Eskalation in Polen

Russen-Diplomat: „Drohnen kamen aus der Ukraine“

Außenpolitik
10.09.2025 14:55

Nach dem Abschuss mehrerer Drohnen herrscht in Polen Ausnahmezustand. Warschau ist der Ansicht, dass es sich um russische Kampfdrohnen handelt, Regierungschef Donald Tusk hat deshalb unter Berufung auf Artikel 4 die NATO zusammengetrommelt. Moskau hingegen weist alle Vorwürfe zurück und lässt durch den Diplomaten Andrej Ordasch ausrichten, dass die Drohnen aus der Ukraine gekommen seien ...

„Wir wissen eines: Diese Drohnen flogen aus Richtung der Ukraine“, erklärte Ordasch, der russische Geschäftsträger in Warschau, der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge. Das russische Präsidialamt lehnte eine Stellungnahme ab. Dies sei eine Angelegenheit des Verteidigungsministeriums, erklärte der Kreml.

Mehrere Drohnen mit Kampfjets vom Himmel geholt
In der Nacht auf Mittwoch hatte Polen zwölf Shahed-Drohnen über seinem Staatsgebiet registriert und mehrere davon mit Kampfjets vom Himmel geholt. Nach Angaben des Innenministeriums in Warschau wurden bisher sieben Drohnen sowie Trümmerteile einer Rakete sichergestellt, es kam zu insgesamt 19 Luftraumverletzungen.

Die Karte zeigt russische Drohnenvorfälle im polnischen Luftraum. In drei Woiwodschaften in Polen wurde die Bevölkerung gewarnt. In der Nähe von Lublin wurden abgestürzte Drohnen gefunden. Die Karte hebt auch schwere russische Luftangriffe in der Ukraine hervor. Quelle: APA.
Die polnische Armee ist nach den Drohnenabschüssen in Alarmbereitschaft.
Die polnische Armee ist nach den Drohnenabschüssen in Alarmbereitschaft.(Bild: EPA/WOJTEK JARGILO)

Es gab keine Verletzten, allerdings zeigen Bilder in sozialen Medien beschädigte Gebäude. Weitere Trümmerteile wurden in der Nähe des ostpolnischen Biala Podlaska gefunden. Polizei und Militär sind weiterhin auf der Suche nach Drohnen oder Drohnenteilen.

Polen rief nach den Drohnenabschüssen die NATO-Partner zusammen.
Polen rief nach den Drohnenabschüssen die NATO-Partner zusammen.(Bild: AFP/HANDOUT)

Der Generalstab rief die Bevölkerung auf, sich gefundenen Trümmerteilen nicht zu nähern, sondern den Notruf zu wählen und die Polizei über den Fund zu informieren.

Regierungschef Donald Tusk hat deshalb Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags beantragt. Der Artikel sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein NATO-Staat von außen gefährdet sieht.

Die Karte zeigt die NATO-Mitgliedsstaaten in Europa und Nordamerika sowie drei Beitrittsbewerber. Insgesamt sind 32 Länder als Mitglieder markiert. Die Ukraine, Georgien und Bosnien-Herzegowina sind als Bewerber hervorgehoben. Quelle: APA.

„Wir erwarten deutlich mehr Unterstützung bei der Verteidigung des polnischen Luftraums“, betonte Tusk. Diese Provokation überschreite die bisherigen Grenzen. Dass Polen nach dem Vorfall um militärische Unterstützung der Allianz nach Artikel 5 bittet, galt als sehr unwahrscheinlich – auch weil dies ein erhebliches Eskalationsrisiko bergen würde.

Rutte-Appell an Putin: „Hören Sie auf“
NATO-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete die Verletzung des polnischen Luftraums als „absolut rücksichtslos“. Eine vollständige Bewertung des Vorfalls stehe aber noch aus. „Ob es Absicht war oder nicht, es ist absolut rücksichtslos, es ist absolut gefährlich.“ Seine Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei klar: „Beenden Sie den Krieg in der Ukraine. Hören Sie auf, den Luftraum der Verbündeten zu verletzen. Und wissen Sie, dass wir bereitstehen, dass wir wachsam sind und dass wir jeden Zentimeter des NATO-Gebiets verteidigen werden.“

Bundeskanzler Christian Stocker sprach von einer „ernsthaften und inakzeptablen Eskalation“. „Wir stehen in voller Solidarität an der Seite Polens“, postete der Kanzler auf X. Für Außenministerin Beate Meinl-Reisinger ist der Vorfall „inakzeptabel.“ „Putin dreht immer weiter an der Eskalationsspirale und zeigt der gesamten Welt, dass er kein Interesse an Frieden hat“, reagierte die Außenministerin.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner schrieb auf X, dass es nun wichtig sei, „besonnen zu reagieren und die Lage nicht militärisch weiter eskalieren zu lassen“. Auch Ungarn und die Slowakei sicherten Warschau ihre Solidarität zu.

Auch Belarus will Drohnen abgeschossen haben
Neben Polen schoss auch Belarus, ein enger Verbündeter Russlands, nach eigenen Angaben Drohnen in seinem Luftraum ab. Die belarussische Armee erklärte am Mittwoch, sie habe Drohnen „zerstört“, die aufgrund von Stör- oder Abfangmanövern der Ukraine und Russlands von „ihrer Flugbahn abgekommen“ seien. Belarus machte keine Angaben dazu, ob es sich bei den in Belarus abgeschossenen Drohnen um russische oder ukrainische Drohnen handelte.

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