„Fahren Höllentempo“

Warum das Pensionsalter viel zu schnell steigt

Innenpolitik
24.09.2025 08:00

Österreichs Politik agiert beim Thema Pensionen zu kurzsichtig. Das führt dazu, dass oft hektisch Änderungen vorgenommen werden müssen. „Wir fahren bei der Anhebung des Frauenantrittsalters und der Korridorpension ein Höllentempo“, sagt Christine Mayrhuber, Ökonomin am Wifo und Leiterin der Alterssicherungskommission, im Gespräch mit der „Krone“.

Bei den Frauen steigt das Antrittsalter jedes Jahr um ein halbes Jahr. So ein schnelles Tempo habe es noch nie gegeben. Solche starken Veränderungen seien dem Vertrauen der Versicherten in das System nicht zuträglich, warnt Mayrhuber. Die Politik müsste viel umsichtiger und vor allem weitsichtiger agieren. „Wir müssen heute auf lange Sicht planen, nicht für 2030, sondern für 2040.“ In Deutschland wird das Antrittsalter auf 67 erhöht, aber in sehr moderaten Schritten – jedes Jahr um zwei Monate. „Das ist gut verkraftbar.“

Betriebe viel stärker in die Pflicht nehmen
In der aktuellen Debatte um verpflichtende Quoten für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer sieht die Expertin auch die Unternehmen in der Pflicht. „Die Betriebe sind gefordert, umzulernen und sich vor Augen zu führen, dass eine 50-Jährige heute noch ein Drittel ihres Erwerbslebens vor sich hat.“ Ein großes Thema sei hier die Gesundheit.

Gehen wir zu früh in Pension – oder zu spät?
Gehen wir zu früh in Pension – oder zu spät?(Bild: Wolfgang Spitzbart)

In den Niederlanden gibt es ein Monitoring-System, wie hoch die Krankenstände in Unternehmen sind. Dabei werden die Prämien für die Arbeitsunfähigkeitsversicherung eines Arbeitgebers auf der Grundlage der Arbeitsunfähigkeitsansprüche seiner Mitarbeiter angepasst. Dieses System soll Anreize für Arbeitgeber schaffen, Arbeitsunfähigkeitsansprüche zu reduzieren, was sich indirekt auch auf die Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer auswirken kann.

Christine Mayrhuber ist Ökonomin am Wifo und Leiterin der Alterssicherungskommission
Christine Mayrhuber ist Ökonomin am Wifo und Leiterin der Alterssicherungskommission(Bild: WIFO)

In Österreich fehlt die Tradition
Ein solches Monitoring fehle in Österreich. Es fehle aber auch die Tradition, ältere Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt zu halten, so Mayrhuber.  Eine Rolle spielen aber auch die Qualifikationsstruktur, Digitalisierung, neue Skills, die man sich im Alter aneignen müsste. Lebenslanges Lernen sei gefragt, damit man mit 50 mithalten könne.

Anhebung des Frauenantrittsalters hat Beschäftigung erhöht
Ein Thema ist für Mayrhuber aber auch die Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters, auch wenn die Politik jegliche Debatte darüber abwürgt. Das aktuell ansteigende Antrittsalter bei den Frauen zeige, dass Frauen länger in Beschäftigung bleiben. Es sei nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Beschäftigung bei Frauen gestiegen.

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