Neue Frauenstiftung

„Meine Tochter sagt, ich bin für sie ein Vorbild“

Wien
03.11.2025 19:00

Während die Arbeitslosigkeit weiter steigt, zeigt Wien mit der neuen Frauenarbeitsstiftung, wie man Mut, Bildung und Integration unter einen Hut bringt. Drei Frauen gehen ihren Weg.

Zum 31. Mal sind die Arbeitslosenzahlen im Oktober in Folge gestiegen. In Wien beträgt die Arbeitslosigkeit bereits 11,7 Prozent. Und auffällig: die hohe Frauenquote. Ihre Arbeitslosigkeit nahm um 6,5 Prozent zu, doppelt so stark wie bei Männern. Hier setzt die neue Frauenarbeitsstiftung der Stadt und des Waff an. Mit der „Wiener Frauenarbeitsstiftung“ will die Stadt jene stärken, die es auf dem Arbeitsmarkt am schwersten haben: Frauen ohne abgeschlossene Ausbildung, viele davon mit Migrationshintergrund oder Familienverantwortung.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Waff-Che Marko Miloradović haben viel Vertrauen in die ...
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Waff-Che Marko Miloradović haben viel Vertrauen in die neue Ausbildungsschiene.(Bild: Christian Jobst)

Drei Biografien, die als Vorbild Strahlkraft haben
„Wien ist die Stadt der Frauen“, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). „Fast die Hälfte aller Frauen in Wien hat nur Pflichtschulabschluss. Jede Ausbildung mehr hilft, nicht nur Arbeit zu finden, sondern auch gerecht entlohnt zu werden.“ Das Programm läuft vorerst bis Juli 2026, finanziert mit 1,7 Millionen Euro. 100 Frauen sollen in dieser ersten Runde eine neue Chance bekommen. Derzeit sind 26 Teilnehmerinnen im Programm, 15 weitere stehen vor dem Start – bei insgesamt 600 Bewerbungen.

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Deutsch zu lernen war schwer, aber ich wollte etwas Sinnvolles tun. Jetzt beginne ich meine Ausbildung als Kindergartenassistentin – ich will mit Kindern arbeiten und zeigen, dass man mit Mut alles schaffen kann.

Hui Yuan

Vom China-Restaurant in den Kindergarten
Eine von ihnen ist Hui Yuan, 51 Jahre alt, aus China. Früher arbeitete sie als Journalistin und organisierte Kinder-Camps, in Wien jobbte sie zunächst im Restaurant. „Deutsch zu lernen war schwer, aber ich wollte etwas Sinnvolles tun“, erzählt sie. Heute hat sie den B2-Sprachkurs geschafft und beginnt ihre Ausbildung zur Kindergartenassistentin. Ihr Ziel: „Mit Kindern arbeiten – das ist mein Traum.“

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Ich war 15 Jahre im Handel, im Hotel, im Catering – jetzt lerne ich Mediendesign. Ich will beweisen, dass man als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern und starkem Willen ein neues Leben beginnen kann.

Danijela Gajic

Von der Kassa ins Designstudio
Danijela Gajic (44) dreifache Mutter und alleinerziehend, kam aus Serbien nach Wien. „Ich wusste immer, dass ich mehr kann“, sagt sie mit leuchtenden Augen. 15 Jahre stand sie im Handel, im Hotel, im Catering – jetzt sitzt sie vor dem Computer, lernt Mediendesign und bald Webdesign. Ihre älteste Tochter ist übrigens selbst in der Jugendstiftung des Waff. „Ich will zeigen, dass man auch mit drei Kindern noch neu anfangen kann“, sagt sie stolz.

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Ich bin aus Syrien geflohen, habe in Wien neu angefangen und lerne jetzt Buchhaltung. Meine Kinder sind stolz auf mich. Ich will arbeiten, unabhängig sein und zeigen: Es ist nie zu spät, sich zu verändern.

Batoul Turkmani

Von Syrien in die Buchhaltung
Batoul Turkmani (31) floh aus Syrien, kam 2016 nach Wien. „Mein Mann hat mich angemeldet“, sagt sie und lacht. Über den Facebook-Account habe man über das Projekt erfahren. „Ich wollte immer in der Buchhaltung arbeiten.“ Jetzt startet sie in Wien neu – mit Kursen in Buchhaltung und Personalverrechnung. Ihre drei Kinder seien stolz: „Meine Tochter sagt, ich bin ihr Vorbild.“

Mut und Mundpropaganda
Waff-Chef Marko Miloradović betont den Erfolg des Konzepts: „Wir leben von Mundpropaganda. In den Gemeinschaften kennt man uns, weil wir Chancen bieten, die wirken.“ Bürgermeister Ludwig ist überzeugt, dass das Projekt Schule machen wird – in Wien und darüber hinaus. „Andere Länder reden über Zuwanderung, wir reden über Bildung“, sagte er. „Das ist der Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.“ Und mit einem Blick auf die drei Frauen: „Das sind beeindruckende Biografien. Wien kann stolz auf solche Vorbilder sein.“

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