SOS-Kinderdorf

„Wir müssen zeigen, dass wir heute anders sind“

Burgenland
20.11.2025 16:00

Die Vorwürfe rund um das SOS-Kinderdorf erschüttern. In Pinkafeld (Burgenland) reagiert man mit strengen Strukturen und offener Aufarbeitung.

Die Berichte über Missbrauchsfälle in SOS-Kinderdörfern haben Österreich erschüttert. Auch im Kinderdorf Pinkafeld beschäftigt man sich derzeit intensiv damit, wie man Sicherheit garantiert und Vertrauen zurückgewinnt. Ruth Görtler, Freiwilligenkoordinatorin, erinnert sich an die ersten Reaktionen: „Ich war betroffen. Aber wir haben ein starkes Miteinander. Unser Leiter hat uns sofort gefragt, was wir brauchen, damit wir gut weiterarbeiten können.“ Während Görtler vom Team erzählt, macht Kinderdorf-Leiter Marek Zeliska klar, dass das heutige Kinderdorf mit früheren Bildern wenig zu tun hat.

Kinderschutz fixer Bestandteil
„Das klassische Modell mit einer Kinderdorfmutter und einem Haus gibt es schon lange nicht mehr“, sagt Zeliska. „Heute arbeiten Teams. Ich bin zwar das Gesicht, aber die Verantwortung tragen über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Burgenland.“ Kinderschutz ist ein fixer Bestandteil der täglichen Arbeit. Alle Mitarbeitenden absolvieren jährlich Schulungen, legen Strafregisterauszüge vor und unterschreiben einen Verhaltenskodex. Die Meldekette ist eindeutig: Betreuerin, pädagogische Leitung, Standortleitung. „Wichtig ist, dass niemand alleine bleibt“, sagt Görtler.

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Das klassische Modell mit einer Kinderdorfmutter und einem Haus gibt es schon lange nicht mehr. Heute arbeiten Teams.

Marek Zeliska, Leiter SOS Kinderdorf Pinkafeld

Einmal pro Woche bietet die Kinder- und Jugendanwaltschaft eine Sprechstunde direkt im Dorf an – anonym und bewusst außerhalb der Organisation. „Das stärkt die Kinder“, so Görtler. Zur unabhängigen Untersuchung sagt Zeliska: „Wir sind noch nicht am Ende. Aber Aufarbeitung muss passieren. Dass externe Fachleute Zugang bekommen, ist unangenehm, aber notwendig.“

„Spannungsfeld aushalten“
Viele ehemalige Kinderdorfkinder melden sich derzeit zu Wort. Manche erzählen, dass sie vieles kaum glauben können, weil sie selbst andere Erfahrungen gemacht haben. Andere ordnen Erlebnisse neu ein. „Dieses Spannungsfeld müssen wir aushalten“, sagt Zeliska. „Wir müssen alles benennen – das Schwere und das, was gelungen ist.“

Die Hermann-Gmeiner-Straße wird zum Kinderrechteweg.
Die Hermann-Gmeiner-Straße wird zum Kinderrechteweg.(Bild: Carina Fenz)

Veränderung zeigen
Im Kinderdorf-Parlament bringen Kinder selbst Anliegen ein. „Früher hätte man vieles einfach akzeptiert“, sagt Görtler. „Heute wird offen gesprochen und gemeinsam entschieden.“ Auch nach außen zeigt man Veränderung: Die frühere Hermann-Gmeiner-Straße wird zum Kinderrechteweg. „Das wollten wir nicht über Nacht machen“, sagt Zeliska. „Der neue Name zeigt, was uns heute wichtig ist.“

Für Zeliska ist klar: „Kinderschutz steht über allem. Vertrauen entsteht nicht in Erklärungen, sondern im Alltag – jeden Tag, mit jeder Entscheidung. Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Aber wir können alles tun, damit sie sich nicht wiederholt.“ 

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