Die Ostsee war im Zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiges Binnenmeer für Deutschland und die Sowjetunion. Sie diente der Kriegsmarine als Übungs- und Operationsgebiet, als Nachschubroute für Rohstoffe und als Versenkungsort für Munition. Letztere bieten heute Würmern, Krabben und Seesternen Lebensraum.
„Das Interessante ist, dass es so viele Tiere gibt – das haben wir nicht erwartet“, sagte Meeresbiologe Andrey Vedenin vom Forschungsinstitut Senckenberg in Wilhelmshaven.
Eine Studie zeigt: Auf einem Quadratmeter der Sprengköpfe fanden sich im Schnitt rund 43.000 Tiere – im umliegenden Sediment dagegen nur etwa 8200. Zwar ist die Artenvielfalt mit acht Spezies gering, doch die Dichte sei für die Ostsee ungewöhnlich. Die Tiere nutzen das harte Material der Sprengkörper offenbar als Lebensraum.
Chemikalien locken Tiere an
Forscher hatten das Gebiet im Herbst 2024 mit einem Unterwasserroboter untersucht. Dabei fiel auf: Während die alten Sprengköpfe dicht besiedelt waren, blieben andere Stellen rundherum völlig leer. Grund dafür seien giftige Chemikalien wie TNT, Ammoniumnitrat oder Phosphor, die aus den Munitionshüllen austreten.
Relikte sollen geborgen werden
Langfristig sollen die gefährlichen Altlasten geborgen werden. „Einfach ist das nicht“, so Vedenin. Die Objekte sind teils verrostet und miteinander verklebt, sodass beim Heben giftige Stoffe freigesetzt werden können.
Als Ersatz für die Lebensräume der Tiere wollen die Forscher Steine oder Beton absenken.
Bergung kostet Unsummen
Schätzungen zufolge lagern rund 1,6 Millionen Tonnen alter Kriegsmunition in Nord- und Ostsee. Allein in der südwestlichen Ostsee seien bereits etwa 3000 Kilogramm Giftstoffe freigesetzt worden. Die Bundesregierung stellte Millionen zur Bergung bereit. Erste Arbeiten in der Lübecker Bucht haben bereits begonnen.
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