„Krone“-Interview

Sängerin Asja: Popstimme mit Doktortitel

Musik
26.11.2025 06:00

Mit zwölf wurde Asja Ahatović Zweitplatzierte beim „Kiddy Contest“, mit dreizehn arbeitete sie bereits mit den renommierten Produzenten Toni Cottura und Alex Christensen. Heute, mit 27, veröffentlicht die Wahl-Wienerin weiterhin regelmäßig neue Musik – ihre aktuelle Single „Volim Te“ verbindet Deutsch und Bosnisch. Mit uns sprach Asja über ihre musikalische Reise, ihre enge Zusammenarbeit mit Alex Christensen und warum sie sich selbst als Philosophin bezeichnet.

kmm

Ganz zögerlich wartet eine etwa 1,65 Meter große, sympathische Blondine vor dem „Krone“-Eingang. Erst als ich ihr ein Zeichen gebe, tritt sie durch die Drehtür - sichtlich aufgeregt. Asja Ahatović zählt zu jenen Sängerinnen in Wien, die seit Jahren fleißig an ihrer Musik arbeiten und ihren Traum vom Starsein verfolgen.
Mit zwölf wird sie Zweitplatzierte beim „Kiddy Contest“. Schon damals sang die Schülerin Songs großer Künstlerinnen wie Gloria Gaynors „I Will Survive“ – eine Kostprobe davon gab es in einem damaligen Videoclip des Contests. Und wie sie die Töne traf: Mit 100.000 Sternen holte sie den zweiten Platz und sang damals schon Zeilen wie: „... will alle Superstars erleben, mit Pink auf einen Drink, mit Madonna laufen gehen und in Lady Gagas Haus mal in ihren Schuhen stehen ...“. Früh übt sich eben.

Kein Wunder also, dass nur ein Jahr später der berühmte Produzent Toni Cottura – der unter anderem mit Rapper Nana, den Backstreet Boys, NSYNC und Jennifer Lopez gearbeitet hat – auf sie aufmerksam wurde und mit ihr arbeiten wollte. „Leider wurde es damals nur der ‚Party Song‘, weil Toni eine Musikpause einlegen musste“, erzählt sie. „Er brachte mich dann wiederum zu Alex Christensen. Ich bin damals mit meinen Eltern nach Hamburg geflogen, und so kam ein Vertrag bei Sony Music zustande.“

Sängerin und Philosophin. Die Niederlage bei „The Voice Of Germany“ war ihr Wendepunkt – nicht ...
Sängerin und Philosophin. Die Niederlage bei „The Voice Of Germany“ war ihr Wendepunkt – nicht ihr Ende.(Bild: Fabian Farthofer)

Ein Mentor und eine andere Nische
Bis heute arbeitet die mittlerweile 27-Jährige mit dem „Du hast den schönsten Arsch der Welt“-Produzenten zusammen. „Alex ist ein wichtiger Mentor für mich, er hat von Anfang an an mich geglaubt. Ich singe auf seinen Alben vor allem englischsprachige 80er und 90er-Hits und gehe auch erneut mit ihm auf Deutschlandtour im März – das ist schon die Dritte.“

Auch wenn das englische Singen ihre Leidenschaft ist, entdeckt Asja gerade eine andere Seite an sich: ihre deutsch-bosnischen Songs. Ihre letzten Singles „Nikad Više“ und „Volim Te“ – letztere erst vor wenigen Wochen erschienen – vereinen beide Sprachen. Als Inspiration nennt sie die deutsche Sängerin Hava: „Ja, Hava hat mich inspiriert, aber auch eine Freundin von mir, die Songwriterin ist. Catarosa hat mich richtig gepusht. Sie meinte, ich soll mir diese Nische aussuchen. Ich wollte ja immer Englisch singen - Deutsch war nie eine Option. Aber dann habe ich es ausprobiert und auf Social Media lief es plötzlich gut.“ Doch in welcher Sprache fühlt sie sich am wohlsten? „Bosnisch ist die Sprache meines Herzens. Ich war nie besonders patriotisch, aber in letzter Zeit hat sich das geändert. Ich habe ein stärkeres Heimatgefühl entwickelt. Und weil ich beides bin – deutsch und bosnisch -, fühlt sich das Authentische genau dazwischen an.“

In vielen ihrer Social-Media-Videos zeigt sie genau diese Verbindung: Sie singt Balkan-Songs, während ihre Eltern im Hintergrund sitzen, mitklatschen oder jubeln. „Das kommt einfach gut an und meine Eltern sind stolz, dass sie mich unterstützen können.“ Man merkt der Wahl-Wienerin, die ursprünglich aus Linz stammt, an, wie wichtig ihr Familie ist. „Meine Eltern ziehen bald nach Wien – das freut mich total“, erzählt sie euphorisch.

