Eine Studie enthüllt: Akutem Pflegekräftemangel könnte mit mehr Wertschätzung und höherem Gehalt entgegengewirkt werden. Ein Drittel wäre unter bestimmten Rahmenbedingungen bereit, die Stundenanzahl zu erhöhen. Das entspricht dem Potenzial von 4000 zusätzlichen Pflegepersonen.
Irene B. (82) kommt gerade von ihrem täglichen Spaziergang zurück. „Das tut meinen Füßen gut, jetzt kann ich wieder gehen. Der Herr Doktor hat sich sehr bemüht“, erzählt die 82-Jährige.
Seit zwei Jahren verbringt sie ihren Lebensabend im Caritas-Haus St. Magdalena in Wien-Hernals, einem Pflegewohnhaus nach neuesten Standards, hell, freundlich, mit geräumigen Zimmern. Auf die Bewohner wartet ein abwechslungsreiches Programm vom Gedächtnistraining über Bastelnachmittage bis zu kleinen kulturellen Veranstaltungen. Irene B. ist Mutter und Oma, im Regal stehen Fotos der Enkelkinder, ihr Mann ist vor wenigen Jahren verstorben. Hier hat die ehemalige Strickerin ein neues Zuhause gefunden, in dem alles passt, wie sie selbst sagt.
Krankenschwester pendelt von Tschechien nach Wien
Bei Schwester Marketa ist sie in besten Händen. Die 39-Jährige ist diplomierte Krankenschwester und pendelt täglich von Tschechien nach Wien, 82 Kilometer sind es für eine Strecke. „Das machen viele von uns“, wirft eine Kollegin ein.
Marketa liebt ihren Job, arbeitet 30 Stunden die Woche. Sie möchte ihre Dienstzeit auch nicht erweitern. Denn zu Hause wartet die Familie auf die zweifache Mutter. Marketa ist eine von 75.000 Teilzeitkräften in der Pflege – österreichweit.
Im Schnitt geht es um fünf Stunden
Indes lässt eine Studie des Instituts für Pflegewissenschaft (UMIT Tirol) aufhorchen. Demnach wären 34 Prozent der jetzigen Teilzeit-Pflegekräfte bereit, länger zu arbeiten, im Schnitt sind es fünf Stunden. Das entspricht dem Potenzial von 4000 zusätzlichen Pflege- und Betreuungskräften. „Ohne langwierige Ausbildung und teures Recruiting“, bekräftigt Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler.
Voraussetzung sind für die Befragten bessere Rahmenbedingungen. Vorgesetzte, die wertschätzend und respektvoll mit ihren Mitarbeitern umgehen, und ein höheres Grundgehalt gelten als Hauptargumente bei der Bereitschaft zur Aufstockung der Stundenanzahl.
Damit sich Mehrarbeit lohnt, fordern wir die Steuerbefreiung auf den Pflege-Bonus.
Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner
Bild: Eva Manhart
Dienstplansicherheit gefordert
Die Caritas bekräftigt ihre Forderungen an die Politik: Dazu zählen unter anderem Dienstplansicherheit – zu Monatsanfang zu wissen, dass der eigene Dienstplan hält. Außerdem sei nicht einzusehen, dass wir in Österreich neun unterschiedliche Systeme der Personalberechnung haben. Springerdienste und Rufbereitschaften müssten besser refinanziert werden. Immer noch werden Langzeitpflegekräfte schlechter entlohnt als Personal im Akutbereich (Krankenhäusern). Ein Digitalsierungs-Fonds soll für Bürokratieabbau sorgen, damit Zeit für die Patienten da ist. Und: Da mehr als 80 Prozent des Pflegepersonals weiblich sind, bedarf es einer Aufstockung von Kinderbetreuungseinrichtungen.
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