Palästinenser klagen:

Israelis gehen gezielt gegen Wasserversorgung vor

Ausland
21.07.2025 11:16

Seit dem Überfall der militanten Palästinenserorganisation Hamas auf Israel und dem darauf folgenden Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 haben sich die Angriffe von israelischen Siedlern auf Palästinenser im Westjordanland vervielfacht. Es werden Plantagen, Fahrzeuge, Häuser und auch Menschen attackiert. Nun wird ein offenbar gezieltes Vorgehen gegen die Wasserversorgung der dort lebenden Palästinenser beobachtet.

Vor wenigen Tagen wurde mit Ain Samiya das wichtigste Wassernetz aus Brunnen, Pumpen und Leitungen für 110.000 Menschen in dem Gebiet nach Angaben der palästinensischen Betreibergesellschaft angegriffen und beschädigt. Der Angriff reiht sich ein in eine ganze Reihe von Attacken israelischer Siedler, denen vorgeworfen wird, die palästinensischen Wasserressourcen beschädigt, abgezweigt oder an sich gerissen zu haben. „Die Siedler sind gekommen und haben zuerst die Hauptleitung kaputt gemacht. Und wenn sie zerstört ist, müssen wir automatisch die Pumpen in Richtung der Dörfer stoppen. Das Wasser fließt sonst ins Gelände und versickert im Boden“, erzählt Subhil Olayan von den Wasserwerken der Nachrichtenagentur AFP.

In einer Wasserstelle badende jüdische Siedler
In einer Wasserstelle badende jüdische Siedler(Bild: AFP/ZAIN JAAFAR)

Wartungstrupps haben Angst um ihre Sicherheit
Techniker kamen umgehend, um die Schäden zu reparieren. Zwei Tage später badeten bewaffnete Siedler in den Wasserstellen unterhalb der Quelle, während Olayan aus der Entfernung den Wasserdruck im Leitungssystem und die Bilder der Videokameras überwachte. Das System zeigte einen normalen Druck an, auch bei der Leitung, die in sein Dorf Kafr Malik führt. Aber die Wartungstrupps trauten sich aus Angst um ihre eigene Sicherheit nicht mehr, sich der Pumpanlage zu nähern.

Für Issa Qassis, den Vorsitzenden des Verwaltungsrates des Wasserversorgers Jerusalem Water Undertaking, der die Quelle Ain Samiya unter seiner Aufsicht hat, sind diese Angriffe ein Hebel zur Kontrolle über das Gebiet. „Wenn Sie den Zugang zu Wasser in einer bestimmten Region begrenzen, werden die Bewohner am Ende weggehen in die Gebiete, in denen Wasser verfügbar ist“, sagt er der Nachrichtenagentur AFP. „Um eine Bevölkerung umzusiedeln, ist Wasser das beste und schnellste Mittel.“

Schaut die israelische Armee weg?
Israel hält das Westjordanland seit dem Ende des Sechstagekriegs im Jahr 1967 besetzt. In den vergangenen Jahren hat sich der Bau – weithin als völkerrechtswidrig betrachteter – jüdischer Siedlungen dort beschleunigt. Seit Beginn des Gaza-Krieges haben sich mehrere israelische Regierungsvertreter dafür ausgesprochen, das Westjordanland zu annektieren. Qassis wirft der israelischen Regierung vor, dass sie Angriffe der Siedler wie auf die Quelle Ain Samiya unterstütze. Die israelische Armee versicherte, sie habe von dem Vorfall nichts gewusst und habe ihn daher auch nicht verhindern können.

Eine Patrouille des israelischen Militärs
Eine Patrouille des israelischen Militärs(Bild: EPA/ABIR SULTAN)

Im Jordantal haben Siedler in den vergangenen Monaten das Wasser der Quelle Al-Auja umgeleitet, wie Farhan Ghawanme berichtet, Gemeinderat von Ras Ain Al-Auja. Bei zwei anderen Quellen der Region kam es demnach zu ähnlichen Vorkommnissen. Immer weniger Flächen stehen für landwirtschaftliche Tätigkeiten zur Verfügung.

„Die Krise wird immer größer“
Die betroffenen Ländereien befinden sich in der sogenannten Zone C, die mehr als 60 Prozent des Westjordanlands ausmacht und die unter vollständiger israelischer Kontrolle steht. In Dura al-Qar macht Qasim keinen Hehl aus seinen Sorgen: „Jedes Jahr wird das Wasser weniger und die Krise wird größer. Es wird immer schlimmer.“

Nach Zahlen der israelischen Nichtregierungsorganisation B‘Tselem führt der bestehende Rechtsrahmen zu starken Ungleichheiten: Fast 100 Prozent der Israelis, einschließlich der Siedler, haben jeden Tag Zugang zu fließendem Wasser. Bei den Palästinensern im Westjordanland sind dies nur 36 Prozent.

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