Five-Fun-Facts über Sängerin Asja

  • Alex Christensen in drei Worten ...
    ... großzügig, ambitioniert und lustig.
  • Meine größte Stärke ist ...
    ... Empathie
  • Ein Song, der mich immer berührt ...
    ... Tom Waits: „Waltzing Matilda“
  • Wenn ich nervös bin, ...
    ... versuche ich Atemübungen zu machen.
  • Mein Traumduett ...
    ... wäre mit Eminem – ich liebe ihn. 

Eine echte Philosophin
Beim Blick auf ihren Instagram-Kanal fällt sofort ihre Selbstbezeichnung „Philosophin“ auf. „Ich weiß, viele nennen sich auf Instagram irgendwas, aber ich bin tatsächlich Philosophin“, lacht sie. „Ich mache gerade mein Doktorat in Philosophie und unterrichte Angewandte Ethik an der Uni. Ich habe Lehramt studiert – Deutsch und Philosophie/Psychologie. Philosophie ist neben der Musik meine zweite Leidenschaft.“

Eine ungewöhnliche Kombination für eine extrovertierte Künstlerin – und genau deshalb haderte sie lange damit. „Lange dachte ich, ich müsse mich entscheiden – zwischen der ruhigen, intellektuellen Seite und der extrovertierten, künstlerischen. Ich wollte gleichzeitig denken und tanzen (lacht). Irgendwann habe ich verstanden, dass beides geht: Ich kann Philosophin sein und trotzdem auf der Bühne stehen, mich schön machen und Popmusik machen.“

Niederlage bei „The Voice Of Germany“
Doch nicht nur diese Identitätsfrage bereitete ihr Probleme. 2023 nahm sie bei „The Voice Of Germany“ teil. Mit dem Song „Domino“ sang sie sich die Seele aus dem Leib, doch keiner der Juroren – unter ihnen Shirin David - drehte sich um. „Das war ehrlich gesagt einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Ich dachte, ich komme damit klar, wenn es nicht klappt – aber es war katastrophal. Der Song war extrem schwer.“ Die Welt brach für sie zusammen. „Ich habe nicht mal besonders konstruktive Kritik bekommen. Shirin meinte, man habe gemerkt, dass ich unsicher bin. Klar war ich nervös – dieser Moment ist einfach purer Druck. Aber ich hab seit meinem zwölften Lebensjahr Bühnenerfahrung.“

Trotz dieser schmerzhaften „Niederlage“, wie sie es nennt, ist sie heute dankbar dafür. „Ich habe davor im Leben vieles erreicht, oft ohne große Rückschläge. Diese Niederlage hat mir gezeigt, dass ich kämpfen muss. Ich wollte aufhören, aber dann habe ich Social Media für mich entdeckt und endlich meine musikalische Nische gefunden.“
Auch wenn Shirin David damals meinte, sie solle unbedingt wiederkommen, kommt das für Asja nicht infrage. „Nie wieder“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen – denkt kurz nach und ergänzt: „Nicht, weil ich nicht glaube, dass es besser laufen könnte, sondern weil ich einfach nicht mehr bei so einer Castingshow mitmachen will. Dieser Druck – damit könnte ich nicht mehr umgehen.“

Heute läuft es besser denn je für die Sängerin und Philosophin, die längst keinen Gedanken mehr an „The Voice“ verschwendet. Ein paar Singles hier, eine große Tour dort. Und sie spricht dabei nicht nur von dem gemeinsamen Auftritt mit Alex Christensen im März (Tickets auf www.oeticket.com.) – sie plant für 2027 bereits ihre ersten eigenen Konzerte. Und wo sieht sie sich in fünf Jahren? „Zwei Alben und ein fester Platz sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im Balkanraum. Ich möchte meine Stimme auch für Gutes einsetzen – wenn ich irgendwann genug Reichweite und Erfolg habe, will ich damit etwas beitragen. Ich glaube wirklich, dass es meine Bestimmung ist, Sängerin zu sein.“

Ein Weg, der noch ganz am Anfang steht – aber Asjas Entschlossenheit lässt keinen Zweifel daran, dass sie genau dort landen wird, wo sie hin möchte. Oder, wie Nietzsche einst mal sagte: „Werde, der du bist.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt