Zweirad-SUV

Honda X-ADV: Was kann der Offroad-Roller wirklich?

Motor
21.05.2017 18:24

Das ist mal ein Roller, der wirklich Wirbel macht! Der Honda X-ADV ist am besten als SUV auf zwei Rädern zu beschreiben und in dieser Eigenschaft der bisher einzige seiner Art. Grobe Reifen und martialisch angehauchtes Offroad-Beiwerk versprechen Wüstendurchquerungen und Touren durch Hinterwinklichstan. Und selbst dort wird man wohl gefragt werden: Wie fährt sich der eigentlich?

Klare Antwort: Gut fährt er sich, sehr flott und stabil, dank 150 mm Federweg hinten und 153 mm vorn auch auf wilden Feldwegen - aber viel gröber sollte es bitteschön nicht werden. Wer durchs Outback pflügen will, braucht keine 11.600 Euro in einen Roller zu investieren, das geht besser und billiger mit einem Motorrad. Dennoch ist der Honda X-ADV preiswerter, als man auf den ersten Blick glauben würde.

Honda hat keinen neuen Roller erfunden, sondern den (rund 1000 Euro günstigeren) Integra hergenommen und umfangreich verfeinert (oder auch vergröbert, wenn man so will). Da sind zum einen die Bremsen zu nennen, die sie von der Africa Twin übernommen haben. Vorne greifen Vierkolbenzangen in zwei 297er-Scheiben (statt einer einzelnen mit 320 mm und Doppelkolbenzange), hinten bleibt es bei einer 240er-Scheibe. Um die Scheiben herum: wunderschöne Speichenfelgen, eine Augenweide.

Richtig edel ausgestattet
Neben den Speichenfelgen (vorne 17, hinten 15 Zoll) finden sich noch weitere Schmankerl am X-ADV. LEDs zum Beispiel, für Blinker, Rücklicht und Scheinwerfer. Oder schlüsselloses Starten. Der Schlüssel bleibt in der Hosen- oder Handtasche, man dreht den Schalter und startet auf Knopfdruck. Oder öffnet mit einem anderen Knopf das Fach unter dem Sitz. Dort passt außer dem Helm auch noch das Verbandspackerl hinein. Lässt man die Fuhre im Regen offen stehen, wird man hinterher 21 Liter Wasser herauslöffeln müssen. Außerdem wird die 12-V-Buchse einen Kurzen reißen.

Ohne Regenwasser, aber vollgetankt bringt der X-ADV 238 kg auf die Waage. Die werden beim Dreh am Gasgriff ohne jede Verzögerung vehementest vorwärtsbewegt, weil sowohl der 55 PS leistende 745-ccm-Twin (aus der NC-Baureihe) als auch das formidable Doppelkupplungsgetriebe nicht lang fackeln. Wo andere Roller dieser Preisgattung teils sogar mit mehr Motorleistung eher behäbig in die Gänge kommen, gewinnt der Honda-Pilot reihenweise Ampelstarts.

Auch sonst ist das eigens überarbeitete Sechsgang-DKG ein angenehmes und sehr passendes Tool. Es schaltet schnell, weich und meist genau dann, wenn der Fahrer das als richtig empfindet - vorausgesetzt man befindet sich im richtigen Automatikmodus. Derer gibt es vier: einen D-Modus für die gemütliche Standard-Schalterei sowie drei sportliche S-Mappings. Zusätzlich kann man auch manuell schalten, per Daumen und Zeigefinger am linken Lenkergriff. Beim Raufschalten ist allerdings der (verstellbare) Griff für die hintere Bremse etwas in Weg.

Die Verbrauchsanzeige im informativen Display wies am Ende des Tests einen Wert von 4,4 l/100 km aus, was bei 13,1 Liter Tankvolumen für knapp 300 Kilometer reicht. Bei verhaltener Fahrweise kommt man locker noch weiter. Aber die ernstzunehmenden Komponenten (Schwinge und 41-mm-USD-Gabel sind einstellbar), der spritzige Antrieb und die wilde Optik lassen einen dann doch eher freudig am Gasgriff drehen, trotz rollertypisch entspannter Sitzposition. Knieschluss gibt es natürlich nicht, na ja, Langbeinige können die Knie vorn ein wenig zusammenzwicken, das bringt dann schon was. Im Stehen fahren, was fürs Gelände relevant wäre, geht nicht wirklich. Besserung versprechen Rizoma-Fußrasten aus dem Zubehörkatalog, die am Testroller aber nicht angebracht waren. Der hatte nur die schön integrierten Klapprasten für die Sozia, die es übrigens auch sehr bequem hatte.

Unterm Strich
Wie das halt oft so ist mit SUVs - für Gelände sind sie nichts, aber man kommt noch ein ganzes Stück weiter, wenn einem der Asphalt ausgeht. Ansonsten sind sie eine Style-Sache, was man dem Honda X-ADV auch ansieht. Dennoch sollte man nicht der Versuchung anheim fallen, ungeschützt aufzusteigen. Es gibt genügend Schutzkleidung, mit der man eine gute Figur macht (auf den Fotos: Cargo-Hose John Doe, Lederjacke Spidi, Sneakers Dainese). Eine höhere Sitzposition ist eine weiter SUV-Eigenschaft, was im Fall des Honda X-ADV für Kurzbeinige nicht so lustig sein dürfte (optional gibt es eine niedrigere Sitzbank). Interessant am Rande: Auf der Homepage führt Honda den X-ADV nicht bei den Rollern, sondern unter Adventure, in einer Reihe mit Gatschhupfern wie der CRF250 oder auch der CRF1000L Africa Twin. Das ist durchaus abenteuerlich - aber auch nicht allzu weit hergeholt, denn der Aufsehenerreger fährt besser, als man es von einem Roller erwarten muss.

Warum?

  • Weil es so etwas sonst nicht gibt
  • Weil er wirklich gut fährt

Warum nicht?

  • Der Windschild verursacht Vibrationen am Helm.

Oder vielleicht …

… Honda Integra, BMW C650, Yamaha T-MAX …

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