Keine "Gijon-Rache"

Deutschland plagt sich zu 2:1 gegen Algerien

Sport
01.07.2014 00:46
Weltmeister wollen sie werden, doch bereits im Achtelfinale wäre beinahe das Out für die Deutschen gekommen. Ausgerechnet gegen Algerien, das vor 32 Jahren zum Opfer eines Nichtangriffspakts zwischen Deutschland und Österreich geworden und damit ums Weiterkommen bei der WM 1982 gebracht worden war, musste die Elf von Joachim Löw am Montag lange zittern, ehe in der Verlängerung der Aufstieg klargemacht werden konnte. Die Tore für die Deutschen erzielten dabei Andre Schürrle (92.) und Mesut Özil (120.), der algerische Anschlusstreffer durch Abdelmoumene Djabou (121.) kam zu spät.

Gleich sieben Bayern-Spieler beorderte Deutschlands Teamchef Joachim Löw in die Startelf für das Duell gegen den afrikanischen Underdog – mit Qualität aus den Reihen des Doublegewinners von 2014 und Triplegewinners von 2013 sollte der Aufstieg ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft geschafft werden. Was die knapp 42.000 Zuschauer im Estadio Beira-Rio von Porto Alegre in der ersten Hälfte zu sehen bekamen, war allerdings weniger deutsche Wertarbeit als vielmehr ein algerisches Chancenfeuerwerk.

Nach ersten wenig zielgerichteten Offensivaktionen der Deutschen wurden die Nordafrikaner in der 9. Minute erstmals gefährlich: Im Anschluss an einen Fehlpass von Shkodran Mustafi in der gegnerischen Hälfte schalteten die Algerier blitzschnell um und schickten ihren Stürmer Islam Slimani ins Eins-gegen-eins mit DFB-Goalie Manuel Neuer, der erst mit "Verspätung" zu klären wusste.

Algerien überrascht, Deutschland enttäuscht
Keine zwei Minuten später brachte der nächste Steilpass auf Slimani die deutsche Abwehr wieder in Bedrängnis, Per Mertesacker ging aber gerade noch einmal erfolgreich dazwischen. Und während die deutschen Fans auf den Tribünen wohl noch die vorangegangenen Aktionen kopfschüttelnd Revue passieren ließen, wurde es vonseiten der Algerier schon wieder gefährlich: Sofiane Feghouli tankte sich zunächst kraftvoll in den Strafraum und dort bis an die Grundlinie durch, übersah dann allerdings einen Mitspieler in der Mitte und schoss uninspiriert über das Gehäuse (15.).

Kurz darauf bauschte sich das Netz zwar, doch Schiedsrichter Sandro Ricci verwehrte dem Treffer von Slimani wegen Abseits korrekterweise die Anerkennung. Weitere Chancen von Faouzi Ghoulam (19.) und Slimani (33./Freistoß) untermauerten die überraschende Stärke der Nordafrikaner.

Deutschland enttäuschte auf der ganzen Linie: Bis in die Endphase von Durchgang eins fanden Bastian Schweinsteiger und Co. bestenfalls Halbchancen vor, ein "Schweini"-Distanzschuss (14.) und zwei Kopfbälle von Thomas Müller (23., 33.) blieben die einzige Ausbeute der Deutschen. Erst in Minute 37 lag ein deutsches Tor erstmals in der Luft, als Algeriens Goalie Rais M'Bohli einen Özil-Weitschuss nach vorne abprallen ließ – im Nachsetzen konnte er aber klären. Ähnlich die Situation vier Minuten später: Einen Kroos-Kracher bekam der Goalie nicht fix zu fassen, der Nachschuss von Mario Götze landete aber in seinen Armen. Mit einem für Deutschland schmeichelhaften 0:0 ging's in die Pause.

Deutsche kommen völlig verwandelt aus der Kabine
Der Pausentee dürfte in der deutschen Kabine durchaus bekömmlich gewesen sein, denn ab den ersten Minuten von Spielhälfte zwei präsentierten sich die Deutschen gleich einmal lebendiger und auch gefährlicher. Vor allem der für Götze eingewechselte Schürrle brachte Schwung in die Partie – zunächst mit einer Offensivaktion, die zu einer gefährlichen Ecke führte (48./Mustafi köpfelte zu zentral auf den Goalie) und kurz darauf mit einem von Neuer eingeleiteten Konter, der aber zur Ecke geklärt wurde. In Minute 55 schaltete sich dann auch einmal Philipp Lahm ins Offensivspiel der DFB-Elf ein, seinen Schuss aus 18 Metern Entfernung konnte Algerien-Goalie M'Bohli aber gerade noch entschärfen. Die algerischen Angriffsbemühungen verloren nun von Minute zu Minute an Intensität und Schärfe.

In der letzten Viertelstunde der regulären Spielzeit fanden freilich auch die Algerier langsam wieder ins Spiel zurück: Erst wurde zum wiederholten Mal Slimani mit einem Steilpass auf die Reise geschickt, wobei sich Neuer zum ebenso wiederholten Mal als hellwacher Libero auszeichnen konnte (72.). Und in Minute 74 kam Feghouli nach einem Einwurf zum Schuss, sein Versuch aus der Drehung ging allerdings doch klar daneben. Dann waren wieder die Deutschen am Zug, vor allem Bayern-Ass Müller stellte sich nun in den Mittelpunkt: Zunächst köpfte Schweinsteiger eine Flanke von ihm am langen Eck vorbei (79.), und kurz darauf scheiterte Müller mit einem Kopfball (80.) sowie mit einem Schuss im Strafraum (82.).

Müller-Slapstick-Einlage kurz vor dem Abpfiff
Auch die nächste Szene gehörte Müller, diesmal (88.) war's allerdings eher zum Lachen: Der Bayer fiel im Zuge eines Freistoßtricks – wohl unabsichtlich – vor dem Ball auf die Knie, rappelte sich hoch und eilte in den Strafraum weiter. Was auch immer sich die an dem Freistoß beteiligten Schweinsteiger, Toni Kroos und Müller da vorgenommen hatten, es ging daneben. Je eine Topchance für Deutschland und Algerien ging sich dann vor dem Schlusspfiff zwar noch aus, doch weder Feghouli (89./Neuer rettete wieder wie ein Libero) noch Schweinsteiger (90./Kopfball in M’Bohlis Arme) brachten die Entscheidung – es ging in die Verlängerung.

In dieser knallten die Deutschen dann etwas witzlos und ohne lange Aufwärmphase den Deckel auf die Partie: Der bereits in den letzten Minuten der regulären Spielzeit sehr auffällige Müller flankte von links flach zur Mitte, und dort schlenzte Schürrle den Ball mit der Ferse an Tormann M'Bohli vorbei zum 1:0-Siegtreffer ins Netz (92.). Mit Özils 2:0 (120.) war der sprichwörtliche Käse endgültig gegessen, der Anschlusstreffer durch Abdelmoumene Djabou (121.) kam zu spät.

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(Bild: KMM)



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