Sozialer Akku-Killer

Lust und Frust: “Pokémon Go”-Selbsttest in Graz

Spiele
15.07.2016 08:40

Der Ansturm auf das Smartphone-Spiel Pokémon Go, das in Österreich offiziell erst in den nächsten Tagen startet, ist auch schon in heimischen Städten zu spüren und zu sehen. Ein erster Test in Graz zeigt, wie unterhaltsam die Jagd auf Pikachu, Parasek und Pummeluff wirklich ist. Fazit: GPS- und Serverprobleme, aber dennoch Suchtpotenzial und Spaß - auch für weniger Pokémon-affine Menschen.

Zunächst eines vorweg: Nur wenige mit über 30 Jahren haben den ersten Hype um Pokémon in den Neunzigerjahren leidenschaftlich miterlebt. Umso größer sind bei vielen "Ü-30ern" anfangs der Zweifel und das Unverständnis. Doch schon nach wenigen Minuten Spielerklärung durch eingefleischte Fans scheint ein Test zumindest nicht zu schaden - sei es nur, um danach sagen zu können, dass es sich nicht lohnt. Die App, die hierzulande derzeit meist über inoffizielle Kanäle auf dem Smartphone landet, weil sie in den österreichischen App-Stores noch nicht bereitsteht, ist schnell beschafft und installiert. Die Gefahr von Viren muss dabei allerdings in Kauf genommen werden.

Charakter erstellen und loslegen
Die Installation dauert nur wenige Sekunden. Man sucht sich bei seinem Avatar noch Haut- und Haarfarbe, Kleidung, Schuhe und ein Kapperl aus und los geht's - nämlich via GPS. Dieses ist zusammen mit einer guten Internetverbindung Voraussetzung für das Spiel. Es öffnet sich eine digitale Karte auf dem Display, deren Daten von Google-Maps gespeist werden. Doch statt Straßennamen lassen sich - zumindest in den Städten - viele blaue "Pokéstops" finden. Bei ihnen können die sogenannten Pokébälle und andere Items gesammelt werden. Dafür muss man als Spieler aber in der realen Welt zu den digitalen Pokéstops hingehen, wobei der Avatar am Handy via GPS "mitgeht". Wenige Meter rund um die Pokéstops, die meist an besonderen Bauwerken, Statuen oder ähnlichem sind, können die Bälle gesammelt werden.

Pokémon fängt man mit Pokébällen
Die Bälle sind die Voraussetzung, um in Folge auch die begehrten Pokémon zu sammeln. Diese sind an vorher nicht genau bekannten Orten in der Stadt und der ganzen Welt versteckt und erscheinen - manchmal, aber nicht immer - wenn man an ihnen vorbeikommt. Mit den Bällen und einer Wischbewegung am Display kann das Pokémon gefangen werden. Im "Pokédex" werden die gesammelten Monster dargestellt, 147 verschiedene soll es geben, nur wo man welches findet, ist nicht genau bekannt. Daher lautet das Motto: Viel spazieren, Rad fahren oder in der Gegend herumskaten. Nach nur einer Stunde packt die meisten das Sammelfieber und die Freude über einen überdimensionalen Steinwurm namens Onix, der übrigens am Grazer Schloßberg zu finden ist, bringt einem schon Mal Glücksgefühle wie in Kindheitstagen.

Pokémon können trainiert werden
Neben dem Sammeln der Monster können diese dann auch noch aufgebessert oder entwickelt werden. Hat man ein paar starke Monster in der Tasche und Level fünf erreicht, steht einem Spaziergang zu einer sogenannten Arena nichts im Wege: Diese sind in Graz an vielen Orten, etwa am Hauptplatz, am Jakominiplatz oder auch am Schloßberg zu finden und natürlich auch in anderen Städten verteilt. In den Arenen wird gegen Monster von anderen Spielern gekämpft - natürlich nur digital, wobei der reale Gegner nicht einmal in der Nähe sein muss. Der Gewinner hinterlässt nämlich sein bestes Pokémon in der Arena. Kommt ein anderer Spieler vorbei, kann er ihn herausfordern und die Arena übernehmen. Gekämpft wird übrigens in drei unterschiedlichen Teams, für die man sich als Spieler ab Level fünf entscheiden muss.

Pokéstops ziehen Spieler an
Besonders viele andere Spieler entdeckt man in der Nähe von Pokéstops, an denen einer der Pokémon-Sammler ein "Lockmodul" eingesetzt hat. Es lockt für 30 Minuten die kleinen Monster an, wobei jeder, der in der Nähe ist, davon profitiert, denn ein aufgetauchtes Pokémon kann nicht nur von einem, sondern von jedem anwesenden Spieler gefangen werden. So passiert es schon mal, dass nach nur wenigen Minuten rund um ein Lockmodul, das auf der digitalen Karte am Handy deutlich zu sehen ist, zehn zumeist gar nicht mehr ganz so junge Menschen mit den Augen auf das Handy gerichtet herumstehen. Ein Blick zu den anderen und ein Lächeln verraten sofort, wer von ihnen ebenfalls Pokémon Go spielt. Weiteres deutliches Anzeichen: Wer sein Handy schon an einen Reiseakku angeschlossen hat, ist meist Monster-Jäger, denn die App saugt vergleichsweise viel Strom aus der Batterie. Nach vier oder fünf Stunden Spaziergang ist der Saft meist aus.

Fazit: Soziales Spiel mit leichten Problemen
Neben der körperlichen Betätigung beim Spazieren oder Radfahren hat Pokémon Go noch einen positiven Nebeneffekt: Schnell entwickeln sich Gespräche mit fremden Menschen, die eben zufällig auch gerade auf Pokémon-Jagd herumlaufen. Vorsicht ist aber vor allem in der Stadt geboten: Der ständige Blick auf das Smartphone verleitet zur Unachtsamkeit im Straßenverkehr. Negativ sind auch der hohe Akku-Verbrauch und die GPS- sowie Server-Probleme. Vor allem gegen 20 Uhr ist oft Schluss mit lustig, weil offenbar sehr viele gleichzeitig auf die Server zugreifen und diese überlastet sein dürften. Die Folge ist, dass man nicht mehr ins Spiel kommt, sich die App aufhängt oder das GPS-Signal nicht geortet werden kann. Da steigt der Frustfaktor - und dennoch versucht man es immer wieder.

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