Andrea W. und Gerald K. kamen nur mit Glück heil davon: Auf der Fahrt von Deutschland stoppte der gebuchte Ford Transit plötzlich mitten auf der Autobahn. Der Verleiher hatte einfach per Fernsteuerung den Motor abgestellt ... und glaubt sich mit der halsbrecherischen Aktion auch noch im Recht.
„Eins, zwei, drei, Geld weg, mit den Nerven am Ende!“ So könnte aus Sicht erboster Kunden das Geschäftscredo einer niederösterreichischen Firma lauten, die leihweise Transporter bereitstellt. Eine böse Überraschung erlebten eine Burgenländerin und ihr befreundeter Ex-Polizist nicht nur finanziell, sie mussten auch um ihr Leben bangen.
Die Horrortour hat harmlos begonnen. „Unter 99 Sekunden“, wie angepriesen, konnten Andrea W. und Gerald K. einen Transporter buchen. Von Eisenstadt ging es am 2. September abends nach Swinemünde (Swinoujscie) in Polen, um das Inventar eines Verwandten nach Österreich zu bringen. Die Rückreise am nächsten Tag wurde zum Albtraum. Der Schock kam auf der Fahrt durch Deutschland: In Dresden stoppte plötzlich der Motor.
„Dachten, der Sprit ist ausgegangen“
Ein Unfall konnte verhindert werden, die „Möbelpacker“ kamen mit dem Schrecken davon. Gerade noch schafften sie es mit dem voll beladenen Kastenwagen in die Nähe einer Tankstelle. „Zum Glück ist nichts passiert. Anfangs dachten wir, der Sprit ist ausgegangen“, hatten die Burgenländer befürchtet.
Diese Vertragsstrafen sind als verstecktes Mietentgelt zu werten, Kunden werden dadurch geschädigt. Abgesehen davon ist die plötzliche Abschaltung eines Transporters auf einer Autobahn lebensbedrohlich für die Insassen und alle anderen Verkehrsteilnehmer.

Johannes Kerbl, Anwalt aus Wien
Bild: Patricia Riener
Erst nach einem Anruf bei der Leihfirma erfuhren sie, dass ganz bewusst aus der Ferne der Motor abgestellt worden war. Der Grund, der für Ärger sorgt: Die Leihfirma hatte auf den 450 Kilometern von Swinemünde nach Dresden wegen 17 angeblicher Geschwindigkeitsübertretungen Geldstrafen zwischen 45 und 65 Euro sofort einkassiert – bis die Bank die Kreditkarte von Andrea W. sperrte. „700 Euro waren schon abgebucht. Da die Firma auf mein Geld später nicht mehr zugreifen konnte, wurde einfach der Motor ohne Ankündigung abgestellt. Das war furchtbar gefährlich“, erinnert sich die Kundin mit Entsetzen.
Anzeige wegen „zwielichtiger Geschäftsmethoden“
Die Leihfirma beruft sich bei den behaupteten „Tempobolzereien“ auf GPS-Daten und hat fast im 15-Minuten-Takt sogenannte Vertragsstrafen eingezogen. „Das kann nicht rechtens sein. Die Polizei muss Geschwindigkeitsübertretungen mit einem geeichten Messgerät erfassen, das regelmäßig auf Korrektheit überprüft wird, ansonsten ist das Ergebnis nicht verwertbar“, gibt der Begleiter, ein früherer Exekutivbeamter, zu bedenken.
Spitzfindiges Detail: Sollte die Polizei tatsächlich einen Verstoß gegen ein Tempolimit festgestellt haben, dann muss der Kunde diese Strafe zusätzlich zahlen.
Wegen „zwielichtiger Geschäftsmethoden“ liegt eine Anzeige bereits vor. „Die Vertragsstrafen sind als verstecktes Mietentgelt zu werten, Kunden werden dadurch geschädigt. Abgesehen davon ist die Abschaltung eines Transporters auf einer Autobahn lebensbedrohlich für die Insassen und alle anderen Verkehrsteilnehmer“, erklärt der Wiener Anwalt der verzweifelten Kundin, Johannes Kerbl. Er schaltete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt (NÖ) ein. Der Vorwurf: Gemeingefährdung, Betrug!
Jetzt ist die Justiz am Zug, das Vorgehen der Leihfirma auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen. Übrigens: Das betroffene Unternehmen sieht sich schon mit einer Reihe an Beschwerden und Verbandsklagen konfrontiert.
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