Die Raiffeisen Bank International (RBI) kämpft weiter um die Freigabe von sanktionierten Strabag-Aktien – und hofft dabei auf ein mögliches Schlupfloch im nächsten EU-Sanktionspaket. Bankchef Johann Strobl zeigt sich trotz des jüngsten Rückschlags dabei optimistisch - indessen schrumpft das umstrittene Russland-Geschäft der Bank weiter.
Die RBI gibt sich trotz der herben Niederlage im letzten EU-Sanktionspoker nicht geschlagen. Nachdem die österreichische Großbank beim 19. Sanktionspaket gescheitert war, eine Ausnahme für die Freigabe von in Russland eingefrorenen Strabag-Aktien zu erwirken, richtet Bankchef Johann Strobl seine Hoffnungen nun auf das kommende 20. Sanktionspaket.
„Wir werden sehen, ob wir vielleicht in der Zukunft Fortschritte machen können – eventuell rund um das 20. Sanktionspaket“, erklärte Strobl am Donnerstagnachmittag gegenüber Bankanalysten.
Österreich stand mit Forderung alleine da
Die RBI-Russland-Aktivitäten sorgen seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer wieder für Kontroversen. Bei den Verhandlungen zum 19. Sanktionspaket hatte sich die österreichische Regierung noch für eine Ausnahme zugunsten der RBI starkgemacht – allerdings ohne Erfolg. Kein weiterer EU-Mitgliedsstaat unterstützte die Forderung, woraufhin Österreich seine Position aufgab und dem Paket zustimmte. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) kündigte jedoch an, „bis zum nächsten Mal“ eine Lösung finden zu wollen.
Zwei Milliarden Euro Schadenersatz als Auslöser
Hintergrund der Bemühungen ist ein russisches Gerichtsurteil, das die Raiffeisenbank Russland zur Zahlung von 2 Milliarden Euro Schadenersatz an die Firma Rasperia Trading Limited verpflichtete. Die Klage gegen die russische Raiffeisen-Tochter erfolgte ausschließlich wegen deren Verwandtschaftsverhältnis zum Strabag-Aktionär Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien. Diese hält über die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien indirekt 25 Prozent am RBI-Mutterkonzern.
Mit einer Sanktionsausnahme will sich die RBI dieses Geld nun zurückholen. Strobl wollte sich zu den Erfolgsaussichten nicht konkret äußern, betonte aber, dass die Bank in dieser Rechtsfrage weiterhin „einen starken Fall“ habe. Als Alternative bereitet die RBI eine Klage in Österreich gegen Rasperia vor, um sich österreichisches Vermögen des russischen Klägers zu sichern – diese wurde bisher jedoch noch nicht eingebracht. Die Klage werde „zum richtigen Zeitpunkt“ erfolgen, so der Bankchef.
Russland-Geschäft schrumpft schneller als gefordert
Parallel dazu baut die RBI ihr umstrittenes Russland-Geschäft weiter ab – nach eigenen Angaben sogar schneller als vom Regulator vorgegeben. Seit Kriegsbeginn wurde das Kreditvolumen von 13,7 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro reduziert, das Einlagenvolumen sank um 38 Prozent. Die russische Tochterbank ist mittlerweile nur noch die fünftgrößte RBI-Einheit gemessen am Kreditvolumen.
Die Strategie: Die Bank lässt ihr Kreditportfolio in Russland abreifen und versucht aktiv, Kunden zu vergraulen, indem sie keine Zinsen für Einlagen zahlt. Aufgrund des Schadenersatz-Urteils für Rasperia stand in der russischen Tochter unterm Strich ein Minus von 118 Millionen Euro, nach 1,11 Milliarden Euro Gewinn in der Vorjahresperiode.
Ohne Russland läuft das Geschäft
Abseits der Russland-Problematik zeigt sich die RBI in solidem Zustand. In den ersten neun Monaten 2025 steigerte die Bank ihren Konzerngewinn (ohne Russland und Belarus) um 21,2 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss erhöhte sich trotz niedrigeren Zinsniveaus um 0,5 Prozent auf 3,13 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss legte deutlicher um 9,3 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro zu.
Ob die RBI beim 20. Sanktionspaket mehr Erfolg haben wird als beim vorherigen Anlauf, bleibt abzuwarten. Bis dahin bleibt die Bank im Wartemodus – mit dem Fokus auf den „richtigen Zeitpunkt“ für die nächsten Schritte.
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