80 Jahre Kriegsende

Stocker: „,Nie wieder‘ darf keine Floskel sein“

Innenpolitik
08.05.2025 15:04

Mit einem Festakt im Bundeskanzleramt hat die Regierung der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa gedacht. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) dankte allen Befreiern Österreichs und betonte, dass „Nie wieder“ gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus massiv zunehme, mehr sein müsse als eine Floskel.

Österreich habe sich viel zu lange ausschließlich als Opfer der Nationalsozialisten gesehen. Heute stelle man sich offen und unvoreingenommen allen Kapiteln seiner Geschichte, „den hellen, aber auch den dunklen“.

Der Kanzler erinnerte in seiner Rede an die über 65.000 österreichischen Jüdinnen und Juden, die im Holocaust ermordet wurden, ebenso wie an Roma und Sinti, politisch Verfolgte, Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle, und alle anderen, die durch das NS-Regime entrechtet, vertrieben, gequält und getötet wurden. 

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Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn sich Jüdinnen und Juden in Österreich und darüber hinaus nicht mehr sicher fühlen.

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP)

Viele Österreicher seien auch als Soldaten im Zweiten Weltkrieg gefallen. „Auch sie sind Teil unserer Geschichte, und es ist unsere Pflicht, die Geschichte in all ihrer Widersprüchlichkeit anzunehmen“, sagte er. Man müsse das gesamte Ausmaß der Verbrechen begreifen, die im Namen des Nationalsozialismus begangen worden sind.

„Intoleranz nie akzeptieren“
„Dank und Respekt“ sprach Stocker all jenen aus, die für die Befreiung Österreichs gekämpft haben. „Sie haben für den Sieg über eine brutale Diktatur geprägt von Antisemitismus, Rassismus und Menschenverachtung tatsächlich geblutet.“ Dies sei „die Saat für die Wiedererstehung unseres Landes“ gewesen. „Akzeptieren wir niemals Intoleranz, egal in welcher Gestalt sie sich zeigt.“, rief Stocker auf. „Das ist die Verantwortung, die sich aus der Geschichte ergibt.“

Den 8. Mai 1945 nannte Stocker eine „entscheidende Zäsur in der Geschichte Österreichs“, er sei Voraussetzung gewesen für die Entstehung der freien und unabhängigen Zweiten Republik. (Bild: APA/ANDY WENZEL)
Den 8. Mai 1945 nannte Stocker eine „entscheidende Zäsur in der Geschichte Österreichs“, er sei Voraussetzung gewesen für die Entstehung der freien und unabhängigen Zweiten Republik.
(Bild: APA/ANDY WENZEL)

Kritik von russischer Botschaft
Ein „zu kurzes historisches Gedächtnis“ unterstellte der Regierung indes die russische Botschaft in Wien, weil auch im Jubiläumsjahr offizielle Vertreter Russlands nicht zu den nationalen Feierlichkeiten geladen worden seien.

„Monster“ der Spaltung
Weitere Stimmen aus Österreichs Politik
  • SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler mahnte in seiner Rede, nie zu vergessen, welches „Monster“ aus unserer Gesellschaft wieder erwachen kann, wenn Menschen glauben, anderen überlegen zu sein und ihnen ihre Gleichwertigkeit und Rechte absprechen. „Nie wieder dürfen wir uns über andere erheben, nie wieder dürfen wir den Wert einer Menschengruppe infrage stellen, nie wieder dürfen wir uns spalten lassen und der autoritären Versuchung erliegen. Wir sollten die Risse, die entstanden sind, kitten, bevor sie uns gänzlich spalten können“, mahnte der Vizekanzler.
  • Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) forderte, anlässlich des Gedenkens auch die Warnungen der Überlebenden vor Hass und Ausgrenzung, vor Extremismus, Antisemitismus und Rassismus zu hören. „Wir müssen diese Stimmen ernstnehmen und danach handeln“, so Wiederkehr. Noch gebe es 14 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die unermüdlich Aufklärungsarbeit in den Schulen leisten. 
  • Grünen-Chef Werner Kogler sprach auf Sozialen Medien vom 8. Mai als „Tag der Freude“, markiere er doch „die Befreiung von der nationalsozialistischen Barbarei“ und damit den Beginn des Friedens für Österreich. Dieser Friede sei jedoch nicht selbstverständlich und müsse auch verteidigt werden.
  • FPÖ-Chef Herbert Kickl hob die Bedeutung von Frieden, Freiheit und Demokratie hervor. Das sei in Zeiten, in denen „gewisse Kräfte wieder Krieg zu einem legitimen Mittel der Politik erheben wollen“, aktueller denn je. Er erinnerte neben den Gefallenen, zivilen Kriegsopfer und vom NS-Regime Ermordeten und Verfolgten auch an „das Unrecht“ gegenüber Altösterreichern.
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