Westjordanland

Israel bedauert Feuer gegen heimischen Diplomaten

Außenpolitik
21.05.2025 18:50

Israels Militär hat eingeräumt, eine Delegation von Diplomaten im Westjordanland beschossen zu haben. Ein Teil davon war offenbar auch ein Österreicher. Die Entrüstung in den betroffenen Ländern ist groß.

„Ich habe mit unserem österreichischen Vertreter vor Ort telefoniert und bin sehr erleichtert, dass ihm nichts passiert ist“, teilte Außenministerin Beate Meinl-Reisinger auf der Plattform X mit. In den Vorfall involviert gewesen sei Marian Wrba, der Leiter der Vertretung in Ramallah. Es sei völlig klar, dass so etwas nicht passieren dürfe, so Meinl-Reisinger. Die Chefdiplomatin erwarte eine Aufklärung Israels.

Die beschossene Kolonne sei von der genehmigten Route abgewichen, hieß es von der israelischen Armee. Unter den Diplomaten befanden sich auch Vertreter der EU, Deutschlands, Italiens und Spaniens. Rund 20 Diplomaten seien betroffen gewesen. „Die Delegation betrat ein Gebiet, in dem zu sein sie nicht autorisiert war“, erklärte das Militär. Soldaten hätten „Warnschüsse“ abgegeben, „um sie auf Abstand zu halten“.

Israel bedauert den Vorfall
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich um die Diplomaten handelte, habe die Armee eine Untersuchung eingeleitet. Die Armee betonte in der Mitteilung, die entstandenen Unannehmlichkeiten zu bedauern.

Verletzten oder Schäden wurden nicht gemeldet. Der Vorfall ereignete sich während eines von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) organisierten Besuchs internationaler Diplomaten in dem Gebiet. Wie mehrere Medien berichteten, befand sich die Delegation in Jenin, um das dortige Flüchtlingslager zu besichtigen und sich über die humanitäre Lage vor Ort zu informieren. Das Außenministerium der PA bezeichnete den Vorfall als einen „eklatanten und schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht“.

Kritik aus Brüssel
„Wir fordern Israel eindringlich auf, diesen Vorfall zu untersuchen und diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die dafür verantwortlich sind und das Leben von Diplomaten bedrohen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Das spanische Außenministerium erklärte: „Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um gemeinsam auf das Geschehene zu reagieren, das wir aufs Schärfste verurteilen.“

Der italienische Außenminister Antonio Tajani kündigte an, den israelischen Botschafter in Rom einzubestellen. Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde erklärte, dass „die Delegation eine offizielle Mission unternahm, um die humanitäre Lage zu begutachten und zu bewerten sowie die anhaltenden Verstöße Israels zu dokumentieren“.

„Unprovozierter Beschuss“
Aus Berlin hieß es: „Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf. Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Die israelische Regierung müsse umgehend die Umstände aufklären und die Unverletzlichkeit von Diplomatinnen und Diplomaten respektieren, hieß es zudem. Das werde Deutschlands Außenminister Johann Wadephul auch gegenüber seinem israelischen Amtskollegen zum Ausdruck bringen. Nach dem Vorfall habe er mit den betroffenen Kollegen vor Ort telefoniert.

Seit Beginn eines Militäreinsatzes im Jänner in der Stadt Jenin zur Bekämpfung von Militanten hat das israelische Militär Dutzende von Palästinensern getötet und zahlreiche Häuser im Westjordanland zerstört.

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