Absatzmisere bei E-Pkw

BYD-Aktie fällt: Zu viele Autos, zu wenige Käufer

Wirtschaft
14.07.2025 19:33

Der Absturz ist heftig: Seit dem 23. Mai hat die BYD-Aktie mehr als 24 Prozent verloren – von 17,40 auf nur noch 13,20 Euro. Der einstige Überflieger des E-Auto-Markts steckt plötzlich in der Krise. Daten zeigen: Der chinesische Hersteller produziert mehr Autos, als er verkauft – und versucht mit aggressiven Preisen und riskanter Exportoffensive gegenzusteuern.

Noch Anfang 2024 war BYD auf dem Gipfel angekommen. Mehr Autos verkauft als Volkswagen in China, Tesla als weltgrößten E-Auto-Hersteller überholt – der Konzern schien unaufhaltsam. Doch jetzt bremsen volle Lager und sinkende Nachfrage den Expansionskurs aus. Besonders der Heimatmarkt schwächelt: Während Chinas Elektroautomarkt im ersten Quartal um über 45 Prozent zulegte, kam BYD laut einem Handelsblatt-Bericht gerade einmal auf magere 5,5 Prozent Wachstum.

Überproduktion und Streichlisten
Erst im Mai begann der Konzern, die Produktion leicht zu drosseln und produzierte laut dem Datendienstleister Marklines 318.530 Fahrzeuge – ein Rückgang von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit Ende Mai zeichnete sich bei BYD insgesamt einen Überhang von mehr als 340.000 unverkauften Autos ab. Im Juni stieg die Produktion dann sogar wieder leicht – aber auch nur um ein Prozent. Der Druck auf die Werke bleibt hoch. Nach Informationen von Reuters wurden Nachtschichten gestrichen, Erweiterungen auf Eis gelegt und die Fertigung in einigen Werken um bis zu ein Drittel reduziert.

BYD produziert derzeit mehr Fahrzeuge, als verkauft werden können.
BYD produziert derzeit mehr Fahrzeuge, als verkauft werden können.(Bild: AP/Ng Han Guan)

Volle Höfe, leere Showrooms
Ende Mai lag der Lagerbestand bei BYD-Händlern dem Handelsblatt-Bericht zufolge bei durchschnittlich 3,21 Monaten – ein Branchen-Höchstwert. In der Provinz Shandong schloss ein großer Händler mehr als 20 Filialen.

Die Konkurrenz zieht davon
Während BYD ins Straucheln gerät, feiern andere Hersteller Verkaufserfolge. Xiaomi etwa löste mit seinem SUV YU7 einen Ansturm aus: 289.000 Vorbestellungen in einer Stunde – ein echter Coup. Mit einer Reichweite von 760 Kilometern und einem niedrigeren Preis als Teslas Model Y oder BYDs Tang könnte das Modell 41 Prozent von Xiaomis Autoauslieferungen im zweiten Halbjahr ausmachen. Auch Xpeng, Geely und Chery verzeichnen teilweise Wachstumsraten im dreistelligen Bereich.

„Gift trinken, um den Durst zu stillen“
Um trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben, setzt BYD auf extreme Preissenkungen. Das Einstiegsmodell „Möwe“ kostet umgerechnet nur rund 6800 Euro. Doch Branchenkenner warnen: Die hohen Rabatte seien wie „Gift trinken, um den Durst zu stillen“, kritisierte Chery-Chef Yin Tongyue – ohne BYD direkt zu nennen. Great-Wall-Gründer Wei Jianjun wurde noch deutlicher: Er verglich BYD mit dem Pleite-Immobilienriesen Evergrande. Und CATL-Produktionschef Ni Jun schlug angesichts der neuesten Preissenkungen von BYD Alarm: Ohne Eingreifen werde „keiner seiner Konkurrenten überleben“.

Riskante Export-Offensive
Weil China nicht mehr reicht, setzt BYD voll auf den Export – koste es, was es wolle. Im März kündigte Konzernchef Wang Chuanfu an, die Ausfuhren 2025 auf über 800.000 Fahrzeuge zu verdoppeln. Dazu gehört eine milliardenschwere Expansion in Europa, unter anderem mit einem Werk in Ungarn. Bis zu 20 Milliarden Dollar will der Konzern in Europa investieren.

BYD-Konzernchef Wang Chuanfu kündigte im März an, die Ausfuhren 2025 auf über 800.000 Fahrzeuge ...
BYD-Konzernchef Wang Chuanfu kündigte im März an, die Ausfuhren 2025 auf über 800.000 Fahrzeuge zu verdoppeln.(Bild: AP)

Sechs eigene Frachtschiffe sind bereits unterwegs, ein siebtes folgt, ein achter ist in Bau. Der Autofrachter „BYD Xi’an“ transportiert 7000 Fahrzeuge nach Großbritannien, Italien, Spanien und Belgien. Mehr als 70.000 Autos wurden nach Unternehmensangaben bereits per eigener Flotte exportiert.

Der Trick mit den Kurzzulassungen
Doch BYD greift offenbar auch zu fragwürdigen Methoden: In China kurzzeitig zugelassene Fahrzeuge werden als „gebraucht“ deklariert – obwohl sie de facto Neuwagen sind. So lassen sich in vielen Ländern Zollgebühren umgehen. Über 20 Lokalregierungen in China sollen diese Praxis laut Reuters unterstützen – mit Sonderlizenzen, Steuererleichterungen und speziellen Lagerplätzen.

Chinas Staatszeitung „Volkszeitung“ nannte das Vorgehen eine „verschleierte Form der Preissenkung“ und warnte laut Handelsblatt vor einem „Teufelskreis in der Autoindustrie“.

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner und BYD-Vizepräsidentin Stella Li dmit neuer Partnerschaft
Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner und BYD-Vizepräsidentin Stella Li dmit neuer Partnerschaft(Bild: Jöchl Martin)

Europa als Hoffnung – mit Tücken
BYD drängt mit Macht nach Europa. In Rom ließ der Konzern für den neuen Dolphin Surf eine Drohnenshow steigen – ein Kompakt-Stromer für um die 23.000 Euro. Großbritannien gilt intern als Hoffnungsträger: Fast 15.000 Fahrzeuge verkaufte BYD dort von Januar bis Mai – damit liegt man nur knapp hinter Tesla.

Doch nicht überall läuft es so rund. In Deutschland etwa verkaufen sich BYD-Modelle vor allem an Mietwagenfirmen oder durch Eigenzulassungen. Privatkunden greifen kaum zu. Im Mai wurden dort gerade einmal 128 Neuwagen an Endkunden verkauft. Zwar plant BYD laut Handelsblatt, bis Jahresende 120 Verkaufsstandorte zu eröffnen – aktuell gibt es nur 27.

In Österreich ist BYD allerdings inzwischen Marktführer bei privaten E-Auto-Käufen und kam hier im 1. Quartal dieses Jahres auf einen Marktanteil von rund 15 Prozent. Insgesamt kommt das Unternehmen bei Pkw-Neuzulassungen hierzulande auf 2,5 Prozent. Erst Ende Juni hat BYD-Vizepräsidentin Stella Li mit Voestalpine-Boss Herbert Eibensteiner einen Vertrag unterzeichnet: Die Linzer werden hochwertigen Stahl für Karosserien und Außenbleche für das E-Auto-Werk in Ungarn liefern.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt