Ein Forschungsteam der Universität Bern hat neue Hinweise darauf gefunden, dass die Venus geologisch aktiv ist – und damit eine bisher weit verbreitete Annahme widerlegt.
Lange Zeit galt die Venus als geologisch „toter“ Planet. Im Gegensatz zur Erde, so die gängige Lehrmeinung, gibt es dort keine aktive Plattentektonik – also keine großflächigen Bewegungen der äußeren Gesteinsschichten. Doch Forschende rund um die Geophysikerin Anna Gülcher von der Universität Bern haben nun Indizien entdeckt, die auf aktive tektonische Prozesse unter der Oberfläche der Venus hindeuten.
Dynamik, ähnlich wie auf der Erde
Die Studie wurde am Mittwochabend in der renommierten Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht. Laut Mitteilung der Universität Bern zeigt die Analyse, dass die Venus durchaus Anzeichen von geologischer Dynamik aufweist – ähnlich wie die Erde, wenn auch in anderer Form.
Coronae geben Aufschluss
Im Zentrum der Untersuchung stehen sogenannte Coronae – ringförmige Strukturen aus Verwerfungen und Brüchen, die auf der Venus häufig auftreten, aber auf der Erde nicht vorkommen. Das Forschungsteam konnte insgesamt 740 dieser Coronae identifizieren – deutlich mehr als bislang bekannt waren. Besonders detailliert analysierten die Forschenden 75 der größten Strukturen, einige mit einem Durchmesser von bis zu 2500 Kilometern – das entspricht in etwa der Nord-Süd-Ausdehnung der USA.
Die Coronae treten laut den Forschenden vor allem in Regionen auf, in denen die Kruste der Venus dünner ist. Das Team geht davon aus, dass darunter heißes Material aus dem Inneren des Planeten aufsteigt. Dieses sogenannte Mantelmaterial könnte die Kruste aufwölben und an ihren Rändern Bewegungen auslösen, bei denen sich Teile der Kruste unter andere Bereiche schieben – ein Prozess, der an die Subduktion auf der Erde erinnert, wie sie im Rahmen der Plattentektonik auftritt.
Alte NASA-Daten neu interpretiert
Die Analyse basiert auf Daten der Raumsonde Magellan, die von 1990 bis 1994 für die US-Raumfahrtbehörde NASA die Venus kartierte. Diese Daten wurden nun mit modernen Methoden, darunter topografische und gravimetrische Analysen, neu ausgewertet.
Die Entdeckung könnte nicht nur das Verständnis der Venus revolutionieren, sondern auch Rückschlüsse auf die frühe geologische Entwicklung der Erde ermöglichen. Die Forschenden vermuten, dass ähnliche Coronae möglicherweise auch auf der jungen Erde existierten – bevor sich dort die heute bekannte globale Plattentektonik etablierte.
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