Ungesunde Orte

US-Institut erhebt die Top-Ten-Umweltsünder

Wissenschaft
20.10.2006 12:45
Die amerikanische Umweltorganisation Blacksmith Institute hat die dreckigsten Plätze der Welt erhoben und einen „Sieger“ gefunden - die russische Industriestadt Dserschinsk. Insgesamt 25 Regionen, die durch Umweltsünden sehr schwer in Mitleidenschaft gezogen sind, hat das New Yorker Institut weltweit ausfindig gemacht. Mindestens zehn Millionen Menschen sind von den Umweltgefahren dieser Spitzenreiter betroffen.

Gleich drei russische Städte führen das Ranking an, die ukrainische Stadt Tschernobyl landete 20 Jahren nach der Atomkatastrophe auf Platz vier.

In den gelisteten Orten sind Böden, Wasser und Luft derart vergiftet, dass die Lebenserwartung an einigen dieser Plätze ähnlich niedrig ist wie im Mittelalter. Erkrankungen oder Missbildungen bei der Geburt sind die Regel und 90 Prozent aller Kinder leiden an Asthma, so der Bericht. "Ein wesentlicher Teil der Bedrohung dieser zehn schlimmsten Plätze liegt darin, dass sich zum einen verschiedene Giftstoffe akkumulieren und dass die Menschen seit Jahren mit diesen Giften leben bzw. diesen dauernd ausgesetzt sind", so der Institutsdirektor Richard Fuller.

Lebenserwartung wie im Mittelalter
Insgesamt dominieren auf der Liste Orte, die durch Industrialisierung und Bergbau verseucht sind. Den drei russischen Spitzenreitern Dserschinsk, Norilsk und Rudnaya etwa haben Altlasten aus der ehemaligen Sowjetunion zu dem zweifelhaften Ruhm verholfen. In Dscherschinsk, wo in Zeiten des Kalten Krieges chemische Waffen und toxische Substanzen hergestellt wurden, beträgt die Lebenserwartung von Männern 42, die von Frauen 47 Jahre. Zwischen 1930 und 1998 wurden hier fast 300.000 Tonnen hochgiftige chemische Abfälle unzureichend entsorgt.

In der sibirischen Industriestadt Norilsk ist die Luft erfüllt von Strontium-90, Caesium-137, Schwefeldioxid, Schwermetallen und allerlei anderen Substanzen, die der menschlichen Gesundheit nicht zuträglich sind. Schwermetallreich ist auch das Städteduo Rudnaya Pristan/Dalnegorsk im Osten Russlands. Hier sind es Schwermetalle wie etwa Quecksilber, die den Menschen das Leben schwer machen: Bei Blutuntersuchungen an Kindern wurden die US-Grenzwerte von Blei acht bis 20-fach überschritten.

Schwermetalle führen Giftstatistik an
Schwermetalle gehören zu den schlimmsten Umweltbelastungen im Top-Ten-Ranking: Auch in der Region Bajos de Haina in der Dominikanischen Republik: Hier war es eine Autobatterie-Recyclingfabrik, die dazu geführt hat, dass die Grenzwerte im Blut um das zehnfache überschritten wurden. Blei und Cadmium haben auch Kabwe, die zweitgrößte Stadt Sambias, verseucht

Chinas am stärksten beeinträchtigte Stadt heißt Linfen. Hier ist die Kohle-, Teer- und Stahlindustrie zu Hause und Luftqualität im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend. Südamerikas verseuchteste Stadt heißt La Oroya und liegt in den peruanischen Anden. Neben den Schwermetallen Blei, Kupfer und Zink wurden dort die Schwefeldioxid-Werte gemessen, die zehn Mal höher waren als die zulässigen WHO-Grenzwerte. (pte)

"Die dreckigsten Zehn":
Dserschinsk (Russland)
Norilsk (Russland)
Rudnaja Pristan (Russland)
Tschernobyl (Ukraine)
Mailuu-Suu (Kirgisistan)
Linfen (China)
Ranipet (Indien)
Haina (Dominikanische Republik)
La Oroya (Peru)
Kabwe (Sambia)

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