Geringe Schlagkraft?

Iran soll über schwachen US-Angriff erstaunt sein

Außenpolitik
30.06.2025 12:43

Nach dem US-Militärschlag auf iranische Atomanlagen vor einer Woche stellt sich zunehmend die Frage, wie schwer die getroffenen Einrichtungen tatsächlich beschädigt wurden. Während US-Präsident Donald Trump davon spricht, das iranische Atomprogramm sei „völlig zerstört“ oder zumindest „um Jahrzehnte zurückgeworfen“ worden, zeichnen aktuelle Einschätzungen von Geheimdiensten und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ein deutlich differenzierteres Bild.

Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf vier mit dem Sachstand vertraute Personen berichtet, haben die USA abgefangene Kommunikation zwischen hochrangigen iranischen Regierungsvertretern ausgewertet. Darin zeigten sich diese offenbar überrascht, dass die US-Angriffe weniger vernichtend ausfielen als erwartet. Sowohl der Umfang der Luftschläge als auch die angerichteten Schäden seien geringer gewesen, als zuvor angenommen.

Zweifel an Trumps Erfolgsmeldung
Diese Einschätzung deckt sich mit einem vorläufigen Bericht der Defense Intelligence Agency, demzufolge das Atomprogramm Teherans nur um wenige Monate verzögert worden sei. Die Trump-Regierung wies diese Darstellung scharf zurück. Präsidentschaftssprecherin Karoline Leavitt bezeichnete die Veröffentlichung durch die „Washington Post“ als „beschämend“ und betonte, das iranische Atomwaffenprogramm sei beendet.

Trump sah einen beispiellosen militärischen Erfolg im Iran – doch es mehren sich Zweifel, wie ...
Trump sah einen beispiellosen militärischen Erfolg im Iran – doch es mehren sich Zweifel, wie groß der Effekt tatsächlich ist.(Bild: AFP)

Nur Monate statt Jahrzehnte zurückgeworfen?
Rafael Grossi, Generaldirektor der IAEA, widerspricht dieser Einschätzung. In einem Interview mit dem US-Sender CBS erklärte er, dass der Iran bereits in einigen Monaten wieder mit der Urananreicherung beginnen könne. Die Regierung in Teheran lehnt bislang eine Inspektion der Anlagen durch die IAEA ab. Grossi zeigte sich insbesondere besorgt über den Verbleib der auf bis zu 60 Prozent angereicherten Uranbestände. Es sei unklar, ob diese durch die Angriffe zerstört wurden oder noch existieren.

Trotz der Spannungen betonte der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani gegenüber CBS, dass keine Bedrohung für IAEA-Inspektoren oder Grossi selbst bestehe. Zuvor hatte jedoch die ultrakonservative iranische Zeitung „Kayhan“ zur Hinrichtung des IAEA-Chefs aufgerufen.

Zugang zu Anlagen verweigert – Teheran bleibt stur
Auch auf diplomatischer Ebene bewegt sich etwas: Der stellvertretende iranische Außenminister Majid Takht Ravanchi erklärte gegenüber der BBC, sein Land sei unter bestimmten Bedingungen zu neuen Gesprächen mit den USA bereit. Voraussetzung sei jedoch, dass Washington künftige Angriffe auf iranisches Territorium ausschließe. Eine Nulltoleranz gegenüber Urananreicherung sei nicht akzeptabel.

Der UNO-Botschafter Irans signalisierte ebenfalls Entgegenkommen: Unter bestimmten Bedingungen könne Teheran bereit sein, hochangereichertes Uran ins Ausland zu verbringen oder unter Aufsicht der IAEA im Inland zu lagern. Das grundsätzliche Recht auf Urananreicherung wolle man jedoch nicht aufgeben.

Rhetorik eskaliert: Drohungen gegen IAEA und Trump
Gleichzeitig bleibt der Ton aus Teheran gegenüber den USA scharf. Ajatollah Naser Makarem Shirazi warnte in einer religiösen Stellungnahme, Drohungen gegen das geistliche Oberhaupt Khamenei könnten im Islam mit dem Tod bestraft werden. Trump hatte zuvor gesagt, Khamenei sei ein „leichtes Ziel“, wenn auch „nicht im Moment“.

Ein erneutes Treffen zwischen Vertretern beider Länder hatte Trump beim NATO-Gipfel angekündigt, allerdings ohne Details. Iran machte die Wiederaufnahme von Gesprächen von klaren Sicherheitsgarantien seitens der USA abhängig.

Trotz der weiterhin unterschiedlichen Einschätzungen bleibt der militärische Schlag gegen Iran ein international kontrovers diskutiertes Thema. Ob die Angriffe langfristig eine diplomatische Lösung erleichtern oder erschweren, ist offen.

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