Nach 28 Dienstjahren

Überfallener Wiener Taxler fährt “jetzt nur noch bewaffnet”

Österreich
27.10.2012 19:21
In seinem weißen Mercedes fährt Taxler Erwin Dolezal (Bild) seit 28 Jahren durch das Wiener Nachtleben. Dienstag früh wurde er zum ersten Mal überfallen - von drei jungen Frauen. Mit einem Fleischmesser stach eine der drei 20- bis 21-Jährigen dem Fahrer fünfmal in die Schulter und in die Hand. Seither fährt er "nur noch bewaffnet".

Dolezal ist ein "guter Latsch", würde man in Wien sagen. "Hätten die mich nur gewürgt, hätte ich wahrscheinlich nicht einmal die Polizei gerufen. Aber die hat ja fünf Mal auf mich eingestochen!" So etwas verändert selbst die Welt eines langgedienten Taxifahrers, der nach 28 Jahren Nachtschicht in Wien schon so ziemlich alles gesehen hat.

Wie berichtet, hatte der 54-Jährige Dienstag früh um 3.30 Uhr seinen Mercedes zum Taxistand am Simmeringer Platz gesteuert. "Um die Zeit fahren die Ersten zur Arbeit. Da sind immer ein paar gute Fuhren dabei."

"Höflich und wirklich hübsch"
Als die 21-Jährige und ihren beiden 20-jährigen Freundinnen in sein zehn Jahre altes Taxi stiegen, machten sie noch einen guten Eindruck: "Die waren höflich und nett, gut angezogen und wirklich hübsch", erinnerte sich der Simmeringer. Die Blondinen wollten nur eine kurze Strecke fahren.

Doch schon drei Minuten später änderte sich die Stimmung der Fahrgäste schlagartig: Die junge Frau, die hinter Dolezal saß, würgte ihn mit einer Hundeleine. Diejenige, die vorne saß, schrie mit deutschem Akzent "Geld, Geld!" und schlug unkontrolliert auf das Amaturenbrett. Jeder andere hätte es mit der Angst zu tun bekommen. Nicht so Taxler Dolezal: "Das war schon schiach. Aber ich hatte keine Todesangst. Schnell hab ich gemerkt, dass sie nicht die Kraft hat, stärker zuzuziehen."

"Wirklich gefährlich sind nur die Spieler "
Dolezal kann so etwas abschätzen. Es ist ja nicht so, dass bisher alle Menschen, die im Taxi des 54-Jährigen mitgefahren sind, echte Herzerln waren. "Ich habe schon alles erlebt. Wirklich gefährlich sind die Spieler. Außer die chinesischen Spieler - die zahlen immer. Die Polen sind oft stockbesoffen. Speiben tun in letzter Zeit meistens die jungen Mädeln. Mit Schwarzen habe ich noch nie Probleme gehabt. Und vielen merkt man an, dass sie flach sind. Die nehm ich nicht mit. Die springen aus dem Taxi, ohne zu zahlen. Ich bin schon so vielen hinterhergelaufen..."

"Plötzlich alles voller Blut"
Als die drei im Begriff waren - ohne Beute - zu flüchten, zog eine der 20-Jährigen, "die Hübscheste von denen", ein Fleischmesser aus der Jacke, stach auf den Taxler ein und rannte davon. "Ich wollte weiterfahren. Doch plötzlich war alles voller Blut. Ich griff zum Handy, um die Polizei zu rufen, aber ich hab die Tasten nicht gesehen, weil auch die voller Blut waren."

Schließlich gelang es ihm doch. Hilfe war schnell zur Stelle. Schnell wurde auch das Blondinen-Trio seinem Bestimmungsort - einer Gefängniszelle - zugeführt. Die Damen kamen nämlich zum Taxistandplatz zurück, wo Beamte in Zivil auf sie warteten. Das Auto, in dem eine der Frauen ihren Kampfhund eingesperrt hatte, war dort abgestellt. Dessen Leine hatte sie zum Würgen des Taxifahrers missbraucht.

"Fahre nur noch bewaffnet Taxi"
Wöchentlich ist von Überfällen auf Taxifahrer in Wien zu hören. "Die Zahl der Raubdelikte ist insgesamt angestiegen ", bestätigte Polizeisprecherin Adina Mircioane. Erwin Dolezal zieht nun Konsequenzen: "Ich fahre jetzt nur noch bewaffnet Taxi, habe ein Messer dabei und würde zustechen." Doch der Überfall ändert nichts daran, dass der 54-Jährige ein gutes Herz hat: "Ich würde die Mädchen wieder mitnehmen. Die waren doch so hübsch!"

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