Stein statt Droge

Mann verkaufte Spitzel falsches Kokain – Urteil

Österreich
06.09.2013 15:04
Weil er ausgerechnet einem Polizeispitzel einen Ziegelstein als Kokain verkaufen wollte und für seine Mutter mit Suchtgift handelte, ist ein 22-Jähriger Freitagmittag im Wiener Straflandesgericht zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der einschlägig vorbestrafte Mann nahm die Strafe an, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

Die Mutter des fünffach vorbestraften Mannes dürfte in ihrer Wohnung in Wien-Simmering einen regen Handel mit Cannabis betrieben haben. Wenn sie nicht Zuhause war, regelten ihre beiden Söhne die Verkäufe. Der 22-Jährige war erst sechs Tage vorher aus dem Gefängnis entlassen worden, als er für die abwesende Mutter das erste "Gras"-Geschäft abwickelte.

In Baumarkt Ziegelstein besorgt
Als ihm eines Tages seine Tante mitteilte, sie hätte einen Interessenten, der für zwei Kilogramm Kokain 90.000 Euro bezahlen würde, wollte sich der Vorbestrafte dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Wie der 22-Jährige beim Prozessauftakt Anfang August dem Gericht erklärt hatte, sei er also in mehrere ihm als Drogen-Umschlagplätze bekannte Lokale gegangen und habe sich erkundigt, wie und wo er zwei Kilo Kokain bekommen könnte.

Er sei jedoch "ausgelacht" worden, schilderte der 22-Jährige: "Die Leute sind aufgestanden, haben über mich gelacht und sind weggegangen." Der Bekannte seiner Tante, der vorgeblich an dem Gift interessiert, in Wahrheit aber ein Polizeispitzel war, habe immer weiter gedrängt. Da sei er in den Baumarkt gegangen, habe einen Ziegelstein gekauft und diesen verpackt, erzählte der junge Mann. Er habe "einen Ytong-Stein genommen, der Kokain ähnlich schaut", präzisierte sein Verteidiger Philipp Wolm.

Angeklagter: "Wir haben Angst bekommen"
Tatsächlich kam es dann zu einem Übergabetreffen mit dem Spitzel, bei dem diesem der in Tixo-Klebebänder gewickelte Stein überreicht wurde. "Wir wollten nicht, dass er reinschaut. Wir wollten hingehen, dass er uns die 90.000 Euro gibt", gab der 22-Jährige zu Protokoll. Der vermeintliche Käufer habe aber darauf bestanden, die Ware zu prüfen. "Als er öffnen wollte, haben wir Angst bekommen und sind weggegangen. Zwei Minuten später waren wir verhaftet", sagte der 22-Jährige.

Der Mann, der ihn damals begleitet hatte, fasste nun als Mittäter 18 Monate bedingt aus. Die Tante, die von dem Spitzel für die Vermittlung eine Provision von 10.000 Euro kassiert hatte, bekam 30 Monate, davon zehn unbedingt. Über die Mutter des 22-Jährigen verhängte der Schöffensenat 15 Monate bedingt, über ihren jüngeren, erst 16 Jahre alten Sohn sechs Monate auf Bewährung. Die Staatsanwältin gab zu sämtlichen Entscheidungen keine Erklärung ab.

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