Gedenken an Amokopfer

„7 Minuten, 40 Schüsse“: Politspitze Tränen nahe

Innenpolitik
16.06.2025 11:32

Das Parlament gedachte am Montag zu Beginn der Plenarsitzung der Opfer des Grazer Amoklaufs mit elf Toten am vergangenen Dienstag. Besonders Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) hatte in seiner Rede mehrmals mit den Tränen zu kämpfen. 

Gleich zu Beginn der Sitzung gab es eine Schweigeminute für die neun getöteten Schüler und eine ebenfalls zu Tode gekommene Lehrerin.

„Unsagbare Katastrophe“
Danach betonte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) in seiner emotionalen Rede: „Sieben Minuten, 40 Schüsse, unfassbar. Es ist eine unsagbare Katastrophe, ich werde daher gar nicht versuchen, diesen Albtraum in Worte zu fassen." Mehrmals stockte seine Stimme, der blaue Mandatar kämpfte mit den Tränen.

Die Frage nach dem „Warum" könne angesichts der Vorgangsweise des Täters nicht beantwortet werden. „Was veranlasst einen jungen Menschen, neun andere junge Menschen, die er gar nicht kennt, und eine Lehrerin, wahllos zu ermorden?“, so Rosenkranz.

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ)
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ)(Bild: APA/MAX SLOVENCIK)

Ganz Österreich trauere mit den Opfern und deren Angehörigen. Es sei aber ein gutes Gefühl, wenn versucht werde, Trost zu spenden, Halt zu geben und einen Schimmer Hoffnung zu erzeugen. Politiker in dem Land hätten nach der Tragödie ein Vermächtnis von den Opfern der Wahnsinnstat. Dieser Verantwortung werde man gerecht werden.

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Sieben Minuten, 40 Schüsse, unfassbar.

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ)

Stocker spricht von „nationaler Tragödie“
„Ich stehe hier heute vor Ihnen schweren Herzens“, eröffnete danach Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) seine Erklärung. Es handle sich bei dem Amoklauf um eine „nationale Tragödie von einer Dimension, die uns bis dato unbekannt war“ und diese stelle eine Zäsur dar.

Schweigeminute am Montag im Parlament: Innenminister Gerhard Karner, Vizekanzler Andreas Babler ...
Schweigeminute am Montag im Parlament: Innenminister Gerhard Karner, Vizekanzler Andreas Babler und Bundeskanzler Christian Stocker (v.l.)(Bild: APA/MAX SLOVENCIK)
Schweigeminute Montagfrüh im Parlament
Schweigeminute Montagfrüh im Parlament(Bild: APA/MAX SLOVENCIK)

Der Kanzler richtete auch einen Dank an alle Einsatzkräfte, die mit Mut und Entschlossenheit gehandelt haben. Sein Appell an alle Fraktionen: „Ich bitte Sie alle: Reichen wir in dieser Zeit einander die Hand. Zeigen wir, was Österreich ausmacht. Eine Gesellschaft der Verantwortung, des Respekts und der Menschlichkeit.“

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Wir müssen zusammenstehen, als Gemeinschaft, die Halt gibt, als Gesellschaft, die Mitgefühl zeigt und auch als Staat.

Christian Stocker

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP)

„Wir müssen uns fragen, wie wir Schulen sicherer machen und wie wir Menschen mit psychischen Problemen früher erreichen“, sagte Stocker. So soll jede Schule ein Sicherheitskonzept erarbeiten, das auch regelmäßig evaluiert werde. Der Zugang zu Waffen müsse „noch verantwortungsvoller“ geregelt werden. So soll es Einschränkungen für Risikogruppen geben und der Datenaustausch verbessert werden.

Babler will Verantwortung übernehmen
Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) ergänzte: „Es gibt wirklich keinen Grund, warum man sich mit 18 ohne strenge Prüfung eine Schrotflinte kaufen können sollte.“ Der SPÖ-Chef betonte: „Wir können damit das Geschehene nicht rückgängig machen, aber wir müssen Verantwortung übernehmen und das werden wir tun.“ Jedes Kind müsse in Sicherheit aufwachsen.

