Durchgeknallt

“Deadpool”: Superheld mit mehr als einer Schwäche

Spiele
11.07.2013 14:44
Dass Superhelden gespaltene Persönlichkeiten haben, ist bekannt: tagsüber freiberuflicher Fotograf, abends die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Oder milliardenschwerer Playboy auf der einen und dunkler Ritter im Flattermann-Kostüm auf der anderen Seite. Wohl kaum einer ist aber so zwiegespalten wie der hierzulande noch weitgehend unbekannte "Deadpool". In Activisions gleichnamigen Action-Adventure können Comic-Fans den durchgeknallten Marvel-Helden jetzt besser kennenlernen.

Deadpool hat ein Problem: Er steht im Schatten solch strahlender Helden wie zum Beispiel Wolverine. Damit sich das ändert, muss ein eigenes Videospiel her – mit ihm als Hauptsteller darin, versteht sich. Dass die ganzen Spezialeffekte dafür das Budget übersteigen werden und der Kameramann seinen Job mitunter nur halbherzig macht, ahnt Deadpool allerdings noch nicht, als er zu Beginn des Spiels mit seinem Agenten telefoniert, um sein Vorhaben zu besprechen.

Dem Spieler wird indes schnell klar: "Deadpool" sprüht geradezu vor Ironie, schrägen Einfällen und selbstreferentiellen Gags die Spielebranche und das Thema Gaming betreffend. Schon alleine der Umstand, dass es für noch so belanglose Aktionen Achievements gibt, dürfte für ein Schmunzeln sorgen. Ganz zu schweigen von der Hüpfburg, auf deren Nutzen an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Spätestens aber, wenn das Spiel aus Sparzwängen kurzzeitig in eine Art "Zelda"-Modus in 8-Bit-Optik verfällt, dürfte Deadpool die Lacher auf seiner Seite haben.

Leider kann das Gameplay letzten Endes aber nicht mit dem Humor, den vielen genialen Anspielungen sowie teils derben Späßen des Spiels mithalten. Zwar macht "Deadpool" mächtig Laune, wirklich zeitgemäß sind das Spielprinzip und die Optik aber nicht mehr. Ausgerüstet mit diversen Nah- und Fernkampfwaffen, die sich wie bestimmte Attribute des Helden gegen bare Münze freischalten und verbessern lassen, ballert und metzelt sich Deadpool - begleitet von einer bockigen Kamera, die den Blick aufs Wesentliche mehr als einmal verhindert - an kleineren und größeren Gegnern vorbei durch größtenteils triste und karge Levellandschaften.

Zugutehalten muss man dem Action-Adventure jedoch, dass es selten fad wird und sein hohes Tempo die meiste Zeit über halten kann. Insbesondere das Zusammenspiel von Nah- und Fernkampfwaffen sorgt für eine hohe Dynamik in den Auseinandersetzungen und beschert dem Spielerauge so manch eindrucksvolle Kombo. Die Animationen gehören mit Sicherheit zum Besten, was das Spiel zu bieten hat, sind aber nicht ganz so geschmeidig und elegant anzusehen wie etwa jene von Batman in dessen "Arkham"-Spielen.

Fazit: Großartiger Humor macht leider noch kein großartiges Spiel: "Deadpool" begeistert mit seinem Witz, enttäuscht aber in Sachen Gameplay (zu repetitiv), Optik (zu karg) und Kameraführung (zu bockig). So simpel gestrickt das Spielprinzip ist, so unterhaltsam kann es allerdings auch sein. Wer gewisse Ansprüche zurückschraubt oder erst gar nicht mitbringt, kann mit "Deadpool" also trotzdem eine gute, actionreiche Zeit haben. Comic-Fans werden darüber hinaus die vielen Erläuterungen zu anderen Helden des Marvel-Universums zu schätzen wissen, die in "Deadpool" Gastauftritte haben.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC (Steam)
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 7/10

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