Die Freude, der Jubel über den größten Sieg in der Parteigeschichte: Den müssen selbst jene verstehen, die mit der FPÖ so gar nichts am Hut haben. Fast 30 Prozent erreichte die Partei am Sonntag, geht erstmals als Erster durchs Ziel – das hat nicht einmal Jörg Haider zu seiner allerbesten Zeit geschafft.
Und doch bleibt bei manchen klugen Blauen der Jubel über diesen größten Erfolg begrenzt. Im Bewusstsein, dass er picksüß ist – in der gleichzeitigen Ahnung, dass solche süßen Bonbons oft einen bitteren Beigeschmack haben. Sie spüren, dass ausgerechnet dieser Erfolg, dieser deutliche Vorsprung vor der abgestürzten Volkspartei, sich zum größten Hindernis auf dem Weg ins Kanzleramt auftürmt. Der strahlende, kraftstrotzende Sonntags-Sieger Herbert Kickl wird auf dem Siegerstockerl wohl letztlich allein stehen bleiben. Die Luft dort oben wird auch für den Bergfex Kickl zu dünn sein, um den Gipfel, das Kanzleramt, zu erreichen. Noch.
Denn die ÖVP, der einzig überhaupt denkbare Koalitionskandidat für die FPÖ, wird sich mit Karl Nehammer kaum als gedemütigter Juniorpartner in eine blau-türkise Koalition schleichen. Dass Kickl der deutlich abgeschlagenen Volkspartei aber das von ihm im Falle des erreichten Sieges eingeforderte Kanzleramt überlässt? Diesen historischen „Haider-Fehler“ werde er nicht begehen, beteuert der Gewinner ...
... und spekuliert gewiss damit, wenn er nun nicht zum Zug kommt, nach den nächsten (vielleicht baldigen) Wahlen und einem mutmaßlich noch besseren Ergebnis, nicht mehr umgangen werden zu können.
Bittere Pillen, aber auch ein paar recht süße Zuckerln hatte der Wahlabend der ÖVP zu bieten: Denn trotz Rekordabsturz bleibt Karl Nehammer chancenreichster Kanzler-Kandidat. Zumindest theoretisch stehen ihm vier Koalitionspartner zur Verfügung, mithilfe von einem oder zwei von ihnen wird er wohl seinen Schreibtisch im Kanzleramt am Ballhausplatz bis auf Weiteres retten.
Fast uneingeschränkt saure Zuckerln verteilten die Wähler an die SPÖ. Aber da sprichwörtlich bekanntlich „sauer lustig macht“, feierten rote Babler-Freunde mit ihrem Idol, als hätten sie den angepeilten ersten Platz erreicht. Dabei haben längst auch führende Sozialdemokraten die Erkenntnis gewonnen, dass mit diesem Kandidaten und seinem Programm nicht einmal ein Blumentopf zu gewinnen ist. Die Frage, die sich nun alle stellen: Wie lange kann Babler diese Schlappe an der Spitze überleben?
Zunächst wird der rote Noch-Parteiobmann bei den zu erwartenden Koalitionsgesprächen mit der ÖVP (und wahrscheinlich auch den NEOS) vermutlich schon einmal unter Kuratel gestellt sein.
Was man bei diesen Gesprächen annehmen kann? Sie werden garantiert schwierig und langwierig. Und doch dürfte letztlich die von manchen „Zuckerl-Koalition“ genannte türkis-rot-pinke Mischung herauskommen. Möglicherweise rund um Weihnachten. Ein Weihnachtszuckerl?
Nein, eher werden so manche Politiker, aber auch ein Gutteil der Österreicher in den sauren Apfel beißen müssen.
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