Österreichs Wirtschaft wächst langsamer als der europäische Durchschnitt, die Inflation bleibt hoch und die Europäische Zentralbank bringt den digitalen Euro. Kann er Europa unabhängiger machen, oder bleibt alles beim Alten?
Während der Euroraum heuer im dritten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent auswies, waren es hierzulande nur 0,1 Prozent. Dasselbe Bild gibt die Inflation ab: Im Euroraum lag diese im Oktober laut Schnellschätzung bei 2,1 Prozent, in Österreich war sie mit vier Prozent doppelt so hoch – vor allem bedingt durch den Dienstleistungssektor.
Der Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Martin Kocher, bezeichnet die Lage weiterhin als schwach: „Die Wachstumsaussicht in der Eurozone und der EU ist insgesamt nicht sehr dynamisch.“ Außerdem betont er, dass die fundamentalen Risiken – etwa geopolitische Spannungen und Handelskonflikte – weiterhin bestünden. Die Europäischen Zentralbank (EZB) bleibe jedoch handlungsfähig, sollte sich eines dieser Risiken materialisieren.
Digitaler Euro soll Europas Finanzautonomie stärken
Das Projekt „digitaler Euro“ der EZB soll Online-Zahlungen erleichtern und Europa unabhängiger von US-amerikanischen Anbietern wie Visa und Mastercard machen. Er sei dabei nicht als Ersatz für Bargeld gedacht, sondern als zusätzliche Zahlungsmöglichkeit für den digitalen Handel, erklärt Nationalbank-Chef Kocher. Österreich ist Teil einer Allianz von sechs Ländern, die an dem Projekt beteiligt sind (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, und Litauen).
Zeitplan bis 2029
Die Pilotphase ist für das Jahr 2027 anberaumt, abhängig vom europäischen Gesetzgebungsprozess. „2029 soll der digitale Euro wirklich breitenwirksam ausgerollt werden, weil wir die Unabhängigkeit der EU sichern wollen“, erklärt OeNB-Direktor Josef Meichenitsch, der in der Nationalbank für dieses EZB-Projekt verantwortlich ist.
Die gesamten Kosten für das Projekt werden mit 1,3 Milliarden Euro angesetzt, welche sich aus den externen Komponenten (wie Zulieferer, Software, Infrastruktur) in Höhe von 265 Millionen Euro und dem restlichen Betrag für interne und sonstige Komponenten (beispielsweise Forschung, Konzepte, User-Research) zusammensetzen.
Die laufenden Kosten kämen auf rund 320 Millionen Euro pro Jahr. Laut OeNB entstehen derzeit durch die beiden dominanten Zahlungsdienstleister Visa und Mastercard in Europa Ausgaben in Höhe von etwa 14 Milliarden Euro, die aber durch den digitalen Euro nicht komplett wegfallen würden.
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