Der Literaturnobelpreis 2025 geht an den 71-jährigen ungarischen Autor László Krasznahorkai, der bereits 2021 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur geehrt wurde. Die Verleihung findet traditionell am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Der Literaturnobelpreis 2025 geht an den 71-jährigen ungarischen Autor László Krasznahorkai. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Der Preis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (1 Million Euro) dotiert. Im Vorjahr ging die prestigeträchtigste Auszeichnung der Literaturwelt an die Koreanerin Han Kang. Die Verleihung findet traditionell am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Krasznahorkai, der 2021 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur geehrt wurde und auch immer wieder in Wien ist, war bei den Wettquoten zuletzt neben dem indischen Autor Amitav Ghosh und dem Australier Gerald Murnane unter den Favoriten gewesen. Er habe ihn telefonisch bei einem Besuch in Frankfurt erreicht und bereits erste Details für die Verleihung im Dezember besprochen, sagte Akademie-Sekretär Mats Malm bei der Bekanntgabe.
László Krasznahorkai hat einige Bezüge zu Österreich. 2021 wurde er in Salzburg mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. 2024 ist der Vorlass des „Autors von Weltrang“ (ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger) von der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen worden. Immer wieder ist er in Wien, zuletzt vor wenigen Tagen für eine Veranstaltung im Literaturmuseum.
Krasznahorkais Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Zu seinen auf Deutsch übersetzten Werken zählen auch „Melancholie des Widerstands“, „Der Gefangene von Urga“ sowie „Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluss“, „Baron Wenckheims Rückkehr“ oder der aus einem einzigen langen Satz bestehende Roman „Herscht 07769“. Für sein Werk nennt er Einflüsse österreichischer Literatur, neben Robert Musil und Franz Kafka vor allem Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann und Heimito von Doderer. Sein 2023 erschienener Erzählband „Im Wahn der Anderen“ handelt von einem besessenen New Yorker Bibliothekar.
„Literarische Wunder“
„Krasznahorkai ist ein wahrhaft europäischer und ein philosophischer Autor: Gewaltige Visionen einer anderen Welt durchziehen seine Bücher, Heilsversprechen bauen sich auf und stürzen in sich zusammen. In den Ritzen der Melancholie aber nistet der Humor. Ganz so, als würde es sich dabei um den eigentlichen Agenten eines freieren Lebens handeln“, hatte die Jury 2021 die Zuerkennung des Österreichischen Staatspreises begründet. „Jedes seiner Bücher ist ein literarisches Wunder“, sagte die damalige Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) bei der Ehrung in Salzburg, der „ungarische Europäer“, „ein auf vielen Kontinenten beheimateter Weltbürger“, habe ein „einzigartiges und eigensinniges Werk“ geschaffen, „wohldurchdacht und unnachahmlich“.
„Fesselndes und visionäres Werk“
Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis laut Jurybegründung „für sein fesselndes und visionäres Werk, das inmitten apokalyptischer Schrecken die Macht der Kunst bekräftigt.“ Er sei ein „großer epischer Schriftsteller in der mitteleuropäischen Tradition von Kafka bis Thomas Bernhard und zeichnet sich durch Absurdität und groteske Exzesse aus“, heißt es weiter. Doch er habe noch mehr zu bieten: „Er orientiert sich auch östlich, indem er einen kontemplativeren, fein abgestimmten Ton anschlägt.“
Krasznahorkai wurde am 5. Jänner 1954 in Gyula (Ungarn) als Sohn eines Anwalts geboren, studierte zunächst Rechtswissenschaften in Szeged, später Hungaristik und Philosophie in Budapest. Mit seinem Debütroman „Satanstango“ gelang Krasznahorkai 1985 der literarische Durchbruch. Apokalyptische Themen mit tragisch-komischer Ironie durchziehen sein Werk, so auch im 1988 erschienenen Erzählband „Gnadenverhältnisse“ und im Roman „Krieg und Krieg“ von 1999.
„Meister der Apokalypse“
Susan Sontag bezeichnete den Autor daher als „Meister der Apokalypse“. Für sein Werk nennt er Einflüsse österreichischer Literatur, neben Robert Musil und Franz Kafka vor allem Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann und Heimito von Doderer. Sein 2023 erschienener Band mit Erzählungen „Im Wahn der Anderen“ handelt von einem besessenen New Yorker Bibliothekar.
Mit Elfriede Jelinek (2004) und Peter Handke (2019) waren in den vergangenen Jahren auch eine Literatin und ein Literat aus Österreich unter den Ausgezeichneten.

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