Die Westbahn erweitert ihre Flotte – und zwar mit vier neuen Zügen aus China. Die neuen Garnituren bieten mehr Platz und sollen energiesparender fahren. China habe einfach das beste „Gesamtpaket“ geliefert. Gar nicht mit der neuen Anschaffung zufrieden ist jedoch die Arbeiterkammer ...
Die Westbahn des Industriellen Hans Peter Haselsteiner erweitert ihr Weststrecken-Angebot. Der private Bahnbetreiber setzt auf vier neue Doppelstockzüge des chinesischen Schienenfahrzeugherstellers CRRC. „Es ist aber kein chinesischer Zug, sondern zur Hälfte vielleicht – oder etwas über der Hälfte – chinesisch und zur anderen Hälfte europäisch“, sagte Haselsteiner am Montag bei einem Pressegespräch am Wiener Westbahnhof. Die Investition beläuft sich auf 70 Millionen Euro.
Lange Wartezeit auf Züge „unzumutbar“
Die Westbahn hat die vier Züge bereits 2019 bestellt. Haselsteiner kritisierte die lange Dauer der Zulassung: „Man ist nicht Besteller, sondern Bittsteller.“ Die europäische Industrie brauche vier Jahre, damit man einen Zug bekomme. Das ist aus Sicht von Haselsteiner „unzumutbar“. Eine Abweichung von bereits zugelassenen Zügen mache den Prozess noch langwieriger. Die Züge waren insgesamt 300.000 Kilometer im Testbetrieb. Die Westbahn mietet die Züge für zehn Jahre, mit der Option, sie jederzeit kaufen zu können.
Täglich 66 Westbahn-Verbindungen
Die Entscheidung für CRRC fiel aus Gründen der Qualität, Innovation und Lieferzeit, führte Westbahn-Geschäftsführer Marco Ramsbacher weiter aus. Die Züge sollen in den kommenden Wochen schrittweise eingesetzt werden. Laut Geschäftsführer Thomas Posch stößt die Westbahn an gewissen Wochentagen an die Kapazitätsgrenzen. Das Angebot wächst dann mit den insgesamt 19 Zuggarnituren um 28 Prozent auf knapp 10.000 Sitzplätze. Künftig werden täglich 66 statt 60 Westbahn-Verbindungen von und nach Wien-Westbahnhof angeboten. Es werde künftig einen „lückenlosen“ Halbstundentakt vom Westbahnhof geben, sagte Posch.
Mehr Platz, niedrigerer Energieverbrauch
Jeder der neuen Züge mit jeweils sechs Wagen bietet 536 Sitzplätze sowie eine Fahrgastkapazität von mehr als 1250 Personen. Im Vergleich zu den Garnituren der aktuellen Flotte sind die Fahrzeuge um acht Meter länger, allerdings wird laut Westbahn um bis zu zehn Prozent weniger Energie verbraucht. Versprochen werden verstellbare Sitzflächen, Steckdosen an jedem Sitzplatz und kostenloses WLAN. Reisende können außerdem künftig beim sogenannten „Relax Check-in“ neben dem gewohnten Scannen des QR-Codes auch die neue NFC-Funktion nutzen. Zudem gibt es bei großen Gepäckablagen alternativ zum herkömmlichen Münzsystem die NFC-Schlossfunktion. Entwicklung, Design und wesentliche Komponenten stammen zu einem maßgeblichen Teil aus Österreich und Europa, so die Westbahn.
AK kritisiert Zugkauf aus China
Die Arbeiterkammer kritisierte am Abend in einer Aussendung, dass die Westbahn Doppelstockzüge des chinesischen Herstellers CRRC gekauft hat. Der Einsatz auf der Weststrecke wäre „einer der ersten Einsätze von chinesischen Zügen im Personenschienenverkehr in der EU“ und eine große Gefahr für die österreichische Bahnindustrie, meint Lukas Oberndorfer, Leiter der Abteilung Klima, Umwelt und Verkehr der AK Wien. Er forderte die EU-Kommission auf, „ihre Zulassungskriterien zu überprüfen“. Auch sollten künftig „Steuergelder aus dem Klimaticketverbund“ an Auflagen wie soziale und ökologische Kriterien und einen Mindestanteil an europäischer Wertschöpfung geknüpft werden.
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