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Wir können damit das Geschehene nicht rückgängig machen, aber wir müssen Verantwortung übernehmen und das werden wir tun.

Andreas Bbaler

Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ)

Waffengesetz wird verschärft
Die Bundesregierung werde in den kommenden Tagen eine deutliche Verschärfung des Waffengesetzes in die Wege leiten. „Wir werden den Zugang zu Waffen für bestimmte Personengruppen deutlich einschränken und den Erwerb von Waffen erschweren“, so Babler.

Von NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger wurde eine massive Aufstockung der psychosozialen Unterstützung hervorgehoben, die schon budgetär berücksichtigt worden sei. Für den Vollausbau stünden hier mehr als 20 Millionen Euro zur Verfügung: „Unsere Sicherheit beginnt mit guter psychischer Gesundheit.“

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Unsere Sicherheit beginnt mit guter psychischer Gesundheit.

Beate Meinl-Reisinger

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger

Positiv bewertet wurde von der Koalition, dass schon diese Woche im Ministerrat ein Paket vorgelegt und im Nationalrat eine größtmögliche Flexibilität bei der Matura an der betroffenen Schule ermöglicht werde. So wird ein Abschluss auch ohne mündliche Reifeprüfung möglich sein. Zudem wird ein Hilfsfonds etabliert, der Betroffenen etwa bei der Begleichung von Begräbnis- und Therapiekosten helfen soll.

Kickl will Maßnahmen „sorgfältig“ durchdenken
Das, was in Graz passiert ist, gehöre „zum Schlimmsten, was einem Menschen passieren kann“, betonte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Mit einem Schlag bleibt für die Hinterbliebenen nur „Schmerz, Leere und Verzweiflung“. „Wir alle sind mit unseren Gedanken und Wünschen und Gebeten bei den Opfern, den Hinterbliebenen und den Verletzten“, sagte Kickl: „Trotz des Beileids und Mitgefühls muss uns klar sein: Es bleibt immer nur ein Mitgefühl und ein Beileid, es geht nicht anders, denn niemand kann den Schmerz in seiner ganzen Dimension nachvollziehen. Wir können das Leid nicht abnehmen und nicht ungeschehen machen, leider – wir können es aber ein wenig lindern. Das war und ist unsere Aufgabe.“

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Wir können das Leid nicht abnehmen und nicht ungeschehen machen, leider – wir können es aber ein wenig lindern.

Herbert Kickl

FPÖ-Chef Herbert Kickl

Es gehe um die Frage, wie können wir das Recht auf Sicherheit und Schutz mit dem Recht auf Freiheit in Einklang bringen, so Kickl. Oder was kann die Politik machen, solche Ereignisse nach menschlichem Ermessen zu verhindern. Laut Kickl ist aber „jetzt noch nicht die Zeit, die Lösung eines Problems anzukündigen. Denken wir die Dinge sorgfältig durch, denken wir sie zu Ende und handeln entschlossen und ganzheitlich.“ 

Kogler plädierte neuerlich für „Freiheit von Waffen“
Grünen-Chef Werner Kogler wies darauf hin, dass das Parlament die Aufgabe habe, aus dieser Tragödie Schlüsse zu ziehen. Zwar könne es keine „100-prozentige Sicherheit“ geben, so Kogler: „Aber wir sollten alles tun, um die Wahrscheinlichkeit von Wahnsinnstaten zu reduzieren.“

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Es gibt genug zu tun, im Übrigen auch, was das Einsammeln von illegalen Waffen anbelangt. Wir sind keine Insel der Seligen.

Werner Kogler

Grünen-Chef Werner Kogler

Erneut plädierte Kogler für eine Prinzipienumkehr, was den Waffenbesitz anbelangt: „Wir brauchen eine Freiheit von Waffen, nicht für Waffen, um mehr Sicherheit zu erzeugen. Das ist doch die Grundfrage, um die sich einige herumschummeln.“ 

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