Der antisemitische Campingplatz-Skandal in Tirol sorgt über die Grenzen Österreichs hinweg für Schlagzeilen und hat mittlerweile sogar politische Dimensionen erreicht. Was die Betroffenen darüber denken, sehen Sie im Interview oben – die „Krone“ traf Nissan und Lee De-Kalo in Wien.
Der unfassbare Fall zieht immer weitere Kreise: Wie berichtet, wurde ein Ehepaar von einem Campingplatz im Grenzgebiet zu Bayern geworfen, als es seine israelischen Pässe vorlegte. Von Staatssekretär Alexander Pröll und Tirols Tourismus-Landesrat Mario Gerber abwärts zeigt sich die Politik über den Campingplatz-Betreiber tief erschüttert, bittet die beiden Gäste um Verzeihung. Auch internationale Medien griffen den Skandal auf.
Doch was sagen die Opfer des beschämenden Vorfalls? Die „Krone“ traf Nissan und Lee De-Kalo Montagmittag in Wien – der letzten Station ihrer Europa-Reise: „Der Mann am Campingplatz war anfangs sehr nett, hat uns einen Platz zugewiesen und mit meiner Frau gescherzt. Erst als er unsere Pässe gesehen hat, mussten wir das Areal verlassen“, schildert Nissan De-Kalo. „Es war das erste Mal, dass ich in Europa persönlich Antisemitismus erlebt habe. Es war schon sehr beleidigend.“
Kibbuz mehr als 13 Stunden gegen Terroristen verteidigt
Für den 48-Jährigen und seine Frau (47) sind es nicht nur die zweiten Flitterwochen zur Silberhochzeit, sondern auch eine Form der Rehabilitation – vor allem, um das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu verarbeiten. De-Kalo verteidigte mit nur sechs Mitstreitern seinen Kibbuz mehr als 13 Stunden gegen eine Heerschar schwer bewaffneter Terroristen. Er rettete damit Hunderte Menschenleben, darunter das seiner beiden Kinder.
Auf die Frage, was Menschlichkeit für ihn bedeutet nach all den schweren Erfahrungen, antwortet Nissan nachdenklich: „Wir haben ein Stück weit unseren Glauben an die Menschen verloren. Ich will trotzdem glauben, dass Menschen einfach Menschen sind, die morgens aufstehen, zur Arbeit gehen, ihre Kinder großziehen und ihnen die beste Bildung und Geschenke geben wollen. Und ich möchte glauben, dass auch die Menschen auf der anderen Seite der Grenze so denken wie ich. Aber der 7. Oktober hat mich wirklich gebrochen.“
Trotz allem klammert er sich an ein Stück Hoffnung, dass der Krieg irgendwann enden könnte und dass jenseits von Raketen und Misstrauen Frieden möglich ist: „Israel will den Gazastreifen nicht regieren oder kontrollieren. Wir wollen, dass sie ihre eigene Regierung haben. Wir wollen ein Ende des Krieges.“ Doch solange die Hamas dort bleibe, könne er nicht in seine Heimat zurückkehren. „Ich würde niemals zurückgehen, wenn ich weiß, dass die Hamas immer noch hinter der Grenze ist.“
„Habe seit dem Überfall der Hamas nicht mehr so gut und ruhig geschlafen“
Ob er jemals nach Österreich zurückkehren wird? „Auf jeden Fall. Dieses Land ist wundervoll, ebenso wie seine Menschen. Es darf nicht sein, dass ein fauler Apfel den ganzen Korb verdirbt“, gibt sich De-Kalo versöhnlich. „Ich habe seit dem Überfall der Hamas nicht mehr so gut und ruhig geschlafen. Hier kann ich meine Seele auftanken wie nirgendwo sonst.“
Das ganze Interview sehen Sie oben im Video!
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