Die Herbstlohnrunden sind im Gang. Nun erweist die Wirtschaftskammer (WKÖ) ihren Zwangsmitgliedern, den Unternehmen, aber einen Bärendienst: Sie erhöht die Löhne für ihre Mitarbeiter um 4,2 Prozent, während viele ihrer Vertreter Lohnzurückhaltung und ein Plus unter der Inflation fordern. Teils scharfe Kritik kommt aus der Politik.
Erklärung der Kammer: Die Erhöhung orientiert sich stark an den KV-Abschlüssen des Vorjahres. Da 2024 die Abschlüsse oft im Bereich 5,4 bis 9,2 Prozent lagen, beträgt die „Faktorerhöhung“ nun 4,2 Prozent. Der Zeitpunkt ist jedenfalls ungünstig, kritisiert auch die Industriellenvereinigung. Der Wiener IV-Präsident Christian Pochtler nennt die Erhöhung „unsensibel und ein fatales Signal“.
Die Entscheidung ist unsensibel und auch ein fatales Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen und KV-Runden.
IV-Wien-Präsident Christian Pochtler
Kritik auch von FPÖ, Grünen und NEOS
Scharfe Kritik an der WKÖ-Gehaltserhöhung kommt auch von den Parteien. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch spricht von einem „Schlag ins Gesicht für jeden heimischen Unternehmer und Arbeitnehmer“. Für NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos hat die Wirtschaftskammer „jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren“. Die Kammer wirke, so Elisabeth Götze, Wirtschaftssprecherin der Grünen, eher wie ein Selbstbedienungsladen als eine Vertretung und Serviceorganisation der Unternehmen.
Die Wirtschaftskammer hat jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren.
NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos
Lob von der Gewerkschaft
Ungewohntes Lob bekommt die Wirtschaftskammer hingegen von vida-Chef Roman Hebenstreit: „Ich begrüße das Umdenken der Wirtschaftskammer und ihres Präsidenten ausdrücklich“, sagt Hebenstreit. Und er fügt hinzu: „Lohnzurückhaltung und Kaufkraftverlust können keine Lösung sein – das haben wir als Gewerkschaft immer gesagt. Wenn nun die Wirtschaftskammer für ihre eigenen Beschäftigten ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart, ist das ein klares Bekenntnis, dass es ohne ordentliche Lohnsteigerungen keine wirtschaftliche Erholung gibt“, bringt er sich schon für die KV-Verhandlungen im Handel in Stellung, die diese Woche beginnen.
AK-Mitarbeiter bekommen zwischen 2,7 und 2,9 Prozent mehr
Zum Vergleich: Die Mitarbeiter der Arbeiterkammern bekommen zwischen 2,7 Prozent (alte Dienstverträge) und 2,9 Prozent (neue Dienstverträge), wobei die meisten Beschäftigten schon neue Dienstverträge haben. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen zwischen den Betriebsräten und den Präsidien der neun Landesarbeitskammern dient die rollierende Inflation, heuer jene im April. Überzahlungen gibt es in der AK nicht, es gelten einheitliche „Schema-Bezüge“.
Bauern übernehmen Abschlüsse des öffentlichen Dienstes
Wieder anders läuft es in der Landwirtschaftskammer, wie LKÖ-Generalsekretär Ferdinand Lembacher erklärt: Es würden auf Bundesebene und auch in den meisten Bundesländern 1:1 die Abschlüsse des öffentlichen Dienstes übernommen. In einzelnen Länderkammern sei das in den letzten Jahren auch anders gewesen – in diesen Fällen seien das aber stets Abweichungen nach unten gewesen.
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