Wer schon mit sieben Jahren Bluthochdruck hat, trägt ein um 40 bis 50 Prozent höheres Risiko, 50 Jahre später an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Das zeigt eine US-Langzeitstudie mit 37.000 Kindern. Selbst die Forschenden waren vom jahrzehntelang dauernden Effekt überrascht.
Die Daten haben angesichts steigender Hypertonie-Verbreitung (medizinischer Fachbegriff für Bluthochdruck, Anm.) unter Kindern hohe Brisanz. „Hoher Blutdruck ist ein wichtiger, aber auch beeinflussbarer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, schreiben Alexa Freedman von der Abteilung für Präventivmedizin der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago und ihre Co-Autoren im Fachblatt der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA; online).
Relevanz von Studien zu Bluthochdruck steigt
Zwar sei bekannt, dass Bluthochdruck schon in jungen Jahren das lebenslange Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine höhere Sterblichkeit erhöhe, doch gebe es bislang nur begrenzte Belege für diesen Zusammenhang über Jahrzehnte hinweg. Besonders relevant sei das, weil erhöhter Blutdruck bei Kindern immer häufiger auftrete. In ihrer Studie untersuchten die Forschenden daher, wie sich der Blutdruck im Alter von sieben Jahren auf die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit bis ins sechste Lebensjahrzehnt auswirkt – und das anhand einer großen, repräsentativen Stichprobe von US-Kindern mit Nachbeobachtung bis ins sechste Lebensjahrzehnt.
21 Prozent der Kinder mit Hypertonie
Die Ergebnisse sind brandaktuell und wurden jetzt auch bei einem Kongress der amerikanischen Kardiologiegesellschaft (American Heart Association – AHA) in Baltimore präsentiert. Zwischen März und Juli dieses Jahres analysierten die Wissenschafter die Gesundheits- und Lebensdaten von 37.081 Personen, die zwischen 1959 und 1965 geboren wurden und bei denen im Alter von sieben Jahren von einem Kinderarzt oder einer diplomierten Krankenschwester der Blutdruck gemessen und dokumentiert worden war. Bei 21 Prozent der Kinder war eine Hypertonie diagnostiziert worden. Bis 2016 starben insgesamt 2837 Teilnehmer, 504 dieser Todesfälle waren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 54 Jahre.
Das Risiko war am höchsten für Kinder, deren Blutdruckwerte in Bezug auf Alter, Geschlecht und Größe zu den oberen zehn Prozent gehörten.
American Heart Association in einer Aussendung
Das Hauptresultat: „Kinder, die im Alter von sieben Jahren einen höheren Blutdruck hatten, starben mit größerer Wahrscheinlichkeit bis Mitte 50 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko war am höchsten für Kinder, deren Blutdruckwerte in Bezug auf Alter, Geschlecht und Größe zu den oberen zehn Prozent gehörten“, schrieb die AHA in einer Aussendung aus Anlass ihres Kongresses.
Überraschung über Jahrzehnte dauernden Effekt
Sowohl „nur“ erhöhter Blutdruck (zweithöchste Kategorie) als auch regelrechte Hypertonie (unter den höchsten 95 bis hundert Prozent) waren mit einem um etwa 40 Prozent bis 50 Prozent größeren Risiko eines frühen Herz-Kreislauf-bedingten Todes im Erwachsenenalter verbunden. Auch moderate Blutdruckerhöhungen spielten eine Rolle, selbst bei Kindern, deren Blutdruck noch im Normbereich lag. Kinder mit moderat erhöhtem systolischen Blutdruck hatten ein um 13 Prozent größeres Herz-Kreislauf-Risiko. Bei erhöhtem diastolischen Blutdruck stieg die Gefährdung um 18 Prozent.
„Wir waren überrascht, dass Bluthochdruck in der Kindheit viele Jahre später mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht wurde. Insbesondere Bluthochdruck oder erhöhter Blutdruck in der Kindheit kann das Sterberisiko in den nächsten fünf Jahrzehnten um 40 bis 50 Prozent erhöhen“, sagte Hauptautorin Alexa Freedman.
Die Ergebnisse würden laut Freedman die Bedeutung von Blutdruck-Screening-Untersuchungen und die Konzentration auf Strategien zur Förderung einer optimalen Herz-Kreislauf-Gesundheit bereits im Kindesalter unterstreichen.
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