Konsumenten wird es weniger freuen, heimische Händler aber sehr: Die EU-Kommission plant eine pauschale Zusatzgebühr von zwei Euro pro Päckchen, die aus Drittstaaten nach Europa kommen. Das soll vor allem die Paketflut chinesischer Billig-Versender wie Temu, Shein oder AliExpress bremsen.
Die Europäische Kommission hatte eine derartige Gebühr bereits im Februar ins Spiel gebracht, nun hat Handelskommissar Maros Sefcovic konkretes gesagt. „Wir sprechen über zwei Euro pro Paket, das an private Haushalte geht“, so Sefcovic am Dienstag im Binnenmarktausschuss des Europaparlaments. Wann diese gelten soll, ist jedoch noch offen. Die Gebühr soll steigende Kosten beim Zoll wegen der großen Zahl von Bestellungen bei Billig-Onlinehändlern wie Shein oder Temu decken.
Werden die Päckchen an Warenhäuser geliefert, dann soll für diese eine Abgabe von 50 Cent fällig werden.
Weitere Flut an Paketen erwartet
Handelskommissar Sefcovic rechnet damit, dass die Zahl der Päckchen aus Ländern außerhalb der EU weiter steigt. „Im letzten Jahr wurden 4,6 Milliarden Pakete in die Europäische Union eingeführt. Alle Zahlen für die letzten Jahre, die wir uns angeschaut haben, bestätigen den Aufwärtstrend.“
Zusätzlich angeheizt wird die Problematik, weil die USA jüngst massive Erhöhungen der Einfuhrzölle eingeführt haben. Dort zahlt man 100 Dollar pro Packerl bzw. 54 Prozent Aufschlag bei einem Warenwert von bis zu 800 Dollar. Daher drängen die China-Händler nun noch massiver nach Europa.
Sefcovic betonte mit Blick auf Onlinehändler, die Gebühr solle „von der Plattform bezahlt werden“, auf der Verbraucherinnen und Verbraucher bestellt hätten. Onlinehändler könnten die Gebühr allerdings wohl auch an die Konsumenten weitergeben, was die Produkte verteuern würde.
Produkte oft nicht EU-rechtskonform
Brüssel verweist bei seinem Plan auf Tests von Verbraucherorganisationen, nach denen mehr als 90 Prozent der Produkte von Plattformen wie Shein oder Temu nicht EU-rechtskonform sind und etwa giftige Chemikalien enthalten. Die Zollbehörden sollen Lieferungen in die EU nach Vorstellung der Kommission deshalb schärfer kontrollieren – das kostet Geld, für das jetzt in erster Linie die Versender zur Kasse gebeten werden sollen.
Österreichs Händler reagieren positiv
Für Österreichs Handelsverband ist das ein guter Schritt, den man schon lange fordert, um die Benachteiligung der heimischen Geschäftsleute zu verringern. So dürften Bestellungen aus Drittstaaten mit Warenwert bis 150 Euro zollfrei in die EU. Zwei Drittel seien aber falsch deklariert, um unter dieser Grenze zu bleiben, etwa durch Teillieferungen oder unkorrekte Rechnungen.
Unsere Händler hätten inzwischen einen Schaden von 4,5 Milliarden Euro dadurch, mahnt Handelsverbands-Chef Rainer Will. Er fordert daher, die Zollfrei-Grenze ganz zu streichen. Weiters sollten Plattformen, die sich wiederholt nicht an die EU-Vorgaben und etwa gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe in den Produkten haben, zumindest zeitweise komplett vom EU-Markt ausgeschlossen werden. „Es wird höchste Zeit, dass die EU hier konsequent handelt“, drängt auch Harald Gutschi, Chef des Versandhändlers Otto Austria (Universal Versand etc.).
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