Theater Phönix Linz

Ein Mann im Widerstand gegen „Die Nashörner“

Oberösterreich
20.09.2025 13:00

Starker Saisonauftakt: Alle verwandeln sich in Nashörner – nur einer leistet Widerstand. Mit Eugène Ionescos Klassiker des absurden Theaters „Die Nashörner“ setzt das Linzer Theater Phönix ein kraftvolles Zeichen zur Gegenwart. Die gestraffte Inszenierung von Abdullah Maria Karaca überzeugt durch präzises Spiel des sechsköpfigen Ensembles.

Alle verwandeln sich in Nashörner – nur einer leistet Widerstand. Eugène Ionesco schrieb „Die Nashörner“ als Reaktion auf den Rassismus während der Schlacht von Algier. Die Uraufführung 1959 wurde dann aber als Kommentar zum Nationalsozialismus gelesen.

Starker Bezug zur Gegenwart
Mit der Metapher der „Rhinozeritis“ wird eine Verwandlung bezeichnet, die aus Menschen angepasste Dickhäuter macht. Sie unterwerfen sich freiwillig einer diktatorischen Ideologie, die sich schleichend in die Gesellschaft gräbt. Nur Berenger, ein Büroangestellter, kämpft gegen die Verrohung und Gleichgültigkeit.

Es geht um den Verlust von Zusammenhalt, um sozialen Druck, den wenige Mächtige auf die Masse ausüben, letztendlich um den Verlust kritischem Denken, was in Zeiten von Populismus und Social-Media-Druck besonders relevant ist.

(Bild: Andreas Kurz)
(Bild: Andreas Kurz)
(Bild: Andreas Kurz)

Starke Leistung des Ensembles
Lukas Weiss brilliert als Berenger stets zwischen Suche und Verzweiflung. Johanna Egger, die neu im Ensemble ist, überzeugt als Daisy, und Jakob Immervolls Wandlung zum Nashorn ist ein szenisches Highlight.

Die Inszenierung von Abdullah Maria Karaca nutzt ein raffiniertes Bühnenbild (Vincent Mesnaritsch). Die graue Stadtlandschaft mit zehn Türstöcken ist ein Sinnbild für Labyrinth und zugleich graue Einheit. Das atmosphärische Lichtdesign (Gerald Kurowski) macht die Bedrohung spürbar.

Karina Pele hat eine Hosenrolle und tritt als Dudard mit gemäßigter, letztlich aber konformistischer Haltung auf. Martin Brunnemann und Sebastian Pass runden das Ensemble in Doppelrollen ab.

Der anfängliche „Alpen-Touch“ in den Kostümen verschwindet schnell, und die Inszenierung öffnet sich über Österreich hinaus. Die Botschaft: Widerstand gegen gesellschaftliche Verrohung ist universell und zeitlos. 

Aufführungen stehen bis 8.11. auf dem Spielplan. Eine absolute Empfehlung!

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt