Michael Köhlmeier hat das Gespräch zweier Freunde über das Leben, die Familie und Filme in Buchform festgehalten: „Dornhelm – Roman einer Biografie“.
Es ist ein Buch, das sehr lange reifen konnte, so wie guter Wein, so wie eine innige Freundschaft. Mehr als 40 Jahre ist es her, dass sich der Schriftsteller Michael Köhlmeier und der Regisseur Robert Dornhelm in Los Angeles zum ersten Mal begegneten. Köhlmeier sollte ein Drehbuch für ein Filmprojekt schreiben. „Ich bin damals mit meiner Reiseschreibmaschine in ein kleines Haus in West-Hollywood eingezogen. Eine richtig tolle Olivetti, ganz im Hemingway-Stil, die hätte aus dem zehnten Stock eines Hochhauses herunterfallen können, und ich hätte trotzdem gleich weiterschreiben können“, erinnert sich der Schriftsteller im „Krone“-Interview. Schon da kam ihm die Idee, ein Buch über Dornhelm zu schreiben.
Ein Glücksfall für einen Schriftsteller
„Er hat mir von sich und seiner Familie erzählt. Und ich dachte: Was für ein Glücksfall für einen Autor. Dass sich das Schicksal eines Mannes so mit dem Schicksal der Welt deckt. Die Geschichte im Kleinen mit der Geschichte im Großen.“
Es hat ein wenig gedauert – aber jetzt hat er diese Geschichte erzählt. „Ich wusste, dass es keine Biografie werden kann, ich bin kein Sachbuch-Autor. Aber einen Roman, das kann ich“, so Köhlmeier.
Einen ungewöhnlichen. Rein in Dialogform unterhalten sich die beiden, gespickt mit vielen Anekdoten, über Freundschaft, gemeinsame Erinnerungen, über Filme und Literatur. Aber vor allem über das Leben von Robert Dornhelm. Sein Aufwachsen im Temesvar, als Sohn eines Kapitalisten im kommunistischen Rumänien, der Vater im Gefängnis, die Familienvilla enteignet, der steinige Weg nach Wien, der Aufstieg in Hollywood, der Tod seines innig geliebten Bruders. „Es hatte durchaus therapeutische Wirkung“, gesteht Dornhelm. „Da waren Themen dabei, über die ich nur ungern spreche. Sich einmal alles von der Seele reden zu können, war schon erleichternd.“ Wie Köhlmeier all dies erzählt, „dafür habe ich ihm völlig freie Hand gelassen“.
Das Manuskript aus dem brennenden Haus gerettet
„Es war Vergnügen, beim Schreiben in die Rolle und in die Seele von Robert reinzukriechen“, so der Autor. „Ich werde oft gefragt, ob alles wahr ist. Ein Roman ist ein weites Feld. Das heißt nicht, dass alles erfunden ist. Es heißt auch nicht, dass alles wahr ist. Die Wirklichkeit geht durch den Kopf des Autors.“
Enden sollte der Roman eigentlich mit den verheerenden Waldbränden, denen auch Dornhelms Haus zum Opfer viel. „Micki hat mir nur ein paar Tage davor das Manuskript geschickt. Ich habe es Harvey Keitel gezeigt, der bei uns zum Essen war.“ Am Handy zeigt er die gemeinsamen Fotos – und dann das Bild von ein paar Koffern. Die waren alles, was sie nur wenige Tage später mitnehmen konnten, alles andere ist verbrannt. „Aber das Manuskript konntest du retten, hast du mir später erzählt“, erinnert sich Köhlmeier.
Aus dem Filmprojekt ist damals übrigens nichts geworden, aber es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft von zwei Männern, denen man gerne zuhört. Oder ihren Geschichten in einem „Roman einer Biografie“ folgt.
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