Milliardenmarkt

Investoren balgen sich um letzte Wiener Zinshäuser

Wien
04.10.2025 06:00

Krisenstimmung in der Immobilienbranche hin oder her – Wiener Zinshäuser gehen weg wie warme Semmeln. Heuer dürfte die Marke von einer Milliarde Euro Umsatz übersprungen werden.  Das knapper werdende Angebot befeuert die Nachfrage. Zahlen zeigen: Die meisten Häuser verschwinden für immer vom Markt.

Konkurse und Pleiten in der Immo-Branche bestimmen weiterhin die Schlagzeilen, doch abseits davon rollt still der Rubel: Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres wechselten in Wien 151 Zinshäuser und damit auch 513 Millionen Euro die Besitzer, listet der neue Zinshaus-Marktbericht des Maklers Otto auf. Lässt man den überhitzten Kaufrausch der Covid-Jahre einmal beiseite, bedeutet 44 Prozent Wachstum in nur einem Jahr.

Goldgräberstimmung innerhalb des Gürtels
Bis zum Jahresende dürfte es ähnlich weitergehen und am Ende die Milliardengrenze übersprungen sein, schätzen die Immobilienexperten. Vor allem innerhalb des Gürtels, und da speziell in der Innenstadt und am Alsergrund, herrscht nachgerade Goldgräberstimmung. In den ersten zwei Quartalen des Jahres wurden sechs Innenstadt-Häuser um 91 Millionen Euro und zwölf Häuser am Alsergrund um 49 Millionen verkauft. Das bedeutet bis zu 10.557 Euro pro Quadratmeter.

Der luxuriös ausgebaute Dachboden gehört inzwischen zum Standard-Repertoire bei der Umwandlung ...
Der luxuriös ausgebaute Dachboden gehört inzwischen zum Standard-Repertoire bei der Umwandlung von Zinshäusern in Eigenheime.(Bild: Tomschi Peter)

Der Grund für das Interesse an Wiener Gründerzeithäusern ist schnell erklärt: Eine durchschnittliche und ebenso sichere Rendite von deutlich über drei Prozent lässt so manche Bank alt aussehen. Das verleitet neben Investoren auch immer mehr Privatpersonen – inzwischen ein Fünftel – zu Investments in das Ziegelgold. Die Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern macht es zugleich auch lukrativer: Je mehr Häuser gekauft werden, desto weniger bleiben übrig. Heißt umgekehrt: desto mehr steigt der Wert.

Wohnraum verschwindet für immer aus dem Mietangebot
Dass das Zinshaus-Angebot immer knapper wird, hat einen einfachen Grund: Die Häuser selbst bleiben zwar in den allermeisten Fällen bestehen, werden aber inzwischen fast immer zu noblen Eigenheimen oder auch Hotels. In den letzten 16 Jahren sind so 2140 Zinshäuser vom Markt verschwunden – mehr als ein Sechstel des kompletten Angebots. Am meisten Wohnraum ist so in der Landstraße und den Bezirken 15 bis 18 verschwunden, mit durchschnittlich 170 Zinshäusern weniger pro Bezirk.

Auch die Investoren selbst haben offenbar einen Tunnelblick auf das knappe Angebot: Das Gerangel um die teuren Innenstadt-Häuser führt dort inzwischen zu den niedrigsten Renditen von ganz Wien – mit nur 1,38 bis maximal 2,53 Prozent. Die höchsten Renditen von fast fünf Prozent findet man umgekehrt ausgerechnet in Simmering, wo die besten Lagen immer noch weniger kosten als die billigsten in der Innenstadt. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch dort das Angebot knapp wird.

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