Warum Verlässlichkeit heute wichtiger ist denn je – dieser Frage geht Niederösterreichs Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll in seinem neuen Buch „Verlässlich echt“ nach. Im krone.tv-Gespräch mit Jana Pasching sprach Pröll über Vertrauen, Ehrlichkeit und die zunehmende Verunsicherung in der Gesellschaft und seine Abneigung gegen Spin-Doktoren.
Traditionelle Werte wie Handschlagqualität, Ehrlichkeit und Verantwortung seien kein nostalgisches Relikt, sondern „der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, so Pröll. Gerade in der Politik hätten Bürger das Recht auf Ehrlichkeit: „Wenn man öffentlich spricht, haben die Menschen Anspruch darauf, dass das, was gesagt wird, auch ehrlich gemeint ist.“
„Schein ist mehr wert als das Sein“
Auslöser für das Buch sei seine Beobachtung, dass immer mehr Menschen nicht mehr wüssten, wem oder was sie noch trauen können. „Ist das echt? Ist das wahr? Oder ist es Fake? – Diese Fragen stellen sich viele“, sagte Pröll. Ursache dafür seien unter anderem die mediale Vielfalt und soziale Netzwerke, aber auch eine zunehmende Inszenierung in der Öffentlichkeit. „Der Schein ist oft mehr wert als das Sein, die Kopie wichtiger als das Original.“
Kritik an Spin-Doktoren
Besonders kritisch sieht Pröll den Einfluss sogenannter Spin-Doktoren. Es sei häufig wichtiger geworden, wie etwas wirkt, als was tatsächlich gesagt wird. Das führe zu Misstrauen – auch gegenüber der Politik.
Angesprochen auf sinkende Vertrauenswerte in die Politik betonte Pröll, dass Vertrauen nur zurückgewonnen werden könne, wenn Politiker wieder Profil zeigen. „Sag, was du denkst, und tu, was du sagst – das war immer mein Grundsatz.“ Ecken und Kanten seien kein Makel, sondern notwendig: „Je runder Persönlichkeiten werden, desto näher kommen sie der Mittelmäßigkeit. Aber wir brauchen Klarheit, nicht Mittelmaß.“
An dem Buch haben insgesamt 17 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik mitgewirkt. Der gemeinsame Nenner: das Bekenntnis zu Authentizität, Lebenserfahrung und Verantwortung. Ziel sei es, einen Dialog anzustoßen – darüber, wohin sich die Gesellschaft entwickelt und was ihr zunehmend fehlt.
„Konkrete Entlastungen sind wichtig“
Auch zu den aktuellen Reformschritten hat sich der Alt-Landeshauptmann geäußert. Besonders wichtig seien aus seiner Sicht konkrete Entlastungen, etwa bei den Strompreisen, da Vertrauen in die Politik auch über spürbare materielle Erfolge entstehe. Die geplanten Erleichterungen für Arbeiten im Alter, darunter der Freibetrag von 15.000 Euro ab 2027, hält Pröll für einen richtigen und notwendigen Schritt.
Angesichts der steigenden Lebenserwartung verfüge gerade die Generation am Beginn des Pensionsalters über wertvolle Erfahrung, die der Gesellschaft nicht verloren gehen dürfe. Diese Potenziale länger zu nutzen, sei nicht nur sinnvoll, sondern auch wichtig für die weitere Entwicklung des Landes.
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