Kunstprojekt

Frau als Zielscheibe: Kritik an Jäger-Tradition

Oberösterreich
25.11.2025 19:00

„Mit Liebeswerben hat das nichts zu tun“, findet Elisa Andessner. Die Linzer Fotografin hat in Heimatmuseen alte, von Patronen durchlöcherte Schützenscheiben und Schützenpostkarten aufgetrieben und geschaut, was – oder besser wer – da eigentlich beschossen wurde. Anlässlich der weltweiten Kampagne gegen Gewalt an Frauen gibt es nun dazu eine Ausstellung.

Schießscheiben, kunstfertig bemalt, gehören zur jagdlichen Tradition in Österreich und Bayern. Doch schaut man alte Schützenscheiben an und hat die aktuellen Zahlen der alljährlichen Frauenmorde im Hinterkopf, spießt sich was: Vor allem Frauen – im Dirndl, als Göttin Diana, als fleißige Feldarbeiterin, als Bäuerin, Gemahlin – wurden auf den alten Scheiben dargestellt – und durchsiebt. 

Eine Tradition, die fragwürdig geworden ist
Schießen auf Frauendarstellungen ist offenbar tief in der österreichischen Kulturgeschichte verankert, findet Andessner. Aber was in der Tradition gerne als „Liebeswerben“ erzählt und verschleiert wird, ist eigentlich Werbung für brutale Gewalt. Das gab den Anstoß für ihre Ausstellung „Frauen*Zimmerschießen“ in der splace-Galerie der Kunstuni. Hier sind nun Selbstporträts der Künstlerin zu sehen, die durchsiebte Schützenscheiben in der Hand hält.

Elisa Andessner mit Schützenscheibe aus der Sammlung Museum Rupertiwinkel, Tittmoning
Elisa Andessner mit Schützenscheibe aus der Sammlung Museum Rupertiwinkel, Tittmoning(Bild: VIO_WAKOLBINGER 4481 ASTEN)
Elisa Andessner mit Schützenscheibe aus 1896 aus der Sammlung Innviertler Volkskundehaus Ried im ...
Elisa Andessner mit Schützenscheibe aus 1896 aus der Sammlung Innviertler Volkskundehaus Ried im Innkreis(Bild: VIO_WAKOLBINGER 4481 ASTEN)

Mit den Fotoarbeiten, aber auch weiteren Videos und Objekten zum Thema will Andessner eine Diskussion über Gewalt an Frauen und Femizide anstoßen.

Stellt man den historischen Objekten aktuelle Zahlen dazu, weiß man, dass diese Schützentradition verlassen werden muss. Auch sonst ist mehr Handeln und Zivilcourage gegen die steigende Gewalt an Frauen gefragt.

Österreich ist keine Insel der Seligen
Im Jahr 2024 wurden 27 Femizide verübt und zusätzlich 41 Mordversuche an Frauen registriert. Heuer gab es bereits 13 Femizide – vorsätzliche Tötungen von Frauen durch Männer, meist durch (Ex-)Partner oder Personen aus dem nahen Umfeld. Und: Jede dritte Frau in Österreich erlebt körperliche oder sexualisierte Gewalt – ein alarmierender Befund.

Programm und Aktionen bis 10. Dezember
Weiters sind an der Kunstuni noch andere Ausstellungen zum Thema zu sehen, u.a. präsentiert das autonome Frauenzentrum Linz neue Bildwerke zum Thema. Weiters gibt es bis 10. Dezember Programm und Workshops in Kooperation mit der Initiative „StoP – Stadt ohne Partnergewalt Linz“.

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