. Feil, "nur etwa fünf Prozent stark Übergewichtiger schaffen es ohne Operation."

Einer davon ist Helmut Renner (49). Als er 200 Kilo wog, gab seine Waage auf. Das war für ihn und seine Frau Anlass, ihr Leben dauerhaft umzukrempeln. Für ihn liegt das Geheimnis in regelmäßiger Bewegung und alternierendem Fasten: Er isst nur jeden zweiten Tag, aber alles, was ihm schmeckt, jedoch weniger als früher. So schaffte er es, 85 Kilo abzuspecken, seine Frau 20.

Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung, wenn sich der Erfolg nicht einstellt? Prof. Feil erklärt die einzelnen Methoden:

  • Ein Magenband verkleinert das Organ, indem ein Bereich abgebunden wird, sodass lediglich wenig Nahrung Platz hat. Hilft aber nur bei guter Disziplin. Denn manche Patienten tricksen das Band aus und trinken jede Menge Schlagobers oder schlürfen literweise aufgetautes Eis
  • Magenbypassoperation: Der Zwölffingerdarm und ein Teil des Dünndarms werden mit einem Bypass überbrückt, sodass lediglich ein Teil der Inhaltstoffe des Essens aufgenommen wird - aber auch nur eine geringere Menge an Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Schlauchmagen: Längsseitig des Magens entfernt der Chirurg etwa 80 Prozent des Organes. Übrig bleibt ein "Schlauch", der die Nahrungsaufnahme einschränkt.
  • Die neueste Methode ist die Magenfaltung - Eine Verkleinerung, ohne etwas wegschneiden zu müssen. Das betreffende Gewebestück wird gefaltet, nach innen gestülpt und vernäht, um den Effekt eines Schlauchmagens mit geringem Fassungsvermögen zu erreichen. Der Eingriff kann wieder rückgängig gemacht werden.

Mit dieser Methode hat etwa die 62-jährige Bernadette Pirkfellner 20 Kilo abgenommen. Da sie auch unter starkem Reflux durch Bauchfellbruch litt, wurden beide Eingriffe kombiniert. Sie ist nun wieder fit und zufrieden, kann allerdings nur kleine Portionen essen, die sie gut kauen muss. Bei stark übergewichtigen Diabetikern bessern sich durch eine Operation auch Zuckerwerte und Blutdruck, die Lebenserwartung steigt. Weniger Gewicht reduziert übrigens Schlafapnoe um bis zur Hälfte. Ab einem BMI von 40 wird ein Eingriff von den Kassen bezahlt, bei bestehendem Diabetes ab BMI 35.

Nach einer Adipositas-Operation sollten Patienten aber motiviert sein, gewisse Regeln bei der Ernährung zu befolgen und Kontrolltermine einzuhalten. "Sonst ist die beste OP für die Katz‘", so Prof. Feil.

Eva Rohrer, Kronen Zeitung

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