Zu Abrüstung bereit

Trumps Atomwaffen-Hammer: Leise Töne aus dem Kreml

Außenpolitik
30.10.2025 13:09

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, „unverzüglich“ wieder Atomwaffentests durchführen zu wollen. Doch so schnell wird dies wohl nicht möglich sein – einer Schätzung zufolge könnte dieses Unterfangen erst in ein paar Jahren durchführbar sein. Moskau gibt sich indes kleinlaut: Es liege ein Missverständnis vor ... 

Der letzte Atomwaffentest der USA fand im Jahr 1992 statt – dann wurde ein freiwilliges Moratorium für solche Versuche verhängt. Doch eine Wiederaufnahme der Tests geht freilich nicht von heute auf morgen: Laut einem Bericht des Congressional Research Service vom August könnte es 24 bis 36 Monate dauern, bis die USA wieder Atomwaffen testen könnten.

Russland dementiert jüngste Atomwaffentests
Trumps Ankündigung hat dennoch für enorme Resonanz gesorgt. Russland hoffe, dass Trump über die jüngsten russischen Waffentests der Rakete „Burewestnik“ und der Unterwasserdrohne Poseidon korrekt informiert worden sei, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge am Donnerstag. Es habe sich nicht um Atomwaffentests gehandelt, betonte er.

Ein Atomwaffentest im Jahr 1955 auf dem Gelände, das heute als Nevada National Security Site ...
Ein Atomwaffentest im Jahr 1955 auf dem Gelände, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist.(Bild: APA/AP)
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin(Bild: EPA/GRIGORY SYSOEV /SPUTNIK/KREMLIN POOL)

Kreml betont, US-Waffentests seien legitim
„Bis jetzt war uns nicht bekannt, dass jemand Tests durchführt. Und wenn damit irgendwie der Test des ,Burewestnik‘ gemeint ist, dann handelt es sich dabei auf keinen Fall um einen Atomtest. Alle Länder entwickeln ihre Verteidigungssysteme weiter, aber das sind keine Atomtests“, stellte Peskow klar. Zugleich sagte er, dass die USA als souveräner Staat das Recht zu solchen Tests hätten. Er erinnerte an frühere Warnungen Putins, wonach Russland dann ebenbürtig handeln werde.

Russland sei zudem zu atomaren Abrüstungsverhandlungen bereit, wie Peskow beteurte. Man habe aber auf seine Vorschläge bisher keine Reaktion von Trump erhalten. Putin hatte 2023 per Gesetz die russische Ratifizierung für das Verbot von Atomwaffentests zurückgezogen. Seither verweist er auf die grundsätzlich mögliche Wiederaufnahme dieser Tests. Das Land arbeitet jedoch bisher trotz seiner Abkehr vom internationalen Atomteststopp-Vertrag weiterhin an der globalen Überwachung des Paktes mit.

Russland und USA besitzen 90 Prozent des Atomwaffenarsenals
Die meisten Atomsprengköpfe sind im Besitz der USA und Russland – die beiden Länder verfügen laut der Organisation Union of Concerned Scientists über 90 Prozent des weltweiten Atomwaffenarsenals. Russland besitzt demnach rund 6000 Sprengköpfe, von denen 1584 einsatzbereit sind. 

Trump enthüllte seine Pläne, kurz bevor er sich mit Chinas Präsident Xi Jinping traf.
Trump enthüllte seine Pläne, kurz bevor er sich mit Chinas Präsident Xi Jinping traf.(Bild: AP/Susan Walsh)

China besitzt aktuell ein relativ kleines Arsenal an Atomwaffen, das Ausmaß wird von Forschern bzw. dem Pentagon auf ca. 400 bis 500 Sprengköpfe geschätzt. Das Land der Mitte hält sich über die genaue Anzahl bedeckt – vermutlich, weil es nur ein Bruchteil der Menge der USA und Russland besitzt. Allerdings baut China laut Pentagon sein Atomwaffenarsenal rasant aus. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte es bereits über 1000 Atomsprengköpfe verfügen. 

Interessant ist der Zeitpunkt, den Trump für seine Ankündigung wählte. Von einem Reporter am Donnerstagabend darauf angesprochen, warum er sich entschieden habe, diese Pläne ausgerechnet kurz vor seinem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping bekannt zu geben, antwortete Trump: „Das hatte mit anderen Dingen zu tun.“

„Es scheint sich alles um Atomtests zu drehen“, sagte Trump aus der Air Force One. „Wir haben die Tests vor vielen Jahren eingestellt, aber da andere Länder Tests durchführen, halte ich es für angemessen, dass auch wir dies tun.“

Weltweit mehr Atomwaffentests befürchtet
„Wenn er mit Testen Atomwaffentests meint, wäre das leichtsinnig“, kommentiert Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information Project bei der Federation of American Scientists, gegenüber CNN die Entwicklung. Solche Tests seien „wahrscheinlich nicht in den nächsten 18 Monaten möglich und würde Geld kosten, das der Kongress genehmigen müsste“.

Der Experte warnte, diese Maßnahme würde Länder wie Russland, China, Indien und Pakistan „mit ziemlicher Sicherheit“ dazu ermutigen, ihre eigenen Tests wieder aufzunehmen. „Anders als die Vereinigten Staaten hätten all diese Länder durch die Wiederaufnahme von Atomtests viel zu gewinnen“, erklärte Kristinasen weiter. 

Trump, der sich gerne als „Friedensstifter“ inszeniert, dürfte sich damit weiter von seinem geliebten Friedensnobelpreis entfernen. Ein hochrangiger russischer Abgeordneter sagte der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge, die Entscheidung läute eine neue Ära der Unvorhersehbarkeit und offenen Konfrontation ein. Die USA testeten zuletzt 1992 eine Atomwaffe, Russland 1990 und China 1996.

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