Einwanderungs-Razzien
Chicago: Bewohner wehren sich gegen Trumps Truppen
In Chicago herrschten zuletzt bürgerkriegsähnliche Zustände: ICE-Beamte haben Menschen auf die Straßen gezerrt und Gewalt gegen jene aufgewendet, die sich ihnen widersetzten. Daraufhin organisierten sich in der ganzen Stadt Nachbarn, um Einwandererfamilien zu verteidigen.
In den letzten Tagen kam es in Chicago wiederholt zu Unruhen. Bundesbeamte des Immigration and Customs Enforcement (ICE) und der Grenzschutzbehörde durchkämmten die Stadt und ihre Vororte, um illegale Migranten festzunehmen. Oft hielten sie Passanten auf der Straße an und befragen sie.
Verfolgungsjagd der ICE-Beamten verursachte Unfall
Der Zusammenstoß begann am Dienstagmorgen, als Bundesbeamte nach Angaben von Zeugen ein Auto durch ein überwiegend von Arbeitern und Latinos bewohntes Viertel auf der Südseite der Stadt verfolgten. Ein SUV der Migrationsbehörde kollidierte laut der Polizei von Chicago mit dem verfolgten Auto, das daraufhin in ein geparktes Fahrzeug prallte. Nach dem Unfall trafen Dutzende weitere Einwanderungsbeamte mit Masken ein. Bewohner bewarfen die Beamten mit Gegenständen und schrien: „ICE, geht nach Hause!“, wie die „New York Times“ schreibt.
Truppen setzten Tränengas ein
Augenzeugen zufolge setzten die Beamten wiederholt Tränengas, Rauchbomben und Pfefferkugeln ein, um Menschenansammlungen aufzulösen. Videos zeigen, wie Menschen hustend davonrannten und verzweifelt mit Wasser die Augen ausspülen. Unter den Betroffenen waren auch 13 Polizisten der Stadt Chicago.
Diese Razzien haben nichts mit Sicherheit oder Gerechtigkeit zu tun – sie dienen allein Macht und Kontrolle.
Andre Vasquez, Stadtrat und Vorsitzender des Ausschusses für Einwanderungs- und Flüchtlingsrechte
Die Bevölkerung wehrt sich
Die Einwohner Chicagos setzen sich gegen die brutalen Einsätze der Einwanderungsbehörde zur Wehr: In den vergangenen Wochen haben sich Gruppen an Freiwilligen gebildet, die ihre Viertel beobachten und über die sozialen Medien Alarm schlagen, sobald sie ICE-Beamte sehen. Andere Anwohner hupen als Warnsignal oder blasen in Trillerpfeifen, um auf die Razzien aufmerksam zu machen.
Solidarität mit Einwanderern
Der Widerstand Chicagos baue auf einer langen Tradition der Solidarität auf, so Andre Vasquez, Stadtrat und Vorsitzender des Ausschusses für Einwanderungs- und Flüchtlingsrechte. „Chicago ist eine Stadt, in der Arbeiterinnen und Arbeiter sich seit jeher gegen Ungerechtigkeit organisiert haben.“ Mit Workshops versucht er, die Chicagoer über ihre Rechte zu informieren. In dem amerikanischen Magazin „Jacobin“ schreibt Vasquez: „Diese Razzien haben nichts mit Sicherheit oder Gerechtigkeit zu tun – sie dienen allein Macht und Kontrolle.“
Los Angeles sprach Notstand wegen Razzien aus
Chicago ist nicht die einzige betroffene Stadt: Auch in Los Angeles spitzt sich die Situation zu. Jetzt reagierte der Bezirk mit einer Notstandserklärung auf die Razzien der Einwanderungsbehörde ICE. Der Bezirksvorstand sprach sich am Dienstag bei einer Abstimmung mehrheitlich für die Notfalldeklaration aus. Diese Maßnahme soll etwa Hilfsleistungen für Mieterschutz und für andere Bedürfnisse von Betroffenen ermöglichen.
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