„Gute Nachrichten“

PlayTogetherNow: Ein Fußballverein, der verbindet

Ombudsfrau
15.06.2024 06:00

Seit dem Start der Fußball-EM am 14. Juni 2024 stehen 24 Nationalmannschaften im Rampenlicht. Gespannt nach Deutschland blickt auch ein Wiener Club, der sich für die Integration von Geflüchteten einsetzt und für den Fair Play keine leere Phrase, sondern wichtiger als das Feiern von Siegen ist.

Ruben aus Portugal steht im Tor, verteidigt wird es von den Österreichern Lukas und Benni, dem Afghanen Munir und dem Kolumbianer Santiago. Im Mittelfeld walten Navid und Farhad aus Afghanistan neben Clemens und Paul aus Österreich. Das Sturmduo bilden der Syrer Mohammad und der Afghane Zubaid. Gemeinsam spielen sie unter der Leitung ihrer Trainer Christoph und Vinc bei den PlayTogetherNow Reds in der Wiener Amateurliga DSG.

Miteinander statt gegeneinander
Auf dem Sportplatz in der Rustenschacherallee geht es jedoch um mehr als um Siege, erklärt Jakob Schott, der zum Vorstand von PlayTogetherNow gehört: „Unser sportliches Ziel ist, dass wir gerne alles gewinnen wollen. Aber wir sind kein rein kompetitiver Sportverein. Wir spielen miteinander und versuchen Fair Play vorzuleben. Respekt vor dem Gegner und vor dem Schiedsrichter sind uns wichtig.”

Vereins-Mitgründer Jakob Schott ist selbst sportlich aktiv.
Vereins-Mitgründer Jakob Schott ist selbst sportlich aktiv.(Bild: PlayTogetherNow)

Der ehrenamtliche Verein, der Freizeit- und Kulturangebote für Menschen mit Migrations- oder Fluchtbiografie anbietet, wurde 2015 gegründet. Ein Schlüsselerlebnis, das zur Gründung geführt habe, seien damals „die Bilder der vielen Vertriebenen am Hauptbahnhof“ gewesen, sagt Schott, der den Verein gemeinsam mit Joe Schramml und Daniel Kemper gegründet hat, weil sie „einen zivilgesellschaftlichen Beitrag leisten“ wollten. Da die drei auch fußballinteressiert sind, war es naheliegend, dass dieser im Fokus der Vereinsarbeit stehen sollte.

Plattform für Begegnungen
„Uns ist der integrative Aspekt wichtig, dass Österreicher und andere EU-Bürger mit Geflüchteten zusammengebracht werden. Dadurch sind bereits viele Freundschaften zwischen Österreichern und Geflüchteten entstanden”, erklärt Schott. Das sei das Ziel des Vereins, der gemäß Eigendefinition eine Plattform für Begegnungen sein soll.

Auf den Vereinsnamen kamen Schott und seine Vorstandskollegen, indem sie verschiedene Wörter kombiniert haben, die für die zentralen Aspekte ihres Vereins stehen sollten: „Play steht für das Spielerische und Together dafür, Österreicher und Menschen mit Migrationshintergrund zusammenzubringen.”

Gemeinsam laufen und kochen
Die Fußballaktivitäten, zu denen auch eine zweite Herrenmannschaft und das Frauen-Team Phönix zählen, sind aber nur ein Bestandteil des vielfältigen Vereins-Portfolios. Mit RunTogetherNow gibt es auch eine Laufgruppe, die sich regelmäßig trifft. Abseits des Sports wird eine Theater- und Tanzgruppe angeboten, die auf kleineren Bühnen vor bis zu 120 Besuchern auftritt. Bei CookTogetherNow treffen sich einmal pro Monat bis zu 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um miteinander zu kochen. Alle Angebote vereint, dass das Gemeinsame im Mittelpunkt steht, nicht nur wortwörtlich.

Die Auftritte der Theatergruppe finden bei Besuchern großen Anklang.
Die Auftritte der Theatergruppe finden bei Besuchern großen Anklang.(Bild: JAKOB SCHOTT)

Seitenwechsel
Um den Vereinsbetrieb für die bis zu 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufrechtzuerhalten, seien rund 50 Personen pro Woche ehrenamtlich im Einsatz, schätzt Schott. Darunter befinden sich mittlerweile auch einige Geflüchtete, die bei der Organisation helfen.

Finanziert wird dieses Angebot vor allem durch Privatspenden. „Außerdem sammeln wir Spenden, etwa bei Konzerten, wir erhalten Kleinförderungen und haben auch Kooperationspartner, die uns unterstützen”, erläutert Schott, der auch der Schriftführer des Vereins ist und für dessen Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet.

Zurück auf den Platz
Die Länder, aus denen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen, sind Afghanistan, Syrien, der Irak und der Iran. Einige wenige sind aus Afrika. Dass die Vielzahl an unterschiedlichen Sprachen und Kulturen zu Verständigungsproblemen innerhalb der Fußball-Mannschaft führt, schließt Schott aber aus. „Unsere Maxime ist, dass wir versuchen das Training immer auf Deutsch abzuhalten. Für die Geflüchteten untereinander ist es auch notwendig, wenn etwa ein Afghane mit einem Syrer oder Iraker sprechen möchte.”

Einmal im Monat wird gemeinsam gekocht.
Einmal im Monat wird gemeinsam gekocht.(Bild: JAKOB SCHOTT)

Eindeutigen Konsens gab es bei der Namensfindung für die PlayTogetherNow Reds. Die Spieler hätten den Namen aufgrund der roten Dresse gewählt. Einige Spieler aus dem Team haben es auch zu einem höherklassigen Verein geschafft. „Einer war bei der Wiener Viktoria. Da wir aber nicht leistungsorientiert sind, gibt es bei uns mehr Spaß als bei kompetitiven Vereinen. Deswegen kommen einige auch zurück oder schauen beim offenen Training vorbei”, sagt Schott.

Angesprochen auf die EM-Favoriten der PlayTogetherNow Reds verrät Schott: „Wir alle, auch die Nicht-Österreicher, feuern Österreich an. Vielleicht sind sie nicht unser Favorit, aber wir hoffen, dass Österreich weit kommt.”

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