„Krone“ fragte nach:

Das 240-Millionen-Euro-Rätsel im Wiener Budget

Wien
19.11.2025 09:17

Beim kommunizierten Gesamtschuldenstand der Stadt klafft eine Riesenlücke – die „Krone“ hat sich auf Spurensuche begeben: Wo sind die Millionen?

Eine Warnung gleich vorweg, heute sind hier viele Zahlen zu lesen. Und es geht um Summen, die mitunter das Vorstellungsvermögen sprengen. In der Geschichte dreht sich alles um „verschwundene“ 240 Millionen Euro. Wie das?

Schuldenstand, Beweisstück A
Die „Krone“ hat an das Finanzressort der Stadt, angeführt von Stadträtin Barbara Novak (SPÖ), einen Fragenkatalog geschickt. Die wichtigste: Wie hoch sind die Gesamtschulden, wenn das Jahr 2025 eingepreist ist? Die Antwort: „Zum 31. Dezember 2024 betrug der Schuldenstand laut öffentlich einsehbarem Rechnungsabschluss der Stadt 11,937.977.172,90 Euro. Im Jahr 2025 konnte die Stadt durch zahlreiche Maßnahmen den Zuwachs von im Jänner prognostizierten 3,8 Milliarden Euro auf etwa 3,2 Milliarden verringern.“ Die Hochrechnung, die sich daraus ergibt – und wir haben darüber berichtet: Der Schuldenstand beträgt 15,137.977.172 Euro. Ein Mega-Minus.

17,5 Milliarden Euro

Das ist der gesamte Schuldenstand – aus heutiger Sicht – mit Stichtag 31. 12. 2026. Das geht aus dem aktuellen Budget-Voranschlag der Stadt Wien hervor. Ein Nulldefizit oder gar eine Trendwende in der Ausgabenpolitik ist derzeit nicht in Sicht. Und zwar bundesweit, nicht nur in Wien.

Schuldenstand, Beweisstück B 
Vergangenen Freitag veröffentlichte die Stadt den Budgetentwurf für das Jahr 2026. Auch darin findet sich eine Summe der Gesamtschulden im Jahr 2025. Beziffert werden sie hier mit: 14,894.711.194 Euro.

Teurer wurden unter anderem die Wiener-Linien-Tickets.
Teurer wurden unter anderem die Wiener-Linien-Tickets.(Bild: Gerhard Bartel)

Da fehlt doch was!
Da fehlen doch ein paar Millionen! Richtig! Einerseits gibt die Stadt Wien den Schuldenstand mit 15,1 Milliarden an, gleichzeitig aber mit 14,9 Milliarden. Die Frage, die sich selbst jenen stellt, die nicht gut rechnen können: Wo zum Teufel sind diese 240 Millionen Euro? Wie kann eine solche Diskrepanz in einem Budget entstehen, in dem jede Kleinigkeit penibel aufgelistet ist – wie zum Beispiel, kein Scherz, der genaue Zeitplan, wann in der Modeschule Hetzendorf die Pride-Flagge am Balkon aufgehängt wird (Spoiler: im Juni).

Wie erklärt es nun die Stadt? 
Kreativ. Obwohl im Voranschlag der Schuldenstand sogar auf den Cent-Betrag ausgewiesen ist (im übrigen 82) heißt es nun: „Der im Voranschlag 2026 ausgewiesene prognostizierte Schuldenstand berücksichtigt bereits, dass das Minus 2025 nicht zur Gänze über neue Schulden finanziert werden muss. Teile des Defizits werden etwa durch Konsolidierungsmaßnahmen, Rücklagenentnahmen oder verbesserte Einnahmen gedeckt. Zudem ist die Entwicklung der Ertragsanteile sehr dynamisch und weicht immer wieder deutlich von früheren Prognosen ab. Da wir uns im vierten Quartal befinden und weiterhin aktiv konsolidiert wird, fällt die tatsächliche Neuverschuldung voraussichtlich geringer aus als die prognostizierten 3,2 Milliarden Euro Defizit.“
Das heißt: Beim Budget gilt das Lotto-Motto: Alles ist möglich!

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